Das Holztechnische Museum in Rosenheim ist in diesen Sommer- und Herbsttagen ein Ort, an dem sich Alphornspieler und Alphörner aus der ganzen Welt treffen. Diese Sonderausstellung ist dem aus Friesenheim in Baden-Württemberg stammenden Alp- und Naturhörner-Bauer Franz Schüssele zu verdanken. Bei einem Rundgang durch die Aussstellungsräume erklärt er historische und kuriose Musikinstrumente.
Alphörner gelten als gewöhnlich mächtigste Verständigungs-Instrumente und gemeinhin ist ihr Herkommen auf die Nutzung in der Schweiz zurückzuführen. Doch das ist nicht so, wie Franz Schüssele erklärt. „Die Schweizer haben das Alp- und Naturhorn nicht erfunden, nach vielen und intensiven Nachforschungen wissen wir, dass in vielen Kultur- und Religionsformen auf der Welt diese Form von Ton-Herstellungen bekannt war. Demzufolge ist zu vermuten, dass bei den ersten Menschen auf dem afrikanischen Kontinent die ersten Hörner zum Einsatz kamen“, so der langjährige Berufs-Posaunist im Freiburger Stadttheater, der sich seit den 80er Jahren daran gemacht hat, das Alp- und Naturhorn international zu erforschen und die gesammelten Ergebnisse auch in Büchern festzuhalten. Letztlich hat er sein Interesse für Alphörner und sein Hobby zum Beruf gemacht. „1972 machte ich das Abitur und mit gut 20 Jahren war ich der jüngste Dozent an der Freiburger Pädagogischen Hochschule“, so der jetzt 66-Jährige, dessen Leidenschaft nicht nur dem Sammeln von Instrumenten, sondern auch dem Bau von diesen galt. In der Folge haben sich auch Alphornkurse und Konzerte ergeben. „Diese jahrzehntelangen Bemühungen von Franz Schüssele sind für unser Holztechnisches Museum ein Glücksfall, denn wir können neben der Ausstellung auch noch ein umfangreiches Rahmenprogramm anbieten“ – mit diesen Worten bedankte sich Museumspädagogin Christa Lüdecke beim Ausstellungsgeber, Künstler und Musiker Franz Schüssele, als er dieser Tage zusammen mit Helmut Amberger aus Berlin dem Museum einen Besuch abstattete. Helmut Amberger, Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin, ist selbst aktiver Alphornspieler und er gehört unter anderem auch dem Berliner Alphornorchester an. Seine Eindrücke im Holztechnischen Museum in Rosenheim hielt er mit Staunen und Freude wie folgt fest: „Hier kann man Kuriositäten entdecken wie das Spazierstock-Alphorn, ein aus Zelluloid-Rollen erstelltes Film-Horn oder Natur-Hörner aus Afrika, Südamerika, aus der Schweiz, aus Rumänien, aus Polen oder aus Skandinavien, einfach aus der ganzen Welt“. Um diese Welt-Sammlung zusammen zu bekommen, war Franz Schüssele viel unterwegs. „Aber alle Länder konnte ich nicht bereisen, so war ich auf die Hilfe von viel Literatur und von befreundeten Musikanten angewiesen, die mir immer wieder kostbare Raritäten für meine Sammlung mitbrachten“, sagte Franz Schüssele, der auf Alphörner aus Tibet ganz besonders stolz ist. Hierzu erklärte er: „In Tibet heißt das Instrument Kang-Ling und es ist ein Ritualinstrument aus einem menschlichen Knochen. Tibetische Mönche spielten es zur Abwehr von bösen Geistern und Dämonen. Am wirkungsvollsten sollen dabei die Knochen von Jungfrauen, Mönchen und ermordeten Menschen sein“. Und er fügte hinzu, dass es im Amazonas-Gebiet noch Stämme und Medizinmänner gibt, die das Alphorn als typisches Männer-Instrument nutzen. Ein weiterer Hinweis von ihm war, dass er am 7. Dezember auf der Fraueninsel im Chiemsee zusammen mit der Organistin Andrea Wittmann und mit historischen Instrumenten ein Konzert im Kloster Frauenchiemsee gibt. Anfang Dezember ist auch im Chiemgau ein dreitägiger Alphornkurs geplant, hierzu gibt es nähere Informationen bei Franz Schüssele, Tel. 07821-61472 oder unter www.alphorn-center.de.
Im Holztechnischen Museum ist am Samstag, 5. Oktober von 15 Uhr bis 16.30 Uhr ein Workshop zum Thema „Schwedische Fichtenpfeife“ für Teilnehmer ab der fünften Klasse vorgesehen. Bei diesem Instrument wird durch Säge- und Schleiftechnik eine Pfeife aus Fichtenholz hergestellt, damit lassen sich mit ein bisschen Übung sogar einfache Melodien pfeifen. Anmeldungen für diese Aktion sind möglich beim Holztechnischen Museum Rosenheim, Telefon 08031-16900 oder per email unter info@htm-rosenheim.de (Preis 6 Euro inklusive Material und einer kindgerechten Führung durch das Museum). Zu finden ist das Holztechnische Museum in Rosenheim ganz im Zentrum, direkt am Max-Josefs-Platz 4. Die Alphörner-Ausstellung dauert noch bis 27. Oktober.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der Sonderausstellung Alphörner im Holztechnischen Museum Rosenheim.
Nähere Informationen: www.rosenheim.de – Museumstelefon 08031-16900 – Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10-17 Uhr, samstags sowie jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von 13-17 Uhr. Montags und feiertags ist geschlossen.