Ganze vier Grad warm, besser gesagt kalt war es zu Beginn der 67. Gedenkmesse für die Gefallenen und Vermissten des Chiemgaus, zu der als heuriger Mit-Ausrichter (neben der stets gastgebenden Gemeinde Aschau i. Chiemgau) Erster Bürgermeister Sepp Reithmeier von der Gemeinde Pittenhart eine große Schar von Gläubigen vor der Gedächtniskapelle „Maria, Königin des Friedens“ begrüßen konnte. Den Hauptteil der Gottesdienstteilnehmer stellten gut 70 Fahnenabordnungen, Vorstände und Mitglieder von den Veteranen-, Krieger- und Soldatenkameradschaften aus den Landkreisen Rosenheim und Traunstein.
„Auf den Tag genau vor 67 Jahren wurde das Gipfelkreuz von Msgr. und Schlosskaplan Dr. Alois Röck geweiht, seither hat die Gemeinde Pittenhart zum dritten Mal die Ehre, Gastgeber zu sein. Erstmals war es im Jahr 1961 und beim zweiten Mal im Jahr 1987 war ich der damalige Vorsitzende unseres örtlichen Veteranenvereins. Heuer bildet die Ausrichtung des Gedenkens die Mitte unserer Festlichkeiten anlässlich der Gründung von Pittenhart vor 200 Jahren. Mit dabei war ich auch in den Jahren 1975 und 1976, als die Gedächtniskapelle erbaut und das Dach mit Schindeln eingedeckt worden ist“ – so –trotz Kälte in der kurzen Lederhose- der Pittenharter Bürgermeister, der in diesem Zusammenhang mit ganz besonderer Freude Sebastian Unterhuber aus seiner Gemeinde begrüßen konnte. Der „Riepl Wast“ ist noch der Einzige, der beim Bau des Gipfelkreuzes auf Anregung der Höslwanger Familien Schaffner und Hell als einer der Helfer aus den Nachbargemeinden mit dabei war. „Jeden Samstag war Arbeit auf der Kampenwand angesagt, viele Säcke mit Zement und Material mussten hinaufgetragen werden und wenn man oben einen Sack ausleerte, sah man kaum was vom Baufortschritt, zu groß war die Baumaßnahme für das Gipfelkreuz, das das größte in den bayerischen Alpen werden sollte“, erinnert sich Sebastian Unterhuber. Dieser war als Zimmerermeister auch bei den Arbeiten für die Gedächtniskapelle dabei und da Bürgermeister Reithmeier damals im gleichen Betrieb arbeitete, kam auch er zu dieser Baumaßnahme. „Und darüber bin ich heute, wenn ich vor so vielen Leuten die Begrüßung machen darf, richtig stolz“, so der Bürgermeister, der unter den vielen Ehrengästen unter anderem begrüßen konnte: Oberbayerns Regierungspräsidentin Maria Els, den ehemaligen Landtagspräsidenten Alois Glück, die Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner und Markus Fröschl, die stellvertretenden Landrätinnen von Traunstein und Rosenheim Resi Schmidhuber und Andrea Rosner, die Bürgermeister Peter Solnar und Matthias Maier aus Aschau i. Chiemgau und Höslwang stellvertretend für viele anwesende Bürgermeister von Chiemgau-Gemeinden, vom Bayernbund den Landes-Ehrenvorsitzenden Adolf Dinglreiter und den Rosenheimer Kreisvorsitzenden Christian Glas sowie Vertreter der Bundeswehr, der Kriegsgräberfürsorge, der Trachtler-Organisationen und der Ortsvereine von Pittenhart. „Sebastian Unterhuber hatte ungern von Kriegserlebnissen erzählt, aber oft und gerne vom Bau des Kampenwandkreuzes unter seiner Mithilfe“, so Bürgermeister Reithmeier, der seine persönliche Betrachtung des Kreuzes noch so formulierte: „Das Kreuz erinnert uns an viele Opfer, heute steht es auch für den Glauben, für die Heimat, für Familien, für Werte, für Tradition, für Geborgenheit, für Toleranz und für Feiern, zusammengefasst gesagt ist das Kreuz Mittelpunkt in unserem Leben zum Wohle von Heimat, Glaube und Freiheit“.
Pfarrer David Mehlich, der mit dem kirchlichen Dienst aus dem Pfarrverband Obing-Pittenhart-Kienberg und mit der Jugendblaskapelle Seeon den Gottesdienst gestaltete, bat in seiner Predigt angesichts des dichten Bergnebels, sich im Leben nicht nur auf das optisch Sichtbare zu konzentrieren. „Optimismus können wir am Kreuz ablesen, denn es ist ein Zeichen der Hoffnung – auch für die Verstorbenen. Die Welt geht nicht den Bach runter, machen wir auch der Jugend Mut, schließlich dürfen 70 Jahre Frieden uns nicht gleichgültig sein“, so der Geistliche, der zum Abschluss des Gottesdienstes auch noch das rechts von der Kapelle stehende Kreuz nach erfolgter Restaurierung segnete. Ehe Reinhard Schreiner als 1. Vorstand der Krieger- und Soldatenkameradschaft Pittenhart zusammen mit Michael Bernauer, Gauvorstand der Vereinigten Krieger- und Soldatenkameradschaften Chiemgau und Rupertigau und mit 1. Obmann Pius Graf von der Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranen- und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim einen Kranz niederlegte, sagte er: „100 Jahre nach dem I. Weltkrieg mit 19 Millionen Toten und nach dem II. Weltkrieg mit gar 60 Millionen Toten müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, dass Friedens-Erhaltung keine Selbstverständlichkeit zum Nulltarif ist“. Alsdann wurde zur gemütlichen Einkehr bei inzwischen spürbar gestiegenen Temperaturen zur Steinlingalm marschiert. Ein abschließender Dank für die würdevolle Feier gab es noch für die Aschauer Alphornbläser, für die Gebirgsschützenkompanie Aschau für deren Salutschießen, dem Obst- und Gartenbauverein Pittenhart für die Ausschmückung der Kapelle sowie der Bergwacht, der Feuerwehr Pittenhart, der Gemeinde Aschau und der Kampenwandbahn für all deren Unterstützung und Entgegenkommen.
Foto/s: Hötzelsperger – Eindrücke von der 67. Gedenkmesse auf der Kampenwand – u.a. der 93jährige Sebastian Unterhuber in der Steinlingalm
Weitere Informationen: www.aschau.de