Land- & Forstwirtschaft

BGL: Milch-Wald-Energie

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wald und Grünland sind die großen CO2-Speicher der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bayern. Besonders in der Alpenregion prägen sie das Landschaftsbild. Das Grünland ist die Basis für eine nachhaltige Milchwirtschaft, der Wald liefert nachhaltiges Baumaterial und ist nachwachsender Energieträger. Heizen mit Holz hat in der Alpenregion dementsprechend Tradition. 90 Prozent der bäuerlichen Familienbetriebe der Molkerei Berchtesgadener Land bewirtschaften auch Wald und viele von ihnen setzen auf Holz als Energiequelle.

Wald – CO2-Speicher, Baumaterial, Heizquelle

Rund ein Drittel der Fläche Deutschlands ist Wald, in Bayern sind es 37 Prozent. Biomasse ist darum in Bayern nach der Wasserkraft der wichtigste regenerative Energieträger. Holz stellt dabei den mit Abstand wichtigsten Biobrennstoff dar. Werden Wälder naturnah bewirtschaftet, ist Holz als Baumaterial und Energieträger nachhaltig. Dies gilt besonders, wenn auf kurzen Transportwegen einheimisches Bauholz und für die energetische Nutzung mindere Qualitäten wie Alt- und Resthölzer, für die keine weitere stoffliche Verwendung besteht, eingesetzt werden. Mehr als ein Drittel der Privathaushalte in Bayern heizen zudem (auch) mit Holz. Die Verbrennung von Holz als Brennholz, Pellets oder Hackschnitzel läuft im Gegensatz zur Verbrennung von Öl, Gas und Kohle in einem CO2-neutralen Kreislauf. Denn das bei der Verbrennung freigesetzte Kohlendioxid wird in einer nachhaltigen Waldwirtschaft vom nachwachsenden Wald wieder aufgenommen. Und Holz fällt bei der Waldpflege laufend an und wächst auf den eigenen Flächen ständig nach.

Ohne Landwirte keine Waldbewirtschaftung

Die Familie Martina und Josef Ramstetter haben den Geiern-Hof in Kleinrückstätten bei Teisendorf seinerzeit von Martinas Eltern übernommen. Seit 2009 wirtschaften sie nach Naturland-Richtlinien und liefern die Bio-Milch an die Molkerei Berchtesgadener Land. Knapp 20 Hektar der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Acker und überwiegend Grünland, 5 Hektar sind Wald. Die Ramstetters stehen daher exemplarisch für die 90 Prozent der landwirtschaftschaftlichen Betriebe der Molkerei Berchtesgadener Land.

Das Wohnhaus der Familie, ein 1909 gebautes altes Bauernhaus, hat dank der verwendeten Schlackensteinen aus dem Achtal vergleichsweise gute Dämmwerte. Bis vor 3 Jahren wurde die Zentralheizung im alten Bauernhaus noch mit Holzscheiten bestückt. Diese werden inzwischen nur noch für den Wamser-Holzofen in der Küche und den Kachelofen in der Stube benötigt. Denn die neue Zentralheizung wird jetzt mit Hackschnitzeln von den eigenen Bäumen befeuert. Als Brennholz werden allerdings nur vom Borkenkäfer geschwächte Bäume und Windbruch verwendet, gesund und gerade gewachsene Bäume kommen als Bauholz zum Einsatz. Dank des eigenen Waldes ist die Familie beim Heizen energetisch unabhängig.

Wald nachhaltig bewirtschaften ist Energieerzeugung und Artenschutz

Der Erhalt eines artenreichen Waldes liegt Josef Ramstetter am Herzen. Ein Kahlschlag ganzer Flächen, wie in Nordeuropa oder auch Kanada üblich, könnte er sich nicht vorstellen. Er fällt die großen Bäume einzeln, um der nächsten Generation von Bäumen Licht und Platz zum Wachsen zu verschaffen. So schließt sich der Wald nach der Holzernte schnell wieder und steht artenreicher da als zuvor. Was er an der Waldarbeit besonders mag: „Im Wald ist man ganz und gar Teil der Natur und man spürt den Kreislauf von Werden und Weichen. Bei der Arbeit bekomme ich den Kopf frei und habe Abstand vom Alltag auf dem Hof, das tut mir gut und ich bin da tatsächlich auch gerne mal alleine unterwegs. Waldarbeit, das ist für mich gelebte Nachhaltigkeit, denn alles, was ich heute hier richtig mache, werden meine Kinder und hoffentlich Enkel ernten.“ Die Bewirtschaftung der Wälder durch die Milchwirte sichert demnach die natürliche Kreislaufwirtschaft und den Erhalt des Lebensraumes in Bayern.

Quelle: Energieholzmarkt Bayern 2018; https://www.stmelf.bayern.de/landwirtschaft/nawaro/energetische-nutzung/index.html; https://www.bundeswaldinventur.de

ZUSATZ-INFORMATION:

Bauernhäuser aus Schlackensteinen prägen den Rupertiwinkel

Mit der Eisenerzgewinnung kamen ab dem 16. Jahrhundert in manchen Regionen sogenannte Schlackensteine als neues Baumaterial dazu. So auch im Rupertiwinkel, wo einige Salzburger und der Probst des Stiftes Höglwörth entschieden, am Teisenberg die dortigen Bodenschätze für den Eisen-erzabbau zu nutzen. Sie errichteten im Jahre 1537 ein Eisenerzbergwerk im heutigen Achthal. Dabei fällt Schlacke als Abfall- bzw. Nebenprodukt an.

Die Schlacke kommt flüssig bei rund 1.400 °C als Nebenprodukt aus dem Schmelzofen und quillt beim Abschrecken mit kaltem Wasser auf das 5-10fache Volumen auf. Das so entstandene Baumaterial – der meist schwarz bis anthrazitfarbene Schlackenstein – ist sehr porös und dank der Lufteinschüsse sehr leicht und gut bearbeitbar. Aufgrund der damit verbundenen guten Isoliereigenschaft, die mit Ziegel-steinen vergleichbar ist, wurden die Schlackensteine bevorzugt zum Hausbau verwendet. Die Schlackensteine wurden dabei vielfach kunstvoll mit Natursteinen gemischt und die Fensterstürze mit Ziegel eingebaut. Diese Bauernhäuser sind im heutigen Rupertiwinkel prägend für das Landschaftsbild und stehen unter Denkmalschutz. Dank der guten Isoliereigenschaften lässt es sich auch heute noch gut darin wohnen.

Bericht und Bilder: Milchwerke Berchtesgadener Land


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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