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Enkeltrick: Aufklärung im Aschauer Rathaus

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Trickbetrug – Enkeltrick – Kaution – das kann mir nicht passieren, ich bin immer sehr vorsichtig und falle auf keinen Betrüger herein“. Auf Einladung des Seniorenbeauftragte der Gemeinde Aschau Philipp Ramming kam der kriminalpolizeiliche Fachberater Dominik Röber in den großen Sitzungssaal im Rathaus der Gemeinde Aschau und klärte etwa drei Dutzend meist ältere Menschen über „die Arbeit und Vorgehensweisen der organisierten Trickbetrüger auf“.

Er wies darauf hin, dass niemand – und das niemand betonte er mehrfach auffällig – gegen die Machenschaften der gut organisierten Banden gefeit sei. „Wenn am Telefon eine weinende Frauenstimme ertönt und als Tochter oder Enkelin flehentlich um ihre Unterstützung bittet, setzt bei vielen leider das logische Denken aus und sie folgen blind den Anweisungen der vermeintlichen Polizisten“. Die Anrufe kommen fast immer aus speziellen Call-Centern im Ausland. Die Polizei versucht ständig diese Betrugsmasche auszutrocknen sobald jedoch eines dieser Nester von der echten Polizei ausgeräumt wurde, entsteht es an anderer Stelle wieder neu. „Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“. Am häufigsten werden bei diesen Schockanrufen Notlagen im familiären Umfeld vorgetäuscht oder die Betrüger geben sich als vermeintliche Polizisten aus. Die Maschen können vielfältig sein, das Ziel dahinter ist immer das Gleiche: Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände zu erbeuten. Dabei spielt die Höhe der Beute fast keine Rolle: vom dreistelligen Betrag bis zum hohen sechsstelligen Betrag wird alles genommen, ebenso auch alle Wertgegenstände wie Schmuck, Münzgold oder Goldbarren.

Röber warnte eindringlich vor diesen Anrufen. Er riet dazu, das Gespräch sofort zu beenden und den Telefonkontakt sofort bei der Polizei unter der Rufnummer 110 zu melden. Aktuell gebe es wieder eine Welle von Betrugsversuchen, bevorzugt angerufen würden dabei Männer und Frauen, die mit mittlerweile ungebräuchlichen Vornamen im Telefonbuch stehen oder die nur über kurze drei- und vierstellige Telefonnummern verfügen. In beiden Fällen gehen die Täter davon aus, dass es sich dabei um ältere Menschen handelt und rufen gezielt dort an. „Klappt es bei Ihnen nicht, dann vielleicht beim nächsten Teilnehmer, es ist deshalb für die Polizei wichtig zu erfahren, wenn eine neue Anrufwelle durchs Land geht“. In den meisten Fällen geben sich die Täter als Polizisten, Staats- beziehungsweise Rechtsanwälte oder Richter aus und täuschen den Opfern frei erfundene Geschichten vor, um an die Beute zu kommen. Besonders häufig werden Einbrüche in der Nachbarschaft erfunden und bekannt gegeben, weshalb die Betrüger angeben, die Wertgegenstände vermeintlich sicher zu verwahren. Die Anrufer im Callcenter sind hervorragend geschult, sie sprechen perfektes Deutsch und auch die „Behördensprache“ und nutzen alle im Gespräch erhaltenen Informationen sofort für ihre Story aus.

„Auch die Masche Kaution findet häufig Verwendung“, erklärte Röber eine besonders perfide Vorgehensweise. Dabei gibt sich ein Anrufer als Polizist oder als Arzt im Krankenhaus aus und erzählt den Opfern von schweren Unfällen. „Hallo, hier ist die Polizei. Ihre Tochter sitzt neben mir. Sie hat einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Kind gestorben ist. Sie muss dafür nun ins Gefängnis, wenn sie sofort 50000 Euro Kaution bezahlen kann, darf ich sie jedoch noch auf freien Fuß setzen.“ So oder so ähnlich lauten die Geschichten der Schockanrufer, die durch lautes Weinen oder Schluchzen einer weiblichen Stimme im Hintergrund dramatisiert werden. Die Gespräche können lange dauern, hat der Anrufer seinen Köder erfolgreich ausgelegt, hält er das Opfer am Telefon bis die Aktion erfolgreich abgeschlossen ist und die Übergabe von Geld oder Wertsachen erfolgt ist.

Nach diesen zahlreichen Beispielen nahmen einige ihre Behauptung zurück, sie würden auf eine solche Vorstellung am Telefon nicht hereinfallen. „Ich glaube es könnte ausnahmslos jeden treffen“, so Philipp Ramming, „aber jeder kann sich im Vorfeld informieren und auf einen solchen Anruf vorbereitet sein“.

Abschließend gab Dominik Röber noch einige Verhaltensmaßregeln und mehrere Merkblätter an die Anwesenden aus. „Diese wenigen Regeln sollten so weit wie möglich in der Bevölkerung verbreitet sein“, forderte er. „Informieren Sie die jüngere Generation, informieren Sie Nachbarn und Freunde, die heute nicht mit dabei sein konnten über die Machenschaften der Trickbetrüger und Callcenter. Wer bereits im Vorfeld informiert ist und schon einmal etwas von der Vorgehensweise der Täter gehört hat, fällt nicht so leicht Betrügern in die Hände“.

So sollte man sich bei betrügerischen Anrufen verhalten: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen, beispielsweise zu einem Einbruch in der Nähe oder zu einer dringend zu zahlenden Kaution! Die Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen! Legen Sie einfach auf!

Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über ihr Hab und Gut, Ihr Bargeld und Ihre Wertgegenstände! Legen Sie einfach auf!

Lassen Sie niemanden in die Wohnung, der sehen will, wo Sie Geld oder Schmuck aufbewahren!

Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück! Drücken Sie KEINE Wahlwiederholung. Legen Sie auf und wählen dann neu den Notruf 110!

Erstatten Sie immer, auch im Versuchsfall, Anzeige bei Ihrer Polizeiinspektion!

Bericht und Foto: Heinrich Rehberg

 

 

 

Mit freundlichen Grüssen

Heinrich Rehberg – Reith 2 – 83112 Frasdorf h.rehberg@gmx.de

Telefon +49 (0)8051 4903

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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