Mit der Ausstellung „Alles Schnuttenbach! Des Künstlers erste Wahl“ widmet sich die Städtische Galerie Rosenheim vom 20. September 2019 bis zum 17. November 2019 einem der bekanntesten regionalen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Hans Müller (1889 – 1973), der sich später, nach dem Geburtsort seiner Mutter bei Günzburg, zusätzlich Schnuttenbach nannte, studierte Malerei an der Münchner Kunstgewerbeschule. Obwohl seine Arbeiten in der Tradition der Landschaftsmalerei der „Münchner Schule“ stehen, entwickelte er bereits früh seinen ganz eigenen Stil, der sich insbesondere in seinen „Temperabildern“ niederschlug. Im Zentrum seiner zumeist graphisch angelegten Arbeiten steht die Landschaft, zunächst seiner schwäbischen Wurzeln, später seiner Wahlheimat, dem Rosenheimer Land mit dem Samerberg. Obwohl Mitglied der Chiemgauer Künstlergruppe „Die Frauenwörther“ und des Rosenheimer Kunstvereins ist Müller-Schnuttenbach nicht den „Chiemseemalern“ zuzurechnen. Der See war für ihn ohne Bedeutung. Er konzentrierte sich vielmehr in seinen zeitlosen Bildern auf menschenleere Landschaften, die in ihren diversen Stimmungen den Wechsel der Jahreszeiten dokumentieren. Seine besondere Vorliebe galt dem Winter, dem er in zahlreichen Bildern, zumeist mit kahlen Bäumen in verschneiter Landschaft ein künstlerisches Denkmal setzte.
Mit seinen Landschaftsdarstellungen, auch gerne als „Landschaftsstillleben“ bezeichnet, bediente der Künstler ein Genre, das Menschen aller Schichten und zu allen Zeiten bewegte. Dazu gehört auch, dass Schnuttenbach während des Nationalsozialismus bei der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Haus der deutschen Kunst in München ausstellte und starken Anklang fand.
Seine Werke sind eine Zeitreise an vergangene Orte, in eine unbeschädigte und unberührte Natur – womöglich auch in eine vermeintlich heile Welt.
Mit Rosenheim war Hans Müller-Schnuttenbach nicht nur durch Landschaft und Natur verbunden, sondern auch über einen ungewöhnlichen Leibrentenvertrag, der 1950 zwischen ihm und der Stadt geschlossen wurde. Darin garantierte die Stadt eine Unterkunft, medizinische Versorgung und Verpflegung auf Lebenszeit. Im Gegenzug übereignete der Maler der Stadt 400 seiner Werke; 62 davon wurden für Ausstellungszwecke unmittelbar an die Städtische Galerie Rosenheim übergeben und vom Künstler selbst als unverkäuflich klassifiziert. Nach seinem Tod gingen alle weiteren in seinem Besitz befindlichen Bilder an die Stadt Rosenheim – insgesamt über 1.300 Kunstwerke!
Die vom Künstler damals selbst zusammengestellte „erste Auswahl“ präsentiert nun die Städtische Galerie Rosenheim in der aktuellen Ausstellung. Ergänzt wird seine Auswahl durch weitere Arbeiten, die einen Einblick in das Schaffen des Künstlers von seiner Ausbildung bis in die letzten Lebensjahre gewähren. Entlang dieser Werke nähert sich die Schau dem Gesamtwerk des Künstlers sowie seiner Bedeutung für die Kunstregion Rosenheim, damals und heute.
Bildunterschriften:
Hans Müller-Schnuttenbach, Winter in Törwang, o.J., um 1943, Städt. Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 686), Foto © Martin Weiand
Hans Müller-Schnuttenbach, Max-Josefs-Platz in Rosenheim im Winter, 1943, Städt. Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 689.A), Foto © Martin Weiand
Hans Müller-Schnuttenbach, Windmühle, o.J., um 1935, Städtische Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 794), Foto © Martin Weiand
Hans Müller-Schnuttenbach, Auf der Fraueninsel, o.J., um 1940, Städtische Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 791), Foto © Martin Weiand
Hans Müller-Schnuttenbach, Frühling am Samerberg, o.J., um 1940, Städtische Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 760), Foto © Martin Weiand
Rainer Dillen, Portrait Hans Müller-Schnuttenbach, 1973, Städtische Galerie Rosenheim (Inv.Nr. 1536), Foto © Martin Weiand
Städtische Galerie Rosenheim – „Alles Schnuttenbach! Des Künstlers erste Wahl“
20. September 2019 – 17. November 2019
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm:
Mythos Heimat? Einheit und Vielfalt
Rahmenprogramm
Filmabend „The Human Scale”
Samstag, 28. September 2019, 19 Uhr
Film von Jan Gehl, 2013 (1h 46min)
Eine kooperative Veranstaltungsreihe von Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising, dem Sozialforum Rosenheim und UTOPIA TOOLBOX
Wie lebenswert können die Städte der Zukunft sein? Am Beispiel von sieben internationalen Metropolen macht der dänische Architekt Jan Gehl Vorschläge zur Verbesserung der Lebensqualität. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Lebensqualität, nicht das Transportmittel Auto.
Einführung und anschließendes Gespräch: Dr. Ulrich Schaefert, Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising & Andrea Hailer, soulkino
Eintritt frei
Der Maler und Mensch Hans Müller-Schnuttenbach
Führung
Sonntag, 29. September 2019, 14 Uhr
Galerieleiterin Monika Hauser-Mair führt durch die Ausstellung. Entlang ausgewählter Werke wird über den Maler, sein Gesamtkunstwerk und dessen Bedeutung für die Kunstregion Rosenheim aber auch über den Menschen Hans Müller-Schnuttenbach und seine besondere Beziehung zur Stadt Rosenheim berichtet.
Ausstellungseintritt zzgl. 3 € Führung
Visueller Essay: Kunst und Wohnen – Orte und Utopien
Donnerstag, 3. Oktober 2019, 19 Uhr
Eine kooperative Veranstaltungsreihe von Kunstpastoral der
Erzdiözese München und Freising, dem Sozialforum Rosenheim und UTOPIA TOOLBOX
Eine schwankende Skyline, eine Blase für zwei, ein essbares Esszimmer, ein vertikales Wohnzimmer, ein Kunsthaus für Obdachlose, ein städtischer Nomade, eine gläserne Universität, eine leere Kirche, ein Parasitenhaus – Kunst erweitert den Begriff des Wohnens und befeuert die Kreativität. Kann man alles ganz neu sehen? Der Fokus liegt an diesem Abend auf dem Thema Wohnen und seinen Wechselwirkungen auf unser Leben, weit über das ‘Bild über dem Sofa’ hinaus.
Referentin: Juliane Stiegele, Utopia Toolbox
Eintritt frei
Rosige Zeiten
Sonntag, 4. Oktober 2019
Veranstaltung in Kooperation mit citymanagement Rosenheim
Rosenheim bei Nacht in ungewöhnlicher Perspektive – auch die Städtische Galerie öffnet an diesem Abend ihre Pforten und lädt in die Ausstellung „Alles Schnuttenbach!“. Zu musikalischer Begleitung durch Stefan Lenz, alias TurboLenz, und seiner Musik, die aus dem Herzen kommt und in die Beine geht, können Besucherinnen und Besucher zudem in einem historisch-humorvolles Quiz rund um das Thema „Heimat“ ihr Wissen testen.
Eintritt frei
Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
Führung & Gespräch zur Ausstellung
Sonntag, 6. Oktober, 14 Uhr
Veranstaltung in Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Rosenheim – Ebersberg e.V
Hans Müller-Schnuttenbach, der das Rosenheimer Land in seinen Kunstwerken gern als seine geliebte Heimat zeigte, scheint prädestiniert um sich mit dem Phänomen „Heimat“ einmal tiefgreifender zu beschäftigen. Die Ausstellungsführung bietet zunächst eine Zeitreise an vergangene Orte und unverbaute Landschaften in Bayern. Daran anschließend wird gemeinsam mit Dr. Bernd Rother (Referent für religiöse Bildung im Evang.-Luth. Dekanat Rosenheim) der Frage nachgegangen, welche Bedeutungen „Heimat“ für uns heute in sich trägt und wo bzw. ob wir uns in unserer globalen Zeit und Welt zu Hause fühlen.
Ausstellungseintritt zzgl. 3 € Führung
Tage des offenen Ateliers
Samstag, 12. Oktober und Sonntag, 13. Oktober, 11 bis 17 Uhr
Bereits zum zwölften Mal haben Kunstinteressierte die Möglichkeit, namhafte Künstler aus Rosenheim und der Region in deren Ateliers kennen zu lernen. In ungezwungener Atmosphäre und bei freiem Eintritt kann der Besucher die Kunstschaffenden in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld treffen, mit ihnen ins Gespräch kommen und Einblick in deren künstlerische Arbeit gewinnen.
Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage, dem entsprechenden Faltblatt oder unter Tel. 08031/365 1447.
Ateliers in Rosenheim und der Region; Eintritt frei
Häppchen-Kunst: Führung & Aperitif
Freitag, 18. Oktober 2019, 18 Uhr
Nach einer Shortcut-Führung (ca. 20 min) durch die Ausstellung bei einem kleinen Aperitif stilvoll und entspannt ins Wochenende starten…..
Ausstellungseintritt zzgl. 3 € Führung
Depotführung
Sonntag, 3. November 2019, 14 Uhr
Die „Schatzkammer“ der Städtischen Galerie Rosenheim wird für eine Führung geöffnet. Galerieleiterin Monika Hauser-Mair stellt die Sammlungsarbeit des Hauses und die Betreuung der Bestände vor. Da nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern möglich ist, wird um eine Anmeldung gebeten.
Eintritt und Führung 4 €
Der Maler Hans Müller-Schnuttenbach: Projektionsfläche für nationalsozialistische Ideologien?
Sonntag, 10. November 2019, 14 Uhr
Der Rosenheimer Maler hatte mit seinen Landschaftsgemälden großen Erfolg auf den GDK (Große Deutsche Kunstausstellungen, 1937-1944 in München); insgesamt stellte er 57 Werke aus und zählt damit zu einem der meist vertretenen Künstler. Magdalena Becker M.A. führt durch die Ausstellung und erläutert die zeitlichen Zusammenhänge.
Ausstellungseintritt zzgl. 3 € Führung
Süßes Ende: Führung & Finissage
Sonntag, 17. November 2019, 14 Uhr
Nach einer Ausstellungsführung mit Galerieleitung Monika Hauser-Mair, können Besucher bei süßen, selbstgebackenen Köstlichkeiten und frisch gebrühtem Fairtrade-Kaffee den letzten Ausstellungssonntag genießen.
Ausstellungseintritt zzgl. 3 € Führung