Noch ist die Corona-Krise nicht überstanden, doch mit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen stellt sich bereits die Frage: Wohin mit den Lebensmitteln, die zu Beginn der Krise massenweise zu Hause eingelagert wurden? „Damit rückt auch das Thema Lebensmittelverschwendung wieder in den Fokus der öffentlichen Diskussion, da die Gefahr gegeben ist, dass nun vermehrt Lebensmittel weggeworfen werden, die als Vorrat für Krisenzeiten jetzt ungenutzt in Privathaushalten lagern“, warnt Landesbäuerin Anneliese Göller.
Der Landesvorstand der Landfrauen fordert deshalb einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. „Dass Lebensmittel im Müll landen, lässt uns nicht kalt, da wir Bäuerinnen und Bauern genau wissen, wie viel Arbeit und Herzblut in diesen Lebensmitteln steckt“, sagt die Landesbäuerin.
Bereits vor der Corona-Krise wurden in Deutschland nach neuesten Berechnungen des Thünen-Instituts fast 12 Millionen Tonnen Frischmasse an Lebensmitteln weggeworfen. Dabei entsteht der größte Teil der Abfälle mit rund 52 % in Privathaushalten. Ursachen sind hier u. a., dass zu viele Lebensmittel eingekauft, Lebensmittel falsch gelagert, das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch verstanden und Speisereste nicht wiederverwendet werden.
Die Landfrauen empfehlen Verbrauchern:
- Vor jedem Lebensmitteleinkauf die Vorräte zu sichten und am besten einen Wochenspeiseplan zu erstellen. Dies ist jetzt besonders wichtig, da man sehr leicht den Überblick über die in Corona-Zeiten angelegten Lebensmittelvorräte verliert.
- Mit einem Einkaufszettel einzukaufen, damit nicht über den Bedarf eingekauft wird.
- Auch mal Gemüse und Obst, das nicht der Norm entspricht, wie z. B. krumme Gurken oder zu klein geratene Äpfel zu kaufen, da diese ebenso gut schmecken und meist günstiger sind.
- Auf die richtige Lagerhaltung zu achten: Gekühlte Lebensmittel gehören ohne Unterbrechung der Kühlkette in die entsprechenden Kältezonen des Kühlschranks, dies ist ganz besonders wichtig bei leichtverderblichen Produkten wie Fleisch und Fisch. Verpacktes Gemüse sollte ausgepackt im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert werden. Bei tiefgekühlten Produkten darf die Tiefkühlkette nicht unterbrochen werden. Die regelmäßige Kontrolle der Lagerbestände verhindert, dass Lebensmittel verderben.
- Bei abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum mit den Sinnen zu prüfen, ob das Lebensmittel noch genießbar ist.
- Aus Speiseresten kreative, schnelle Gerichte für den nächsten Tag zu zaubern. Dies schont auch den Geldbeutel!
In den künftigen Projektwochen „Schule fürs Leben“ in der Grund- und Sekundarstufe setzen sich die Landfrauen dafür ein, dass Kinder lernen, wo unsere Lebensmittel herkommen, wie sie erzeugt werden und was man daraus zubereiten kann, um so die Wertschätzung für heimische Lebensmittel zu erhöhen.
Zudem erfahren Verbraucher durch verschiedene Aktionen wie das „Frühstück auf dem Bauernhof“ oder die Kampagne „Essen aus Bayern“, dass regionale und saisonale landwirtschaftliche Produkte durch die kurzen Transportwege und die optimale Erntezeit ein hohes Maß an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen und damit eine hohe Qualität aufweisen und ein Genuss sind.
Durch die regionale Vermarktung wie dem Einkauf ab Hof, auf Bauernmärkten oder das Herkunfts- und Qualitätssicherungskonzept „Geprüfte Qualität Bayern“ werden Wirtschaftskreisläufe in der Erzeugung und Verarbeitung unterstützt. Der Verbraucher bekommt mehr Bezug zur Herkunft seiner Lebensmittel und lernt, ihren Wert besser zu schätzen.
Somit kann jeder Einzelne durch seinen Einkauf Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region sichern.
Bericht und Foto: Bayerischer Bauernverband