Auch 2019 verleiht der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus den „Bayerischen Kabarettpreis“ in vier Kategorien. Die Preise gehen in diesem Jahr an Arnulf Rating (Ehrenpreis), Alfons (Hauptpreis), Ringlstetter & Zinner (Musikpreis) sowie Christine Eixenberger (Senkrechtstarter-Preis). Die Preisverleihung findet am Montag, den 28. Oktober 2019, im Münchner Lustspielhaus statt und wird am Donnerstag, den 31. Oktober, um 21.00 Uhr im BR Fernsehen ausgestrahlt. Urban Priol führt als Gastgeber durch den Abend. Die Laudatoren sind Georg Schramm, Frank-Markus Barwasser, Sebastian Bezzel und Wolfgang Krebs. Die Sendung ist nach der Ausstrahlung für ein Jahr in der BR Mediathek zu sehen.
BR-Fernsehdirektor Dr. Reinhard Scolik: „So unterschiedlich Christine Eixenberger, Arnulf Rating, Alfons und Ringlstetter & Zinner als Bühnenpersönlichkeiten sind – sie sind alle großartig, weil sie das Ziel eint, ihr Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Denken anzuregen. Ihre Werkzeuge beherrschen sie meisterhaft: Geist, Leidenschaft, Witz, Sprache, Mimik und Gestik. Allen Preisträgern meinen herzlichen Glückwunsch!“
Annette Siebenbürger, Leitung Programmbereich Unterhaltung und Heimat: „Sie sind der Stachel im Fleisch, ohne den es sich viele zu gemütlich machen würden, sie legen Finger in Wunden, ohne zurückzuschrecken, und strapazieren dabei ordentlich die Lachmuskeln des Publikums: Ohne Kabarettisten wäre Bayern um einiges ärmer. Der Bayerische Kabarettpreis, der 1999 zum ersten Mal vergeben wurde, zeichnet seitdem jedes Jahr die Besten der Besten aus. Für den Bayerischen Rundfunk ist es Ehre und Freude gleichermaßen, solch herausragende Bühnenpersönlichkeiten zu feiern.“
Senkrechtstarter-Preis: Christine Eixenberger
Jung, strahlend, frech – und dabei sehr bayerisch. Von Christine Eixenbergers gutem Aussehen sollte man sich nicht täuschen lassen und meinen, bei ihr gehe es um Oberflächlichkeiten. In drei Solo-Programmen hat die studierte Grundschullehrerin bereits bewiesen, dass sie ebenso hemmungs- wie schonungslos austeilen und bürgerliche Befindlichkeiten aufdecken kann.
Zu ihrem Preis sagt sie: „Der Senkrechtstarter. Ein dreidimensionaler Fleißsticker quasi. Für die Grundschullehrerin in mir kommt das einer Verbeamtung gleich. Pure Freude, danke!“
Laudator: Wolfgang Krebs. Der Kabarettist und Schauspieler moderierte 31 Folgen lang mit Christine Eixenberger „Habe die Ehre“ im BR Fernsehen, und natürlich ist es ihm ebenso eine Ehre, die junge Kollegin für den Senkrechtstarter-Preis zu laudatieren. Ob der begnadete Politiker-Imitator als er selbst auftritt oder doch in die Rolle eines von ihm häufig parodierten Politikers – wie Stoiber, Seehofer, Aiwanger oder Söder – schlüpft? Es bleibt spannend.
Musikpreis: Ringlstetter & Zinner
Mit ihren Akustik-Gitarren schmeicheln sich Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner in die Ohren des Publikums ein. In ihren Texten gerinnt Alltag zu Poesie, nur um das zu Liebliche dann gleich durch Ironie und teils schwarzen Humor zu brechen. Ihre Auftritte wirken improvisiert und machen jeden Abend einzigartig.
So kommentieren sie ihren Preis:
Hannes Ringlstetter: „Der Preis freut mich echt. Man kann auf Preise ja nicht hinarbeiten, weil das zum einen affig und zum zweiten nicht von Erfolg gekrönt ist. Aber sie können einem schon gut tun, wenn man sie bekommt, weil man dann noch mehr Lust auf alles hat. Ich hab‘ unfassbar große Lust, mit dem Stephan weiter Duo-Programme auf Bühnen zu zaubern und damit über Land zu fahren. Ab sofort mit dem Preis auf der Rückbank. Cool.“
Stephan Zinner: „Das Schöne an diesem Preis ist nicht, wie viele wahrscheinlich denken, der Ruhm, der Glamour, der damit verbunden ist, sondern, dass ich den Preis für ein Programm zusammen mit einem Freund bekomme. Das klingt romantisch und ist es auch. Erschwerend kommt hinzu, dass wir ihn in der Sparte Musik erhalten, was halt einfach die coolste Sparte ist … sorry Kollegen.“
Laudator: Sebastian Bezzel. Als Franz Eberhofer in Rita Falks Kriminalpossen ist der Schauspieler einer der beliebtesten bayerischen Leinwandhelden. Zwölf Jahre spielte er neben Eva Mattes im Bodensee-Tatort, heute ist er in allen Genres zuhause und spielt sich von Hauptrolle zu Hauptrolle. Seine Lobhudelei auf Ringlstetter & Zinner wird mit Sicherheit von liebevollem Spott und buddyhafter Verbrüderung geprägt sein.
Hauptpreis: Alfons
Alfons ist eine Kultfigur. Seit 25 Jahren bittet er, in orangefarbener Trainingsjacke gekleidet, mit Puschelmikrofon und übertrieben französischem Akzent ausgestattet, Passanten um Auskunft. Doch nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Kabarettbühnen des Landes deckt er die Absonderlichkeiten der Spezies Mensch auf. Alfons‘ Analysen des geschichtlich belasteten deutsch-französischen Verhältnisses gehen tief und zeugen von einer großen, nachsichtigen Liebe zu den Menschen, egal ob sie in Deutschland oder Frankreich leben.
Das sagt er zu seinem Preis: „Dieser Preis gibt mir Hoffnung für die europäische Zukunft – denn wenn ein Franzose, der in Hamburg lebt, in Bayern einen Preis gewinnt, dann ist alles möglich.“
Laudator: Frank-Markus Barwasser. Mit kariertem Hemd, Herrenhandtasche, keckem Hütchen und mainfränkischem Zungenschlag ist der Kabarettist Barwasser seit 1993 als Kunstfigur Erwin Pelzig auf den deutschsprachigen Bühnen und im Fernsehen unterwegs. Und weil Frank, Franken und Frankreich lautlich so dicht beieinanderliegen, ist Frank-Markus Barwasser wie prädestiniert dafür, Hauptpreisträger Alfons zu ehren. Was die beiden eint: ihr entlarvender Blick auf die Absurditäten des Lebens.
Ehrenpreis: Arnulf Rating
In seinen zahlreichen Kabarettprogrammen seziert Arnulf Rating die Behauptungen von Politik und Medien und bricht sie auf das herunter, was sich oft hinter dem marktschreierischen Gedröhne verbirgt: Verfälschungen, Überspitzungen, Panikmache und Desinformation. Er setzt die Dinge ins Verhältnis und regt die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu an, selbst zu denken. Er betreibt Aufklärung im besten Sinne und mit dem effektivsten Werkzeug: dem Humor, der durch seinen Hintersinn immer wieder für überraschende Erkenntnisse sorgt.
So kommentiert er seinen Preis: „Es ist mir eine Ehre, im Land von großen Künstlern wie Karl Valentin und Liesl Karlstadt, Gerhard Polt, den ganzen Künstlern der „Anstalt“ und Markus Söder ausgezeichnet zu werden. Ich freue mich total!“
Laudator: Georg Schramm. 1949 geboren, gehört Schramm derselben Generation wie Arnulf Rating an – vielleicht steht auch er daher für scharfes politisches Kabarett, das sich immer wieder mit dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und dem zu hinterfragenden Zeitgeist auseinandersetzt. Als renitenter Rentner oder ordnungsliebender Oberstleutnant bringt er die Zuschauer – genau wie Rating – nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Denken und Handeln.
Moderiert wird die Sendung von Urban Priol, dem 2003 selbst der Bayerische Kabarettpreis verliehen wurde. Der gebürtige Aschaffenburger steht bereits seit 1982 auf der Bühne und gründete 1998 das „Hofgarten-Kabarett“ in seiner Heimatstadt. Mit wehendem Haar, bunten Hemden und knallfarbiger Brille hat er schnell seine eigene Marke geschaffen und ist bis heute gern gesehener Gast und Gastgeber in vielen Fernsehsendungen. „TILT! Der Jahresrückblick“, „Alles muss raus“ oder „Neues aus der Anstalt“ sind dabei nur die bekanntesten.
Hintergrund: Bayerischer Kabarettpreis
Der Bayerische Rundfunk fördert Kabarett und bietet mit der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises namhaften Künstlern eine Bühne und jungen Talenten ein Sprungbrett. Der Bayerische Kabarettpreis ist eine Gemeinschaftsinitiative des Bayerischen Rundfunks und des Münchner Lustspielhauses. Seit 1999 wird der Preis jährlich in vier Kategorien an Künstler aus dem deutschsprachigen Raum verliehen. Er würdigt scharfsinniges Kabarett als unentbehrlicher Spiegel unserer Gesellschaft und des aktuellen Zeitgeschehens.
Weitere Informationen gibt es unter br.de/presse und www.br.de/kabarettpreis.
Bericht und Foto: Bayerischer Rundfunk