Nach 43 Jahren: Sebastian Friesinger aus Albaching hat als Hochzeitslader aufgeführt
„Schee war´s!“ – so einfach fasst Sebastian Friesinger seine lange Zeit als Hochzeitslader zusammen. Nach 43 Jahren stellte er den Progoder-Stecken in den Schrank bzw. hing er das Ehrenamt an den berühmten Nagel. Ohne Ehrenamt wird Sebastian Friesinger wohl nicht bleiben, wer seine Leutseligkeit und sein Organisationstalent kennt, der weiß, dass er in vielfachen beruflichen, politischen und ehrenamtlichen Aufgaben unterwegs ist. Wehmut aber kann schon auf, als er zum letzten Mal ein Brautpaar auf dem Weg zu ihrem Lebensglück an den Traualtar und zur weltlichen Feier begleitete.
Anton und Julia Landinger (geb. Heller) waren es, die sich in Hirnsberg trauten zu heiraten und deren bislang gemeinschaftlich schönster Tag vom Friesinger Wast noch weiter verschönert wurde. Nach dem Gottesdienst in der Hirnsberger Kirche ging es in den Saal vom Hirzinger-Wirt in Söllhuben. Am Ende des Tages war es dem „Wast“ – wie er allseits bekannt ist – ein Herzensanliegen, sich nochmals ans Mikrofon zu begeben. „Ein großes Vergelt´s Gott allen Sängerinnen und Sängern, allen Musikanten und Musikantinnen, allen Wirten und Wirtinnen und vor allem allen Bräutigamen und Bräuten. Nur durch Euer Vertrauen und durch die allzeit harmonische Zusammenarbeit war es möglich, eine intensive Zeit auf angenehme Weise zu erleben!“.
Fünf Hochzeitslader in einer Familie
Das Hochzeitslader-Talent trat bei Wast Friesinger aus Albaching nicht zufällig zutage, innerhalb seiner Verwandtschaft gab es einmal gleichzeitig fünf Hochzeitslader, vier davon mit dem Familiennamen Gschwendtner. An seine erste Hochzeit erinnert er sich noch gut, gerne und genau: „Es war an Kirchweih 1980 als ich auf Bitte vom Chef der damaligen Showband `Allrounds` das Amt annahm, damals war ich als Ansager und Bühnentechniker mit der Kapelle Allrounds schon viel unterwegs. Nachdem die Premiere in der Kirche von Hohenlinden und im Wirtshaus-Saal von Rettenbach zur Zufriedenheit des Hochzeitspaares und der ganzen Hochzeitsgesellschaft verlief, folgten rasch weitere Anfragen und die Termine mehrten sich“. Erst 1990 – so Friesinger weiter – wurden es aufgrund einiger zeitaufwendiger Ehrenämter, unter anderem im Gemeinderat und insbesondere einiger Vorstandsämter bei Vereinen, denen er angehört, etwas weniger. Und als er 1996 in den Kreistag von Rosenheim und 2008 in den Oberbayerischen Bezirkstag einzog wurde es aufgrund der politischen Ämter nochmals gekürzt, aber ganz aufgehört hat er nie. Bis zum nunmehrigen Ende kamen insgesamt über eintausend Hochzeiten inklusive Primizen und Goldene Hochzeiten zustande.
„Beim Humor sollen auch noch Ordensschwestern und Pfarrer mitlachen können“
„Die Hochzeit ist für das Brautpaar der wichtigste Tag im Leben und so soll er auch der Schönste sein. Der Humor soll nicht zu kurz kommen, aber er muss immer so über der Gürtellinie bleiben, dass auch Ordensschwestern und Pfarrer noch mitlachen können. Apropos Pfarrer: in der Kirche hat dieser das Sagen und da halte ich mich zurück sobald alle Hochzeitsgäste ihren Platz eingenommen haben“ – so einige seiner eingehaltenen Grundsätze. Durch das Hochzeitslader-Engagement hat Sebastian Friesinger viele Kontakte geknüpft, viel erlebt und er ist auch weit herumgekommen, unter anderem einmal bis Neunkirchen bei Kaiserslautern. „Für eine Hochzeit in Peiting gab es eine interessante Vorgeschichte: „Bei einem Urlaub im Grand Canyon in den USA freundeten wir uns mit Leuten aus Peiting an, einige Jahre später tauchten sie bei mir auf und baten um einen Hochzeitslader für ihre Verwandtschaft“. Besonders stolz ist er auf sechs Primizen. Einmal bei Richard Greul von Langengeisling, dem heutigen Domvikar von ……………. waren über 2.000 Leute mit Primizmahl zugegen, beim Gottesdienstbesuch waren es bei allen Primizen immer mehrere Tausend Gläubige, die sich einen Segen von einem Primizianten holten. „Eine Primiz ist eine Hochzeit der besonderen Art und jede Primiz war für mich eine besondere Ehre“, so Wast Friesinger, der sich auch bei „normalen“ Hochzeiten sowie bei Goldenen Hochzeiten geehrt fühlte, wenn er für das Amt der Festtags-Gestaltung ausgesucht wurde.
- Hochzeitsladertreffen fand in Albaching statt
Einmal im Jahr, und zwar immer am zweiten Advent treffen sich die bayerischen Hochzeitslader zu ihrem Treffen, abwechselnd einmal rechts und dann wieder links vom Inn. Das 50. Hochzeitsladertreffen durfte er anlässlich seines 30. Jubiläums im Jahr 2010 in Albaching ausrichten. Damals war Bischof Wolfgang Bischof der Hauptzelebrant des Gottesdienstes, der traditionell vor dem Festzug, der Gruppenbild-Aufnahme und dem weltlich-gesellig-lustigen Zusammensein (mit Gstanlzsingen) gefeiert wird.
Fotos: Hötzelsperger / Privat – Eindrücke von Hochzeitslader-Aktivitäten von Sebastian Friesinger