Die wohl bekannteste Art aus dem Trio der Wegeriche ist der Spitzwegerich, auch Lungenblattl, Heilwegerich, Heufresser, Sohlenkraut oder lateinisch Plantago lanceolata genannt. Über diesen, aber auch über seine Verwandten, den Mittel- und den Breitwegerich weiß Kräuterweibe Maria Zierer einiges zu berichten.
Sebastian Kneipp, „Wasser-Doktor“ und Naturheilkundler sagte über den Wegerich: „Wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss zu, und wie an Gold sich nie Rost ansetzt, so flieht dem Spitzwegerich jede Fäulnis und faules Fleisch.“ Grund für diese und für weitere, nachfolgend beschriebene Wirksamkeiten sind unter anderem die Bestandteile, dies sind Schleimstoffe, Aucubin, Bitterstoffe, Flavonoide, Kieselsäure, Vitamin C, Kalium und Zink.
Zu erkennen ist der Spitzwegerich daran, dass die grünen Blätter in einer Grundrosette dicht am Boden stehen, schmal-lanzettlich sind und 5 bis 8 längs verlaufende Blattnerven haben. Die Blüten sind kugelige bis eiförmige Ähren mit vielen langgestielten weißen Staubgefäßen. Schleimlösend, hustenlindernd, schmerzstillend, wundheilungsfördernd und blutreinigend – das sind die wertvollen Eigenschaften der Pflanze, die sich im Frühjahr auch für eine Kur zur Blutreinigung eignet. Bei Husten, Verschleimung oder Bronchitis wird er oft zur innerlichen Anwendung empfohlen. Bei Insektenstichen, Sonnenbrand, gegen das Brennen der Brennnessel, bei kleinen Verletzungen und blauen Flecken kann der Wegerich äußerlich angewendet werden. Einige Heilpraktiker setzen unter anderem den Spitzwegerich dazu ein, um ihren Patienten das Rauchen abzugewöhnen. Weiters berichtet das Kräuterweibe: „Ich möchte den Spitzwegerich in meinem Garten nicht missen. Bei den Arbeiten an meinen Bienenvölkern werde ich schon ab und zu gestochen. Dann hole ich mir schnell ein Spitzwegerichblatt, zerkaue es ein wenig und reibe damit die Stichstelle fest ein. Bei mir lässt der Schmerz dann sehr schnell nach und es kommt kaum noch zu einer Schwellung. Auch als kleines Notpflaster findet er bei mir Anwendung. Dazu zerknülle ich 1-2 Blätter bis Saft austritt und lege es auf die Wunde. Das Ganze kann man noch mit einem weiteren Spitzwegerichblatt fixieren“.
Eine weitere Verwendung im Hause Zierer ist der sogenannte Erdkammersirup, der bei Husten zum Einsatz kommt. „Diesen setzte ich jetzt im Frühjahr an. Dazu junge, frische, trockene, etwas kleingeschnittene, angequetschte Spitzwegerichblätter und Honig abwechselnd in ein Glas schichten. Die letzte Schicht mit Honig abschließen und das Glas gut verschließen. Dieses dann 50 cm tief in die Erde ein- und nach 3 Monaten wieder ausgraben. Eine Alternative wäre auch der kühle dunkle Keller oder der Kühlschrank. Wichtig dabei ist die gleichbleibende Temperatur und Dunkelheit. Anschließend abseihen und kühl und dunkel aufbewahren. Wenn Sie das Glas vergraben, markieren sie die Stelle. Ich kenne einige Leute, die den Sirup bis heute nicht mehr gefunden haben. Den Unsrigen haben wir nach zwei Jahren im Garten wiedergefunden und konnten feststellen, dass er immer noch gut war“ – so Maria Zierer zum Erdkammersirup. Eine schnellere Variante ist der Spitzwegerichsaft, der wie folgt empfohlen wird: „Der Saft kann immer frisch zubereitet werden. Dazu frische oder getrocknete Spitzwegerichblätter mit wenig Wasser pürieren, kurz aufkochen und wenn das Ganze unter 40 Grad abgekühlt ist, um die Inhaltstoffen des Honigs zu erhalten, mit Honig mischen“.
Sollte mal kein Spitzwegerich zu finden sein, kann man ebenso den Breitwegerich oder den Mittleren Wegerich für oben Genanntes verwenden. Diese sollen jedoch nicht ganz so heilkräftig sein. Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Breitwegerich sind wie folgt festgehalten. „Von einer älteren Frau erhielt ich einmal den Tipp, bei müden oder brennenden Füßen ein paar Breitwegerichblätter in die Schuhe zu legen. Auch als ich dabei war, mir bei einer Bergtour mit neuen Schuhen eine Blase zu laufen, hat mir ein auf die Druckstelle gelegtes Breitwegerichblatt sehr geholfen und ich konnte ohne Schmerzen die Wanderung fortsetzen“.
Für die Verwendung von Spitzwegerich gibt es folgende Vorschläge: in der Küche eignen sich die jungen Spitzwegerichblätter gut zu Salat, in Suppen sowie zu Kartoffeln und als Wildgemüse kann man sie ebenfalls gut zubereiten. Auch die Blütenknospen können verwendet werden. Diese schmecken in Butter gedünstet wie Pilze.
Tipp: Will jemand selbst Spitzwegerichblätter trocknen ist die beste Zeit vom Frühjahr bis Spätsommer. Spitzwegerichblätter muss man schnell trocknen um das antibakteriell wirkende Aucubin zu erhalten. Schwarze Blätter dürfen nicht mehr verwendet werden. Alternativ kann man getrocknete Blätter auch in Apotheken erwerben. Die jungen, frischen Blätter kann man sehr gut in Öl, Alkohol oder Honig konservieren und aufbewahren.
Fotos: Hötzelsperger – Spitzwegerich – Breitwegerich – Mittlerer Wegerich