Kirche

Kardinal Marx: „Politische Akteure nicht aus ihrer Verantwortung entlassen“

Kardinal Reinhard Marx hat anlässlich eines zentralen ökumenischen Gottesdienstes zur Gebetswoche für die Einheit der Christen zum Engagement für die in Not geratenen Flüchtlinge aufgerufen. Auch wenn klar sei, dass es keine einfachen Antworten auf die Fragen von Flucht und Migration gebe, „wollen und können wir die politischen Akteure nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, dafür zu sorgen, dass das Sterben im Mittelmeer aufhört. Sonst würden wir uns nicht mehr zu unseren biblischen Wurzeln bekennen“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei seiner Begrüßung zu dem Gottesdienst am Mittwoch, 22. Januar, im Liebfrauendom. Marx ging damit auf das Leitwort des internationalen liturgischen Entwurfs für die Gebetswoche ein, der in diesem Jahr aus Malta stammt. Es lautet „Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich“ und bezieht sich auf die Apostelgeschichte, in der Apostel Paulus Schiffbruch auf Malta erleidet und dort gastfreundlich aufgenommen wird. Auch heute, so der Kardinal, „sind die Inseln im Mittelmeer Orte, an denen sich die Frage nach dem Umgang mit denen stellt, die über das Meer zu uns kommen, die wie einst der Apostel in Seenot geraten, gestrandet und auf Gastfreundschaft angewiesen sind“. Man müsse die Frage stellen: „Würden die heute in Not Geratenen auch sagen, ‚sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich‘, oder würden sie von Abweisung berichten?“

Neben Kardinal Marx standen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian von Kronstadt und Bischof Serovpé Isakhanyan von der armenischen apostolischen Kirche in Deutschland dem Gottesdienst vor. Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, hat in seiner Predigt dazu aufgerufen, Christus in die Mitte zu stellen, „gerade in stürmischen Zeiten“. Es mache sich Angst breit, so Bedford-Strohm, die Kirche könne untergehen angesichts der Meldungen über die Kirchenaustritte oder einer Freiburger Studie, die den Kirchen eine Halbierung ihrer Mitgliederzahlen in den nächsten 40 Jahren prognostizierte. Darum sei dringend nötig, „in all unseren notwendigen Programmen zur Reform, in all unseren synodalen Wegen, in all unserem wachen Reagieren auf die veränderte Wirklichkeit den Blick ganz neu auf Christus zu richten, auf ihn zu vertrauen und sein Wort zu hören: ‚Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?‘“. Der Landesbischof kritisierte, dass manche Verteidigung des Glaubens in Wirklichkeit die Verteidigung der eigenen Traditionen sei. Wo die dogmatische Korrektheit an die Stelle der Liebe trete, da schöben sich die Traditionen vor Christus oder schnitten uns gar von ihm ab. Doch man könne „Gott nicht lieben, ohne die Menschen zu lieben“. Darum trat er ein für „das Zeugnis der Liebe“ im „hörbereiten ökumenischen Umgang miteinander“.

Die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen von Samstag, 18. Januar, bis Samstag, 25. Januar, feiern Christen aller Konfessionen mit zahlreichen Gottesdiensten und Begegnungen. Sie wird seit 1908 begangen. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche getragen von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

Beitrag: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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