Kultur

Waldgau-Hoagartn in Hohenwart

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Mid am Herz und mid am Gfui“ – so lautete der Titel eines Liedes – und könnte auch stellvertretend für die Stimmung an diesem Abend stehen. Volksmusik zum Zuhören und Mitmachen war geboten beim diesjährigen Waldgau-Hoagartn. Rund 180 Gäste lauschten der stimmigen Musik, dem Gesang und dem gesprochenen Wort im Saal des Gasthauses Vogl (Schloßbräu) in Hohenwarth. Musikalisch mit Blasmusik vom Feinsten wurden die eintreffenden Gäste schwungvoll von den „Bayrisch-Böhmischen“ unter der Leitung von Andi Klingseisen hereingespielt, die sich noch vielfach in die Herzen und Ohren der begeisterten Zuhörerschaft spielte. Beim „Jäger aus Kurpfalz“ mischten sich die beiden Trompeter gar ins Publikum und ließen ihr Instrument erklingen. Der Zwiefache „Oba d’Ochsn“ treib i ned aus animierte die Gäste zum Mitsingen.

Die ehrenvolle Aufgabe, viele Ehrengäste, Vereinsabordnungen und Freunde begrüßen zu können, hatte Elfriede Stoiber, Vorsitzende der „Kaitersbergler“ Hohenwarth, die sich als Ausrichter bereiterklärt hatten. Ihr Willkommensgruß galt der Gauvorstandschaft mit den beiden Vorsitzenden Andreas Tax und Adolf Breu an der Spitze, dem „musikalischen Ehepaar“ Ingrid und Hermann Hupf, Waldgau-Ehrenmitglied Sepp Schiller mit Frau, Ortspfarrer Johann Wutz und Bürgermeister Xaver Gmach. Ein Dank ging auch an die Wirtsleut sowie Ludwig Kollmer für die Technik. Dann wünschte sie „allen Genussliebhabern echter, bodenständiger, waldlerischer Musik“ schöne Stunden. Bürgermeister Xaver Gmach brach eine Lanze gegen das Verschwinden der ortsüblichen Hausnamen, stellte seine Gemeinde kurz vor und begrüßte vor allem seinen Amtskollegen aus Schaufling. Gemäß der Tatsache, dass früher aus Hoagartn heraus oft Ehen entstanden sind, stellte er anheim, die erste diesbezügliche Trauung kostenlos zu halten, was das Publikum mit einem breiten Lachen quittierte. Zudem überreichte er eine Finanzspritze an die Elfriede Heitzer für die Vereinsarbeit.

Ein herzliches „Grüß Gott allen Freunden der Volksmusik“ sagte auch Musikreferent Hermann Hupf, der über die große Resonanz der Veranstaltung sehr erfreut war. Seine Frau Ingrid sprach vor allem den wunderschön herbstlich dekorierten Saal an. „Do geht man gern eina“, so ihre Aussage. Bei dem, was dann in den folgenden drei Stunden folgte, war für Herz und Gemüt war alles dabei. Dafür sorgten die durchwegs hochkarätigen Gruppen, die abwechselnd und abwechslungsreich musizierten. Den Anfang machten die „Stoiber-Deandln“ mit dem schönen Lied „A Platzerl woaß i staad und kloa“. Im Laufe des Abends ließen sie noch mehrere weitere Lieder folgen. Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Abends leistete Sprecher Robert Bauer, Bürgermeister von Schaufling. Es war ihm „eine Ehre und Freude zugleich, da sein zu dürfen“ und er machte sich eingangs Gedanken zur Jahreszeit sowie dem Herbst des Lebens. Passend zum Jahreslauf berichtete er über die Kirchweih und ihre Bräuche. Neben eigenen Gedanken hatte er auch Gschichtln von anderen bekannten Autoren im Gepäck. Als Überleitung zu den einzelnen musikalischen Beiträgen las er u. a. den „Sündenfall“ (Michl Ehbauer), „Ned für oa Million“ (Eberhard Kreuzer) oder hatte mit einem Beitrag über falsch verstandene Nachbarschaftshilfe beim Hausbau die Lacher auf seiner Seite. Fast schon vergessene Kindheitserinnerungen bei den Zuhörern wurden wach, als er über den „Weihnachter“, also das vielerorts übliche Schlachten vor dem hochheiligen Fest, berichtete. „Wir müssen uns vielmehr wieder auf das Althergebrachte besinnen“, war seine Überzeugung. Schließlich gab er beim Auseinandergehen noch einen Abendgruß als Resümee des Tages mit auf den Weg.

Ein eingespieltes Team war das Harfenduo Lena Bscheid und Felicitas Wutz, die mit ihrem himmlischen Instrument Titel wie „Höller-Boarischer“, „An Barti sei Ländler“, „Pastorelle“ der „Deutscher Tanz“ anstimmten. Viel Beifall ernteten auch die „Rittsteiger Sänger“ mit „I woaß ma koa Landl“, „S’Glöckerl vom Böhmerwald“ oder „Hoam in mein Woid“ und weiteren gefühlvollen Beiträgen, die die Liebe zur Woidhoamat zum Ausdruck brachten. Aus March (Lkrs. Regen) angereist waren die Geschwister Binder, Carolin und Christoph, Gewinner des Jugendfink 2016. In wechselhafter Besetzung mit verschiedenen Instrumenten und Gesang brachten sie z. B. „Schwarz wia de Kerscherl“ oder den „Spaziergang an der Defernik“ zu Gehör. Dazwischen waren alle Anwesenden eingeladen, mit Ingrid Hupf das gemeinsame Lied „Frau Wirtin, wo san ma denn schuldig“ zu singen. Markus Bscheid von den „Kaitersberglern“ nutzte die Gunst der Stunde und ergriff das Wort, um im 93. Jahr der Vereinsgeschichte auf 40 Jahre Stoiber-Deandln zurückzublicken. Unzählige Veranstaltungen hätten die beiden Sängerinnen mitgestaltet und damit eine unschätzbare Treue zum Verein gezeigt. Mit einem Blumengruß honorierte er dieses Engagement, gefolgt von einem tosenden Applaus des Publikums.

In seinen Schlussworten sagte Gauvorsitzender Andreas Tax den Musikanten Dank für ihre Darbietungen und den Gästen ein Vergelt’s Gott für das Kommen. „So etwas darf nicht aussterben. Gehts in die Wirtshäuser, singts und spielts miteinander und gebt unser Brauchtum und Kultur weiter“, forderte er vehement. In „Mia san vom Woid dahoam“ stimmten alle anwesenden Gäste und Gruppen stimmgewaltig ein. Gut frequentiert war auch der kleine Herbstmarkt mit selbstgemachten und handgearbeiteten Deko-Objekten.

Stoiber-Deandln:

  • Elfriede Heitzer (Gitarre, 1. Stimme) und Luise Vogl (2. Stimme), geborene Stoiber aus Thening/Hohenwarth, singen überlieferte, alte Waidlerlieder, die ihr Vater („Schmid Ajse“) schon damals im Wirtshaus sang.
  • Sie bringen auch gerne Lieder zu Gehör, die der Bausteften-Lenz gesammelt hat.
  • Die Lieder erzählen von der Liebe zur Waldheimat und vom Leben einer längst vergangenen Zeit.
  • „Wir singen nicht professionell, sondern aus Leidenschaft“, sagen sie von sich selbst.
  • Sie gestalten gerne Heimatabende, Hoagartn, Weihnachtsfeiern, Gottesdienste, Maiandachten, Geburtstage usw. mit ihrem traditionellen, zweistimmigen Gesang.
  • Diverse Texte und Melodien schreibt Elfriede Heitzer selber.
  • Als Töchter eines Musikanten und Trachtlerinnen von Kindesbeinen an können sie auf eine 40-jährige gemeinsame musikalische Zeit (seit 1979) zurückblicke     Das musikalische Intro kam von den „Bayrisch-Böhmischen“.

Bericht und Fotos: Regina Pfeffer

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-1:                                                                                                                    Das musikalische Intro kam von den „Bayrisch-Böhmischen“.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-2:

Die „Stoiber-Deandln“ Elfriede Heitzer und Luise Vogl hatten ein Heimspiel zu absolvieren, was sie überaus gerne taten.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-3:                                                                                                                                Einen großen Anteil am Gelingen des Abends hatte Moderator Robert Bauer, der mit seinen Beiträgen zum Schmunzeln brachte oder zum Nachdenken anregte.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-4:

Aufmerksame Zuhörer hatte das Hohenwarther Harfenduo Lena Bscheid und Felicitas Wutz bei ihrem gefühlvollen Saitenspiel mit ihrem vielseitigen Instrument.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-5:                                                                                               Die Gemüter und Herzen ihres Publikums erfreuten auch die „Rittsteiger Sänger“ (v. li.) mit Gerhard Koller, Hermann Achatz und Willi Freimuth.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-6:                                                                                                Geschwister im musikalischen Einklang: Carolin und Christoph Binder aus March waren ein eingespieltes Team.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-7:                                                                                               Bühne frei für einen geselligen Abend beim Waldgau-Hoagartn im Bräu-Saal in Hohenwarth. Über ein fast „volles Haus“ konnte sich Elfriede Heitzer, Vorsitzende der Kaitersbergler Hohenwarth, freuen.

 Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-8:

Organisatoren des Abends war das „musikalische Ehepaar“ Ingrid und Hermann Hupf, Musikreferenten des Bayerischen Waldgaues.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-9:                                                                                                        Blumen für die Stoiber-Deandln und ihr 40-jähriges musikalisches Tun. Es gratulierten Markus Bscheid und Marianne Kirschbauer (geb. Stoiber, ebenfalls Schwester der beiden).

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-10:                                                                                                        Zum Abschlusslied erhoben sich alle Akteure von ihren Plätzen.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2019-11:                                                                                                        Auch noch dem offiziellen Programm herrschte Freude über das eine oder andere Lied: (v. li.) Robert Bauer, Hermann Hupf, Andreas Tax, Ingrid Hupf.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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