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65. Schleppjagd auf der Herreninsel am 8. Oktober

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Zum 65. Mal finden sich auf der Insel Herrenchiemsee auf Einladung des Bayerischen Schleppjagdverbandes Reiter, Pferde und Hunde zu einer Schleppjagd ein. Wie der Veranstalter mitteilt, kann diese Traditionsveranstaltung heuer stattfinden, Besucher sind willkommen. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass die Mitnahme von Fahrrädern nicht erlaubt ist und dass Hunde an der Leine geführt sein müssen. Für die Besucher gibt es in Form einer Feldküche auch eine kleine kulinarische Verpflegung. Für Ordnung auf der Insel und während des sportlichen Ereignisses sorgen Mitglieder der Berittenen Polizei. Die Schirmherrschaft hat auch in diesem Jahr wieder der stellvertretende Bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger. Beginn am Samstag, 8. Oktober ist um 10.30 Uhr mit dem Stelldichein bei der ehemaligen Pfarrkirche St. Maria nahe der Schlosswirtschaft und dem Alten Schloss Herrenchiemsee, der Aufgalopp startet um 11 Uhr. Es laden auch dieses Jahr wieder ein die Jagdherrschaft Esther Höhn und Josef Ettenhuber mit dem Schleppjagdverein von Bayern.

Dazu heißt es von Veranstalterseite weiter:

Für die Teilnehmer ist es ein sportlich anspruchsvoller Jagdtag auf geschichtsträchtigem Boden, für die Jagdgesellschaft und die Zuschauer ein einzigartiges Erlebnis: Am 8. Oktober rufen auf der Herreninsel wieder die Jagdhörner. Aufgesessen wird zur Jubiläumsjagd, der 65. Traditionellen Herbstjagd. 60 Reiter und 40 Hunde bilden das Jagdfeld. Das Geläuf, gut 20 Kilometer mit 35 Hindernissen, ist aufgeteilt in acht Schleppen (Etappen).

Schleppjagd auf der Königsinsel

Die Zahl der Teilnehmer ist aus logistischen Gründen begrenzt. Die Pferde müssen mit der Fähre auf die Insel übergesetzt werden – und das seit Jahren nach exaktem Zeitplan: Um 7.30 Uhr legt die erste Fähre in Breitbrunn ab. Nach und nach treffen Reiter und Pferde auf der Herreninsel ein. Jagdgäste ohne Pferd erreichen die Herreninsel mit Linienschiffen ab Prien und Gstadt. Die Jagdgesellschaft trifft sich zur Eintragung ins Jagdbuch und zum bayerischen Jagdfrühstück in der Schlossgaststätte. Wenn die klassischen Hornsignale der Chiemgauer Jagdhornbläser „Bien Aller de Baviere“ und ihrer Jungbläser, den Bayerischen Jungwölfen, „Les Louvarts de Baviere“ rufen, formieren sich alle Reiter um 10.30 Uhr zum großen Stelldichein mit der Hundemeute vor der Kapelle des Alten Schlosses.

Nach Begrüßung durch die Jagdherrschaft, Esther Höhn und Josef Ettenhuber, dem Schirmherrn, Staatsinister und stellvertretendem Bayerischen Ministerpräsidenten, Hubert Aiwanger, dem Präsidenten des Schleppjagdvereins von Bayern e.V. (SvB), Toni Wiedemann und nach Segnung von Reitern und Pferden stimmen alle in den Jagdruf ein. Anschließend um 11 Uhr beginnt der Aufgalopp. Die „Equipage“ mit dem Master und dem Schleppenleger führt die rund 40 schnell und sicher spurenden Foxhounds. Geritten wird diszipliniert in mehreren Feldern bzw. Gruppen.  Die Jagdherrschaft mit Schirmherrn und Ehrengästen begleitet die Jagd in einer Kutsche. Gäste und Zuschauer können schöne Jagdsequenzen spazierend über die Insel erleben.

Die Jagd wird auch dieses Jahr von Reitern der Reiterstaffel Rosenheim begleitet.  Die letzten Schleppen auf der Schlossallee enden mit dem „Halali“ gegen 15 Uhr am Neuen Schloss. Dabei ehrt die Jagdherrschaft Esther Höhn und Josef Ettenhuber die Reiter mit dem Eichenbruch und einer Erinnerungsschleife, der Master und Präsident gratuliert mit dem Jagdknopf und die Foxhounds erhalten zur Belohnung Rinderpansen.  Wenn Pferde und Hunde versorgt sind, lädt die Jagdherrschaft zum Empfang und Jagdessen in die Schlossgaststätte des Alten Schlosses. Danach geht es für die Pferdegespanne und Reiter mit der Fähre und für Jagdgäste mit den Personenschiffen wieder zurück ans Festland.

Verschmelzung alter Traditionen

Im Jahr 1957 war die Jagdreiterei in Bayern mit einer Fuchsjagd ohne Hunde und 16 Reitern auf der Herreninsel wieder aufgenommen worden. Damit wurde eine Tradition fortgeführt, die im 18. Jahrhundert mit Kurfürst Max Emanuel von Bayern (1662-1726) begonnen hatte. Im Laufe der Jahre gewann diese Jagd immer mehr an Zuspruch und so kam es, dass Mitte der 60er Jahre Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauss diese Jagd zur Staatsjagd erhob. Der Titel Staatsjagd galt 20 Jahre bis zur Amtsaufgabe des Bayerischen Ministerpräsidenten J. Streibl. Seit 1990 werden auf der Königsinsel Schleppjagden mit dem Schleppjagdverein von Bayern geritten. Dank engagierter Jagdherren und Freunde und in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung konnte die Veranstaltung erhalten und auf dieses Niveau gebracht werden.

Die typisch deutsche Form der Schleppjagd, auch der bayerischen, entwickelte sich vor allem Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts: Es sind Elemente aus der klassischen französischen Hirschjagd zu Pferde „Chasse à courre“, von der insbesondere die Hornsignale und zum Teil auch das Zeremoniell stammen. Das schnelle und sportliche Reiten über die Hindernisse ist vom englischen „Foxhunting“ übernommen worden. Nur die Ehrung der Reiter mit dem „Bruch“, einem Eichenzweig, ist deutsch. Die Schleppjagd grenzt sich von der französischen Parforcejagd allein dadurch ab, dass die Hunde eine künstliche Fährte ausarbeiten. In Deutschland ist die Jagd auf lebendes Wild seit 1934 verboten. Heute hat der Schleppenleger einen Tropfkanister am Sattel festgeschnallt und legt so die Fährten im Gelände.

Auch dieses Jahr treffen sich Jagdreiter aus ganz Deutschland – die nördlichsten kommen von der Insel Norderney – aus Österreich, der Schweiz und Frankreich zu diesem besonderen Wochenende im Chiemgau.

Foto/s: Hötzelsperger –  Eindrücke von der Schleppjagd Herreninsel im Vorjahr

Weitere Informationen: www.schleppjagd.de  und  www.chiemsee-schifffahrt.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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