Aufgrund der Coronakrise und des damit verbundenen allgemeinen Veranstaltungs- und Versammlungsverbots in Bayern sind auch in der Erzdiözese München und Freising bis zumindest einschließlich 19. April alle öffentlichen Gottesdienste ausgesetzt. Somit sind auch an den Kar- und Ostertagen keine öffentlichen Gottesdienste möglich. „Die Maßnahmen der Regierung sind harte Eingriffe in die Grundrechte der Menschen, auch eine Einschränkung der Religionsfreiheit, wie es sie wohl in unserem Land noch nie gegeben hat“, schreibt der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, in einem Brief an die pastoralen Mitarbeiter des Erzbistums am Mittwoch, 25. März: „Aber wir wissen und anerkennen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, das Leben möglichst vieler Menschen zu retten. Wir tragen auch Verantwortung für das ganze Gemeinwesen, in dem wir leben.“ Nachdem der Vatikan klargestellt hatte, dass eine Verlegung des Osterfests nicht in Frage kommt, wird Kardinal Marx im Münchner Liebfrauendom die Gottesdienste in der Karwoche und zum Osterfest feiern. Die nicht öffentlich zugänglichen Gottesdienste werden live auf der Internetseite und in den Sozialen Medien des Erzbistums übertragen.
„Diese Krise ist eine große Herausforderung. Sie kann aber auch deutlich machen, wie sehr wir als eine Menschheitsfamilie miteinander verbunden sind und füreinander Verantwortung tragen“, schreibt Marx. Gerade die Kirche müsse sich „als Werkzeug und Zeichen der Einheit aller Menschen und der Einheit der Menschheitsfamilie mit Gott“ zeigen. Der Kardinal lädt alle Gläubigen zur Mitfeier der im Livestream übertragenen Gottesdienste aus dem Liebfrauendom ein: „Zumindest auf diese Weise können wir, die Gläubigen im Erzbistum und ich als ihr Erzbischof, uns in diesen schwierigen Zeiten verbinden und ein Stück Einheit erfahren.“ Schließlich ruft Kardinal Marx zur Zuversicht auf: „Auf eines wollen wir uns aber schon jetzt gedanklich vorbereiten. Wenn wir wieder zurückkehren in unsere Kirchen, wollen wir ein wirkliches Fest des Glaubens feiern, ein Fest der Auferstehung; das wäre schön!“
Zugleich dankt der Erzbischof allen in der Pastoral Tätigen für ihren Einsatz, um im Rahmen des Möglichen den Menschen nahe zu sein, „im Gebet, in der stellvertretenden Feier der Heiligen Messe, im Kontakt über die Sozialen Medien oder die Internet-Seiten der Pfarreien, Institutionen, Gemeinschaften und Gruppen.“ Nach wie vor stehen die Kirchen tagsüber den Menschen einzeln zum Gebet offen und können zu den Festtagen auch entsprechend geschmückt und bereitet werden, etwa mit einem eigenen Kreuz zu Karfreitag. Allerdings werden keine Heiligen Gräber aufgebaut. Zu den Kar- und Ostertagen wird es Vorlagen für Hausgottesdienste geben, zudem finden sich regelmäßige Video- und schriftliche Impulse im Themenbereich der Internetseite des Erzbistums, wie auch weitere Materialien zum Gebet und Glaubensleben in diesen Tagen. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger des Erzbistums sind aufgerufen zu einer verstärkten telefonischen Erreichbarkeit, einem schriftlichen Ostergruß oder auch dem Hinweis auf die Fernsehgottesdienste gerade an die Gläubigen, die keinen Internetzugang haben. Schließlich sollen im Einklang mit anderen deutschen Bistümern und Landeskirchen täglich, außer an Karfreitag und Karsamstag, um 19.30 Uhr von jedem Geläut im Erzbistum zwei große Glocken für circa drei Minuten läuten zum Zeichen der Verbundenheit und Solidarität und auch als Aufruf zum Gebet. Das Erzbistum stellte dazu bereits einen eigenen Gebetstext in Zeiten der Coronakrise zur Verfügung.
In diesen Zeiten gelte es gerade die Kranken, Sterbenden und ihre Angehörigen besonders im Blick zu haben, betont Kardinal Marx in seinem Schreiben an die pastoralen Mitarbeiter. Marx kündigt eine mobile Gruppe von Seelsorgern an, die mit Schutzkleidung entsprechend ausgerüstet und geschult sein werden, um die Krankenkommunion, die Sterbesakramente oder den Sterbesegen spenden zu können und damit „als Kirche unter den aktuell so komplexen Rahmenbedingungen handlungsfähig“ zu bleiben. Requien können wie alle öffentlichen Gottesdienste derzeit nicht stattfinden und müssen nachgeholt werden, Beerdigungen können nur im engsten Kreis erfolgen. (ck)
Hinweise: Folgende nicht öffentlich zugängliche Gottesdienste mit Kardinal Reinhard Marx werden aus dem Münchner Liebfrauendom unter www.erzbistum-muenchen.de/stream live übertragen:
Palmsonntag, 5. April, 10 Uhr
Mittwoch, 8. April, 17 Uhr, Chrisam-Messe
Gründonnerstag, 9. April, 19 Uhr, Messe vom letzten Abendmahl
Karfreitag, 10. April, 15 Uhr, Feier vom Leiden und Sterben Christi
Samstag, 11. April, 21 Uhr Feier der Osternacht
Sonntag, 12. April, 10 Uhr, Osterfestgottesdienst
Kardinal Marx wird sich noch vor Beginn der Karwoche in einer Videobotschaft an die Gläubigen wenden.
Am Sonntag, 29. März, feiert Marx um 10.15 Uhr eine nicht-öffentliche Sonntagsmesse im Liebfrauendom, die live im Bayerischen Fernsehen und anschließend in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks (https://www.br.de/mediathek) zu sehen sein wird. Daneben wird bis auf weiteres täglich ein Gottesdienst aus der Sakramentskapelle des Münchner Liebfrauendoms live im Internet und im Radio übertragen, jeweils sonntags um 10 Uhr sowie montags bis samstags um 17.30 Uhr. Die Live-Übertragung kann unter www.erzbistum-muenchen.de/stream abgerufen werden, die Sonntagsgottesdienste begleitet zudem ein Gebärdendolmetscher. Eine reine Tonübertragung ist im Münchner Kirchenradio über das Digitalradio DAB+ oder unter www.muenchner-kirchenradio.de zu hören.
Weitere Informationen unter www.erzbistum-muenchen.de/coronavirus sowie auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram.
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger – Münchner Liebfrauenkirche