Am 14. Juni jährt sich das Tränenwunder auf der Wies. Die heute blühende Wieswallfahrt und das UNESCO-Welterbe wären ohne dieses Ereignis im Jahr 1738 gar nicht entstanden.
Der Museumskurator der Wieskirche und ehemalige Kreisheimatpfleger Helmut Schmidbauer schreibt dazu: „es gibt vorübergehende Erscheinungen von zeitgebundenem Wunderglauben und andererseits kennt die Volksfrömmigkeit Mirakel – Erscheinungen, die durch die Jahrhunderte immer wiederkehren. Auf der Wies findet der fromme Wallfahrer wie der kunstliebende Tourist beides: Der Wiesheiland hat geweint, und es sind der Statue die Haare an Kopf und Bart gewachsen. Zumindest gibt es für beides Zeugen, die das beschwören. Die Reaktionen sind wie überall: Dem einen verhilft sein Glaube zu mehr Andacht, dem anderen verdirbt ein kritischer Zweifel jede innere Annäherung an das Gnadenbild. Dabei wären die heutige blühende Wieswallfahrt und der Ruhmestitel eines Weltkulturerbes ohne das Tränenwunder vom 14. Juni 1738 gar nicht entstanden.“
Dieses UNESCO Welterbe jährte sich in diesem Jahr zum 40. Mal. Während am gleichen Tag im kaum 25 Kilometer entfernten Schwangau die Bevölkerung sich dafür entschieden hat, dass für das Schloss Neuschwanstein die Aufnahme in die Welterbeliste beantragt werden soll, verlief die Aufnahme der Wieskirche damals noch sehr im Verborgenen. Unter der Ägide des damaligen Landrats Manfred Blaschke, jetzt unter den Ehrengästen der Jubiläumsfeier, wurde der damalige Wieskurat Monsignore Georg Kirchmeir von der Aufnahme in die Welterbeliste als zweites Objekt in Bayern überhaupt, völlig überrascht: „vielleicht war es ja das Landesamt für Denkmalspflege, das den Antrag gestellt hat“.
Das 40jährige Jubiläum war jetzt aber auf jeden Fall Anlass genug für eine große Feier, zu der der heutige Wieskurat Geistlicher Rat Florian Geis eine große Zahl von Gästen begrüßen konnte, darunter auch den „Hausherrn“ Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Hausherr deshalb, weil sich die Wieskirche heute in Staatseigentum befindet. Kurat Geis meinte „Gottseidank“ mit Blick auf die Baulast. Das Pontifikalamt zelebrierte der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier, der den Gegeißelten Heiland und das Tränenwunder in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte. Tränen zeugen von Leid, aber auch von Zugehörigkeit: „Tränen können trösten. Haben wir den Mut, Tränen zu zeigen. Wir brauchen uns dafür nicht zu schämen.“ Die weltweiten Krisen seien mittlerweile chronisch: „suchen wir Halt im Gebet. Wir beklagen heute mangelnde Zivilcourage. Die Empathie hat insbesondere bei den jungen Menschen nachgelassen. Die Krisen sollten uns an die Verantwortung zueinander erinnern. Tränen sind ein Zeichen der Zugehörigkeit.“
Durch den anschließenden Festakt führte Steingadens junger Bürgermeister Max Bertl. Neben Ministerpräsident Dr. Markus Söder konnte er aus den Reihen der Politik den Landesgruppenchef der CSU im Bundestag Alexander Dobrindt auch die Landtagsabgeordneten Harald Kühn (CSU) und Susann Enders (Freie Wähler) sowie Bezirksrätin Alexandra Bertl begrüßen. Ebenfalls unter den Gästen war Landrätin Andrea Jochner-Weiß. Das Beratergremium ICOMOS der UNESCO wurde von Martin Bosch vertreten.
In seinem Grußwort bezeichnete Ministerpräsident Söder die Wieskirche als eines der prachtvollsten Kirchenbauwerke Bayern. Die Wies ist ein Bauwerk von Weltrang und es ist heute unvorstellbar, dass sich nach der Säkularisation abgebrochen werden sollte. Darüber hinaus fand er auch theologische Worte: „Die Kirche sollten wir als Gemeinschaft verstehen. Wir können jederzeit den Weg zu Jesus Christus finden. Die Werte von Jesus Christus tragen seit 2000 Jahren und Milliarden von Menschen richten ihr Leben daran aus.“
Zum Abschluss spielte die Welfenbühne Steingaden die Entstehungsgeschichte der Wieskirche in Szenen um Abt Hyazinth Gassner nach.