„Schweren Herzens“ hat der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, also der oberste politische Repräsentant des Vierten Bayerischen Stammes, Bernd Posselt, bekannt gegeben, daß der nächste Sudetendeutsche Tag wegen der notwendigen Bekämpfung des Corona-Virus nicht wie gewohnt an Pfingsten stattfinden kann. Dies sei besonders bedauerlich, weil es im Mai genau 75 Jahre her sei, seit mehr als drei Millionen Angehörige der Sudetendeutschen Volksgruppe aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben und wie auch die wenigen zehntausend Heimatverbliebenen kollektiv entrechtet wurden. Heute sei das jährliche Pfingsttreffen ein europäischer Begegnungsort, der auf der Basis der gemeinsamen böhmisch-mährisch-schlesischen Kultur und des Völkerverständigungsgedankens nicht nur Deutsche von diesseits und jenseits des Böhmerwaldes zusammenführe, sondern auch immer mehr Tschechen und Gäste aus allen Teilen Europas.
Da eine über ganz Mitteleuropa zerstreute Volksgruppe in besonderer Weise auf Treffen angewiesen sei, strebe der Bundesvorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) zweifachen Ersatz an: Zum einen werde es voraussichtlich von 20. bis 22. November 2020 einen „Kleinen Sudetendeutschen Tag“ in München geben, mit Verleihung des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen, glanzvollen kulturellen und heimatpolitischen Akzenten sowie einem Jubiläumsfest „70 Jahre Sudetendeutsche Jugend“. Zum anderen sei geplant, zu Pfingsten nächsten Jahres, also von 21. bis 23. Mai 2021, den 72. Sudetendeutschen Tag, verbunden mit einem Donau-Moldau-Fest in der Innenstadt, wie ursprünglich für dieses Jahr vorgesehen in Regensburg abzuhalten.
Posselt kündigte außerdem an, in der Zwischenzeit über die vielen ehrenamtlichen Funktionsträger der Landsmannschaft Kontakt mit den Mitgliedern zu halten, vor allem jenen, die momentan besonders einsam sind, sowie die Sudetendeutsche Zeitung als Wochenblatt zu stärken und noch weiter zu verbreiten, wozu jeder durch Abonnement wesentlich beitragen könne. Auch die Nutzung elektronischer Medien werde von der SL-Pressestelle systematisch erweitert. Posselt: „Gerade in solchen schweren Zeiten gilt es, die Einheit und den Zusammenhalt der sudetendeutschen Gemeinschaft mit ihren vielen Erscheinungsformen zu pflegen und gleichzeitig dafür zu sorgen, daß der erfolgreiche Verständigungsprozeß mit dem tschechischen Volk trotz vorübergehender Grenzschließungen fortgesetzt werden kann. Tschechen und Sudetendeutsche haben vor 30 Jahren bei der Beseitigung des Eisernen Vorhanges zusammengearbeitet, jetzt muß uns dies auch angesichts der mentalen Barrieren gelingen, die nationalistische Demagogen unter Mißbrauch der Corona-Krise zwischen uns errichten wollen.“
Der Volksgruppensprecher und SL-Bundesvorsitzende schloß seinen Aufruf mit den Worten: „Bleiben Sie gesund, wir brauchen Sie! Aus Südtirol habe ich den Tipp erhalten, daß man die Hände immer so lang waschen soll, wie ein ‚Vater unser‘ dauert. Diese doppelte Reinigung wird Ihnen und uns allen guttun. “
Bericht und Landkarte: Sudetendeutsche Landsmannschaft