In seiner Osterbotschaft ruft Kardinal Reinhard Marx angesichts der aktuellen Situation zu weltweiter Solidarität auf, um humanitären Notlagen und der Verschärfung internationaler Ungleichgewichte vorzubeugen. „Diese Krise darf nicht dazu führen, dass die Ungleichheiten und Gräben, die Ungerechtigkeiten und Spannungen in unseren Ländern und global größer werden“, mahnt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Predigt am Samstagabend, 11. April, im Münchner Liebfrauendom in der Osternacht, die nicht öffentlich gefeiert und live ins Internet übertragen wird. Christen stünden „von Ostern her ein für die eine Menschheitsfamilie, für die Christus sein Leben gab“. Mit großer Sorge blicke der Kardinal auf ärmere Länder ohne leistungsstarkes Gesundheitssystem wie etwa in Afrika, Asien und Lateinamerika: „Wieviel Not und Elend wird noch kommen durch diese Krankheit, durch diese Pandemie? Wir sollten auch und gerade jetzt nicht nur an uns denken und auf uns schauen, sondern offen sein für das, was in der ganzen Welt geschieht.“
Hinzugehen zu den Kranken, zu den Schwachen, „an die Peripherie, an die Grenzen, an die Ränder, zu den verzweifelten Herzen“, sei Auftrag der Christen. Dies gelte auch für Gesellschaft und Politik – die Kirche habe diese Perspektive anzumahnen. „Gerade jetzt, in dieser Situation der globalen Pandemie, wo wir spüren: Wir sind eine Weltgemeinschaft, wir gehören zusammen, wir können uns nicht nationalistisch gegeneinander stellen. Wir brauchen den Sinn dafür, dass die eine Menschheitsfamilie zusammengehört, dass sie solidarisch verbunden ist“, appelliert der Erzbischof. „Jesus ist nicht nur für die Katholiken gestorben, für die Protestanten oder für die Orthodoxen. Er ist für alle Menschen gestorben – und auferstanden“, sagt Marx.
Jesus sei gestorben, „weil die politisch und religiös Verantwortlichen ihn im Grunde genommen nicht ertragen konnten mit seiner befreienden Botschaft“. Doch er habe seinen Tod umgewandelt in eine Hingabe-Bereitschaft: „Er war nicht der, der das einfach nur passiv erlitten hat, sondern er blieb souverän und hat so eine Perspektive der Hoffnung entfaltet in der Auferweckung, in der Auferstehung, im Durchbruch zu einem neuen Leben.“ In der jetzigen Krisensituation, die als eine Art „Stillstand“ erlebt werde, kann laut Kardinal Marx die Dynamik, die Bewegung, die durch Jesu Tod und Auferstehung entstanden ist, aufzeigen, was zu tun ist. „Es ist deutlich, dass wir gesandt sind, eine Botschaft der Hoffnung zu geben, eine Botschaft, die wirklich gegen alle Resignation, gegen alle Verzweiflung gerichtet ist“, ermutigt er die Gläubigen: „Und deswegen wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen, dass die Kraft der Osterfreude Sie in diesen Tagen erreicht.“ (kbr)
Hinweise: Die nicht öffentlich zugänglichen Ostergottesdienste mit Kardinal Marx werden aus dem Münchner Liebfrauendom unter www.erzbistum-muenchen.de/stream live übertragen: am Samstag, 11. April, um 21 Uhr die Feier der Osternacht, am Sonntag, 12. April, um 10 Uhr der Osterfestgottesdienst.
Foto: Rainer Nitzsche (Christus der Auferstandene – aufgenommen in Rom vom Vatikan-Museum basierend auf dem Gemälde von Raphael, von der Auferstehung Jesu)