„5 Jahre Bürgermeisteramt: Christoph Schneider über Herausforderungen, Erfolge und die Zukunft von Neubeuern“
SN: Lieber Christoph, wie jedes Jahr blicken wir im Spätherbst auf deine Bürgermeisterzeit zurück. Was kannst du uns über das vergangene Jahr erzählen?
Schneider: Das vergangene Jahr war intensiv, aber ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Wir standen vor großen Herausforderungen – von der maroden Kläranlage über volle Wartelisten in den Kitas bis hin zu Brandschutzfragen und Schadstoffbelastungen im alten Rathaus. Oft mussten wir schnell handeln, um akute Probleme zu lösen. Jetzt können wir uns darauf konzentrieren, die nächsten Schritte mit mehr Ruhe und Weitsicht zu planen.
SN: Du hast die Bürgerinnen und Bürger aktiv in viele Projekte eingebunden. Ist das Vertrauen zwischen Verwaltung, Gemeinderat und Bevölkerung wiederhergestellt?
Schneider: Ja, ich glaube, das kann man so sagen. Natürlich waren nicht alle Themen einfach, aber die Bürger haben verständnisvoll reagiert. Sie schätzen es, wenn wir transparent handeln und nachvollziehbare Entscheidungen treffen – sei es bei der Kläranlage oder anderen Projekten. Das fördert Vertrauen und zeigt, dass Verwaltung und Gemeinderat gemeinsam mit den Bürgern am gleichen Ziel arbeiten.
SN: Deine Öffentlichkeitsarbeit scheint dabei eine Schlüsselrolle zu spielen.
Schneider: Definitiv. Die Menschen wollen informiert werden und haben ein Recht darauf. Allerdings ist es eine Herausforderung, die verschiedenen Kommunikationskanäle effektiv zu bedienen. Umso mehr freut es mich, dass so viele Bürgerinnen und Bürger unser Informationsangebot nutzen und sich aktiv einbringen.
SN: Was waren die wichtigsten Meilensteine im vergangenen Jahr?
Schneider: 2024 war ein herausragendes Jahr. Ein Highlight war die feierliche Eröffnung der neuen Kläranlage im April – ein Event mit rund 400 Gästen. Zudem haben wir im alten Pfarrsaal zwei neue Kinderbetreuungsgruppen eingerichtet und den Altenbeurer Friedhof um innovative Bestattungsformen erweitert. Ein weiterer Meilenstein war der Start unserer Arbeit im neuen Rathaus, das wir bei einem Neujahrsempfang offiziell vorstellen möchten.
SN: Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt?
Schneider: Es macht mich stolz, dass wir in den letzten fünf Jahren über 25 Millionen Euro in die kommunale Infrastruktur investieren konnten. Das neue Rathaus ist dabei ein Symbol für unseren Fortschritt. Es steht für eine moderne Verwaltung und bietet den Bürgerinnen und Bürgern einen bürgernahen Service.
SN: Was macht das neue Rathaus so besonders?
Schneider: Die klare Struktur und das moderne Design. Im Erdgeschoss sind alle wichtigen Anlaufstellen zentral gebündelt, und das gesamte Gebäude ist barrierefrei. Große, helle Büros sorgen für ein angenehmes Arbeitsklima, und mit umweltfreundlicher Heiz- und Kühltechnik setzen wir auf Nachhaltigkeit. Besonders freut mich, dass wir einen Veranstaltungssaal integriert haben, der vielseitig nutzbar ist – für kulturelle, gesellschaftliche oder politische Veranstaltungen.
SN: Wie geht es mit dem alten Rathaus weiter?
Schneider: Bisher hatten wir wenig Gelegenheit, uns politisch damit auseinanderzusetzen, da andere dringende Themen Vorrang hatten. Derzeit erarbeiten wir Entscheidungsgrundlagen für den Gemeinderat, um die Substanz des Gebäudes zu bewerten und eine sinnvolle Übergangsnutzung zu prüfen.
SN: Wie sieht die Situation der Geflüchteten in Neubeuern aus?
Schneider: Derzeit leben über 100 Geflüchtete bei uns. Dank der Tauschbörse und der interkommunalen Asylberatungsstelle können wir sie gut unterstützen. Dennoch ist Integration ein langfristiger Prozess, der weiterhin viel Engagement erfordert – sowohl von der Gemeinde als auch von der Gesellschaft.
SN: Was waren die größten Herausforderungen im vergangenen Jahr?
Schneider: Die Starkregenereignisse haben uns stark gefordert. Solche Situationen bringen uns in den Krisenmodus, und es gilt, schnell und entschlossen zu handeln. Besonders beeindruckt hat mich das Engagement der Feuerwehr und vieler anderer Helfer – ohne sie wäre die Bewältigung dieser Ereignisse kaum möglich gewesen.
SN: Wie geht es im Bereich Hochwasser- und Katastrophenschutz weiter?
Schneider: Wir müssen langfristige Lösungen entwickeln. Das umfasst sowohl kommunale Maßnahmen wie die Räumung der Gewässer als auch private Initiativen, um Hochwasserschutz zu verbessern. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt ist dabei unerlässlich.
SN: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie geht es dir nach fünf Jahren im Amt?
Schneider: Mir geht es gut, auch wenn die Herausforderungen der letzten Jahre nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind. Mein größter Wunsch ist, dass wir als Gesellschaft wieder mehr Gelassenheit finden und der Umgang in der Politik respektvoller wird. Die aktuellen Spannungen belasten unsere Gemeinschaft. Persönlich hoffe ich, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können – und dass wir alle gesund bleiben.
Fotos: Rainer Nitzsche