Leitartikel

95. Geburtstag: Hans Pumpfer aus Sachrang

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Hans Pumpfer aus Sachrang feierte seinen 95. Geburtstag im Kreis seiner Familie und der Sachranger Vereine in den Kaiserblick Stubn in Sachrang. Bürgermeister Simon Frank, die Vorsitzenden der Sachranger Vereine und Institutionen, die königlich bayerische Gebirgsschützenkompanie Aschau kamen, um gemeinsam mit dem angesehenen Gemeindebürger diesen außerordentlichen Geburtstag zu feiern. „Bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2018 sagte die Ministerin Kerstin Schreyer, Hans Pumpfer sei das verkörperte Sachrang – dem ist bis heute nichts hinzuzufügen“, so Bürgermeister Simon Frank.

Ist das Ereignis „95. Geburtstag“ schon selten, so sind der Lebenslauf und das Arbeitspensum des Sachranger Ehrenbürgers und Trägers des Bundesverdienstkreuzes noch viel bemerkenswerter. Der Umfang an ehrenamtlichen Tätigkeiten, der Arbeitsaufwand für die Lohn- und Brotarbeit und die Zeit für die Familie würden mindestens drei normale Menschenleben beanspruchen, Hans Pumpfer füllte alle Aufgaben in seinen 95 Lebensjahren alleine aus. Ungezählt die ehrenamtlichen Ämter und die damit verbundenen Stunden, ungezählt die Arbeitsstunden. Zahlreiche Geschichten ranken sich um das Wirken des ehemaligen Bürgermeisters von Sachrang, in zahllosen Vereinen ist er seit langen Jahren Mitglied, war in den Vorstandschaften tätig oder führte die Vereine selbst. Wenn es eine Gemeinschaft oder einen Verein im Dorf oder im Oberen Priental noch nicht gab und er Bedarf sah, dann gründete er kurzerhand einen neuen Verein für dieses Vorhaben und übernahm auch gleich die Vorstandschaft, sei es beim WSV Sachrang, bei der Bergwacht oder beim SPD-Ortsverein. Ein besonderes Anliegen war ihm das Gedenken an den Müllner Peter von Sachrang, folgerichtig rief er 1973 als Bürgermeister den Freundeskreis Müllner Peter von Sachrang ins Leben, war mehrere Jahrzehnte in der Führung tätig und organisierte seither die alljährliche Ölbergwallfahrt. In den meisten Vereinen wurde er für seine langjährige Mitgliedschaft mit allen Ehrenzeichen, Ehrenmedaillen und Ehrenkreuzen in Gold und Silber, mit Brillanten oder Jahreszahl der jeweiligen Vereine und der übergeordneten Verbände ausgezeichnet, er wurde zum Ehrenmitglied ernannt oder für weitere Ehrungen vorgeschlagen. Höhepunkt aller Ehrungen war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Preysing Saal von Schloss Hohenaschau im August 2018.

Ausführlich erzählte der Jubilar den Versammelten in den Kaiserblick Stubn aus seinem langen Leben und würzte die Lebensdaten mit vielen Anekdoten aus dem letzten Jahrhundert. Hans Pumpfer wurde 1928 auf einem kleinen Anwesen in Innerwald, Gemeinde Sachrang geboren und besuchte acht Jahre lang die Volksschule in Stein. In zahlreichen Geschichten aus dieser Zeit kristallisierte sich bereits das Wesen und die Gestalt des späteren Firmenchefs und Bürgermeisters, des ehrenamtlichen Richters und des Vereinsvorsitzenden heraus. Er war immer einer, der stets im Augenblick lebte und sich dem, was in diesem Augenblick seiner Meinung nach notwendig und zu tun war, voll und ganz widmete.

Nach der Schulzeit begann er eine Zimmererlehre in Aschau, doch schon Anfang 1945 wurde er mit gerade 16 Jahren zusammen mit den Altersgenossen vom Jahrgang 1928 nach München zum Wehrdienst eingezogen. Als Kurier musste er im April 1945 wichtige Post nach Berlin bringen, kam kurz vor der Eroberung Berlins noch aus der umschlossenen Stadt heraus und über Prag und Pilsen zurück nach München. Der letzte Auftrag führte nach Bad Reichenhall und da mittlerweile überall die Amerikaner eintrafen ging er schnurstracks direkt nach Hause. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft in Rosenheim setzte er seine Lehre in Hemhof fort und baute bereits 1950 einen eigenen Zimmereibetrieb auf. Neun Jahre später erweiterte er die Zimmerei zum Baugeschäft und übernahm dazu noch ein weiteres Baugeschäft. Beide Bauunternehmen umfassten schließlich 62 Mitarbeiter, alljährlich wurden nach Bedarf Maurer, Zimmerleute, Bauzeichner und Bürokaufleute ausgebildet. Zusätzlich führte er die elterliche Landwirtschaft in Innerwald weiter. 1985 hatte er im Alter von 56 Jahren schließlich Zeit, seine Ehefrau Hannelore zu heiraten und führte gemeinsam mit ihr sein Leben weiter. Bedauerten Außenstehende bei der Ehefrau die häufige Abwesenheit Pumpfers so erwiderte sie darauf, sie habe schließlich ein schönes Bild von ihm in der Stube stehen, er sei immer für sie da. 1993 übergab er die Zimmerei und das Baugeschäft nach 43 Jahren an seinen Stiefsohn Rainer Küblbeck. Das hieß damals jedoch nicht, dass er sich damit aufs Altenteil zurück gezogen hätte. Inzwischen ist es etwas ruhiger geworden: „Einiges geht halt nicht mehr so gut“, gibt Hans Pumpfer zu; und so verbringen die beiden gemeinsam den Lebensabend im Haus in Innerwald und liebevoll umsorgt er seit vielen Jahren seine durch einen Verkehrsunfall erblindete Frau.

Legendär sind seine ehrenamtlichen Tätigkeiten: „er war nicht im Kirchenchor und nicht bei der Blasmusik“, heißt es in Sachrang. Damit ist sein Wirken vollständig charakterisiert: in allen anderen Vereinen und Institutionen war und ist er immer mit voller Kraft. „Halbe Sachen gibt es nicht“ und „Ganz oder gar nicht“ mit diesen zwei Regeln kam er durchs Leben. Er war eigentlich überall. Besonders setzte er sich für Soziales und Kommunales ein. 30 Jahre wirkte er im Gemeinderat der Gemeinden Sachrang und Aschau, er war in Sachrang stellvertretender und zehn Jahre erster Bürgermeister, nach dem vergeblichen Versuch die Eingemeindung von Sachrang nach Aschau zu verhindern arbeitete er auch dort im Gemeinderat und als Bürgermeister mit. Der Sachranger und der Aschauer Gemeinderat ernannten ihn schließlich zum Ehrenbürger. Zwölf Jahre saß er für die SPD im Kreisrat im Landkreis Rosenheim. 17 Jahre war er Schöffe und Hauptschöffe an Rosenheimer und Traunsteiner Gerichten, 29 Jahre ehrenamtlicher Richter beim Bayerischen Verwaltungsgericht München und 30 Jahre BVS-Schutzraum- und Selbstschutzberater beim Bundesverband für den Selbstschutz (BVS) Rosenheim. Doch damit nicht genug: 19 Jahre war Hans Pumpfer im Aufsichtsrat, davon neun Jahre als Vorsitzender des Aufsichtsrates bei der Raiffeisenbank Aschau tätig, 20 Jahre wirkte er als stellvertretender Ortswaisenrat und Betreuungshelfer, 24 Jahre als erster Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Sachrang, ebenfalls 24 Jahre als Dekanatsrat, Delegierter zum Kreiskatholikenrat  und zweiter Vorsitzender des Dekanatsrates sowie 20 Jahre Beirat im Ökumenischen Sozialdienst Priental. Der VdK Ortsverband zählt ihn zu seinen Mitgliedern, ebenso das BRK Aschau.

Bei allen Ortsvereinen war er in den vergangenen 70 Jahren in der Führungsmannschaft vertreten: beim Trachtenverein „D´Geiglstoana“ Sachrang als Vorplattler, Fähnrich und Ausschussmitglied, ein halbes Jahrhundert beim Fremdenverkehrsverein Sachrang, bei der Krieger- und Soldatenkameradschaft Sachrang (KSK), dem Verein Gartenbau und Blumenfreunde Sachrang, der Schützengesellschaft Sachrang, der GSK Aschau, dem Heimat- und Geschichtsverein Aschau, dem Bayernbund und dem SPD-Ortsverein Sachrang-Aschau. Er gründete den Freundeskreis Müllner Peter von Sachrang, den WSV Sachrang und die Bergwacht Sachrang auch diese Vereine bestehen – inzwischen unter neuer Führung – seit einem Menschenalter.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Hans Pumpfer aus Sachrang feierte seinen 95. Geburtstag im Kreis seiner Familie und der Sachranger Vereine in den Kaiserblick Stubn in Sachrang.

Bürgermeister Simon Frank kam nach Sachrang, um Hans Pumpfer zum 95. Geburtstag zu gratulieren und mit ihm diesen außerordentlichen Geburtstag zu feiern.

Der Vorsitzende des Freundeskreises Müllner Peter von Sachrang Dieter Höpfner (links) gratuliert dem langjährigen Vorsitzenden zum 95. Geburtstag.

Der Hauptmann der königlich bayerischen Gebirgsschützenkompanie Aschau Hubert Stein meldet dem Jubilar die zum Ehrensalut angetretene Kompanie

19 Jahre war Hans Pumpfer im Aufsichtsrat und zeitweise als Vorsitzender bei der Raiffeisenbank Aschau tätig, der Vorstandsvorsitzende Christian Trattner gratuliert dem Jubilar


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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