Kultur

Interview Claudia Koreck zum neuen Album

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit ihrem zehnten Studioalbum „Auf die Freiheit“ feiert Claudia Koreck den Spaß an der musikalischen Vielseitigkeit, zeigt sich so experimentierfreudig wie noch nie, ganz nach der Maxime „I bin der rote Faden“ und präsentiert am 7. August 2020 ein so buntes wie wildes und spannendes Album mit elf Songs. Dazu ein Interview:

Was erwartet die Fans musikalisch auf dem neuen Album?

Es ist ein sehr spannendes, sommerlich positives Album mit ein paar sehr groovigen und tanzbaren Nummern, die einem die Last ein wenig von den Schultern nehmen, an die Sonnenseiten des Lebens erinnern und einladen, in eine andere Welt abzutauchen. Das hat nichts mit einer kitschigen heilen Welt zu tun. Es ist eher eine aufmunternde Botschaft, nach einer Krise wieder positiv ins Leben zu blicken. Aber es sind auch ein paar ganz reduzierte und eher nachdenkliche „Claudia Koreck-Songs“ drauf.

„Auf die Freiheit“ vereint als Titel verschiedene Aspekte dieses großen Begriffs. Um welche Freiheit geht es vorrangig?

Freiheit taucht in so vielen Aspekten unseres Lebens auf. Zuallererst geht es hier aber um die künstlerische Freiheit. Dieses Album ist nämlich musikalisch so vielfältig wie kein Album zuvor. Wir haben vorher kein Konzept entwickelt und keinen Rahmen festgesetzt, worum es thematisch gehen und wie es klingen soll. Ich habe meinem Mann und Produzenten Gunnar Gräwert im Vorfeld meine komplette künstlerische Arbeit vorgelegt. Viele hundert, zum Teil skizzenhaft komponierte Lieder, die sich sind im Laufe der Jahre auf meinem Smartphone angesammelt haben.

Gunnar brauchte ganze zwei Tage, um sich alles anzuhören. Dann haben wir gemeinsam immer wieder die Auswahl eingegrenzt und uns am Ende für elf Songs entschieden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeder hat eine ganz eigene Essenz und brauchte ein eigenes Soundkonzept, was wir auch kompromisslos im Studio so umgesetzt haben.

Das Thema Freiheit taucht in den Texten dann noch in mehrfacher Hinsicht auf …

Genau. Da geht es um die gedankliche und innere Freiheit, die es einem erst ermöglicht, sich zu entfalten. Aber auch um die Grenzen der Freiheit.

Zum Beispiel die ganze laute Welt des Internets, das vermeintlich nur so von Freiheit strotzt, weil jeder kundtun kann, was er denkt.  Leider ist das auch ein beliebter Spielplatz für Menschen, die Hass und Lügen verbreiten, dadurch Zwietracht säen und die Freiheit derer, die sich für Mensch und Natur einsetzten, torpedieren.

Es geht aber auch ganz einfach um das Freiheitsgefühl, welches einen übermannt, wenn man alle Sorgen vergessen und einfach durchs Leben tanzen kann.

Wie bewahren Sie sich ihre Freiheiten im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen an eine erfolgreiche Musikerin und der Verantwortung für eine Familie?

Das ist oft ein Drahtseilakt. Manchmal fühlt man sich wie zerrissen, weil beide Aufgaben meine völlige Hingabe erfordern. Wenn ich gedanklich mit meiner Musik beschäftigt bin, dann stresst mich alles, was drumherum erledigt werden muss. Aber als Mama ist immer etwas zu tun, und das bringt mich dann oft an meine Grenzen. Dann brauche ich Hilfe und bin glücklich, wenn mein Mann oder meine Eltern einspringen können.

Deshalb fahre ich zum Liederschreiben gern in die Ferne, wo ich mich allein völlig meiner Kunst widmen kann. Ganz ohne den Druck, dass gleich das Essen auf dem Tisch stehen muss.

Wenn wir auf Tournee sind, dann bleiben die Kinder bei Oma und Opa und ich weiß, dass sie in liebevollen Händen sind. Und dann kann ich wieder ganz entspannt nach Hause kommen und meiner Mutterrolle gerecht werden und genieße es, für meine Familie da zu sein.

Mit ihrem zehnten Studioalbum feiern Sie quasi ein Jubiläum. Wenn Sie zurückblicken zum Debüt-Hit „Fliang“ 2007 – welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn?

Was für eine wilde, aufregende Zeit, die da hinter mir liegt. Ich habe mir gerade alte Tagebücher durchgelesen, wo ich zu jedem Konzert einen Eintrag gemacht habe. Ich hatte damals eine sehr gute Zeit mit meiner ersten Band. Wir waren wie eine kleine Familie und haben den ganzen Wahnsinn, der mich von 0 auf 100 ein wenig aus der Bahn geworfen hat, mit jeder Menge Rock´n Roll wieder aufgefangen.

Ich bin noch immer sehr dankbar für alles, was ich bislang erleben durfte. Und dass ich zehn Alben später noch immer machen darf, was ich über alles liebe.

Was von der jungen Singer/Songwriterin, die damals mit einem so authentischen wie mitreißenden Mundart-Hit in die Charts schoss, steckt auch noch heute in der inzwischen zweifachen Mutter und international bekannten Musikerin Claudia Koreck?

Ich habe mir tatsächlich noch immer ein Stück Leichtigkeit bewahrt, egal wie schwer das Leben manchmal ist und mit welcher Wucht das Schicksal zuschlagen kann. Manchmal droht der Schmerz einen zu erdrücken, doch bei mir ist dann immer noch Musik. Und wenn da Musik ist, dann sehe ich immer die Sonnenstrahlen durchscheinen und hab wieder Vertrauen in das Leben und in mich. Und dann erinnere ich mich daran, dass man mutig sein muss und immer dem Ruf seines Herzens folgen soll. Das hab ich damals schon gemacht und das mache ich heute noch immer so.

Die Single-Auskoppelung „Es geht vobei“ wurde spontan früher veröffentlicht, weil sie mit Beginn des Lockdowns plötzlich eine überraschende Aktualität bekam, obwohl darin ein anderes, sehr sensibles Thema besungen wird. Spricht das für die generelle Fähigkeit von Musik trösten, Mut machen und inspirieren zu können? Gerade in Krisenzeiten?

Auf jeden Fall! Ich bekomme noch immer so viele schöne Nachrichten zu dem Song, in denen mir Leute erzählen, wie sehr das Lied ihnen gerade jetzt Mut macht und sie motiviert, nicht aufzugeben. Wenn Musik so etwas bewirken kann, hüpft mein Herz bis zum Himmel und es erfüllt mich durch und durch.

Dass wir jetzt gerade zur Veröffentlichung meiner CD in einer Krise stecken, die unser aller Freiheit so einschränkt, das hätte ja niemand ahnen können. Aber irgendwie müssen wir da jetzt durch: „Ohne Regen koa Paradies“ passt da als Song wunderbar. Ich wünsche mir, dass meine Musik Menschen helfen kann, wieder die Sonne zu sehen und zu erkennen, dass wahre, innere Freiheit nicht von äußeren Bedingungen abhängt.

Die „innere Freiheit“ ist ein gutes Stichwort, denn derzeit fühlen sich viele Menschen anscheinend ihrer Freiheit beraubt? Können Sie das als freiheitsliebender Mensch nachvollziehen?

Für mich bedeutet es eher Verzicht zum Wohle der Anderen als Beraubung. Meine Freiheit hört ja immer dort auf, wo sie für andere eine Einschränkung oder Gefahr bedeutet. Deshalb mussten wir alle auch eine Zeit lang darauf verzichten, unsere Freunde zu treffen und zu herzen.

Aber es gab durchaus auch Momente, in denen ich dachte: „Blödes Corona, ich will das alte Leben zurück, alles unfair, ich will in den Urlaub fahren, ich will meine Freunde sehen, ich will auftreten…!“

Bis ich gemerkt habe, dass ich wie ein kleines, trotziges Kind agiere, das nicht bekommt, was es will. Und dass es gerade echt nicht darum geht, was ich will, sondern darum, wie wertvoll das ist, was ich habe. Wie dankbar ich dafür bin, dass meine Familie gesund ist. Dass wir ein wunderschönes Haus haben und in einer wunderschönen Gegend leben. Dass ich wundervolle Fans habe, die mir treu sind und zu mir halten.

Und dass ich nach wie vor die Freiheit habe, die Dinge bunt oder schwarz-weiß zu sehen, das Leben anzunehmen, wie es ist oder es anzumotzen. Was einen nur schlecht drauf bringt.

Außerdem ist jegliche Freiheit nie selbstverständlich. Man muss sie sich immer wieder erarbeiten, egal ob es die gedankliche, innere, künstlerische oder eben auch gesellschaftliche Freiheit ist.

In diesem Sinne: AUF DIE FREIHEIT.

Welche Chancen hat die Musik derzeit? Und welchen Gefahren ist sie ausgesetzt, vor allem vor dem Hintergrund, dass womöglich auf längere Zeit Livemusik wie früher nicht stattfinden kann?

Ich denke, Musik hat jetzt die Chance, wieder mehr Wertschätzung zu erlangen. Durch die digitale Entwicklung ist sehr viel davon verloren gegangen. Musik wird zu einem immer verfügbaren, schnell zu konsumierenden „Produkt“ und ist doch in Wahrheit so viel mehr. Da draussen sind so viele tolle Musiker und Künstler, die seit Jahren nichts anderes tun, als ihr Instrument oder ihre Schreibkunst weiterzuentwickeln um das hörbar und vor allem fühlbar zu machen, was zwischen den Zeilen in unserer Gesellschaft geschieht. Musik ist ein Motor für die Menschen. Vielleicht unsichtbar, aber dennoch beeinflusst sie die Handlungen und Psyche der Menschen in positivem Sinne. Sie inspiriert Menschen dazu, Dinge zu tun.

Und das ist solch eine wichtige Arbeit, die darf nicht als Hobby abgetan oder angesehen werden. Denn wäre Musik nur ein Hobby, wäre die Qualität der Aufnahmen und Konzerte niemals auf so einem Niveau, wie wir es gewöhnt sind.

Fotos: Graewert – Claudia Koreck

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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