Der Gemeinde Bernau a. Chiemsee steht nach dem sommerlichen Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes am kommenden Wochenende mit dem 35. Bataillonsfest der Bayerischen Gebirgsschützen ein weiteres überörtliches Brauchtums-Großereignis ins Haus. Gastgeber im Festzelt nahe dem Rathaus und Kurpark ist die Bernauer Gebirgsschützen-Kompanie (GSK), die erstmals im Jahr 1346 erwähnt wurde und somit zu den ältesten ihrer Art in ganz Bayern zählt. Gefeiert werden am Samstag, 21. September und am Sonntag, 22. September das Jubiläum „100 Jahre Bataillonsstandarte“, die Wiedergründung der Bernauer GSK vor 19 Jahren und das 35. Bataillonsfest der Gebirgsschützenkompanie Inn/Chiemgau.
Das Bataillon Inn-Chiemgau mit seinen 17 Kompanien ist ein fester Bestandteil im Bund der Bayerischen Gebirgsschützen. Seit Jahrhunderten waren die wehrhaften Männer immer wieder bereit, ihre Kraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. So war die Aufgabe der Gebirgsschützen Land und Bevölkerung ihrer engeren Heimat zu verteidigen. Hierzu schreibt in seinem Grußwort Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern als Schirmherr des Bataillonsfestes: „Ich darf auch herzlich die Schützenkompanien aus dem benachbarten Tirol und Südtirol begrüßen. Über viele Jahrhunderte stand sich beide, Bayern und Tiroler, oft feindlich gegenüber. Heute sind aus Feinden Freunde geworden – so manche großen und gemeinsamen Feste zeugen davon“. Diesem Wunsch des Schirmherrn schließt sich in einer weiteren Grußbotschaft Erster Bürgermeister Philipp Bernhohfer an. Er bescheinigt der GSK Bernau, die Gebirgsschützentradition in vorbildlicher Weise zu pflegen und zu leben. „Die Gebirgsschützen tragen wesentlich zum Erhalt unserer Werte und Kultur bei, bei vielen öffentlichen und kirchlichen Auftritten stellt sie dies eindrucksvoll unter Beweis“ – so der Bürgermeister. Hans Rucker, Gauhauptmann im Inn-Chiemgau erinnert in seinem Grußwort daran, dass die Bernauer insbesondere die Aschauer im Priental bei feindlichen Einfällen unterstützten und von der gastgebenden Bernauer GSK hält deren Hauptmann Matthias Wicha fest: „Die Gebirgsschützen waren sich zu allen Zeiten ihrer Aufgabe und Verpflichtung bewusst. So auch heute, wenn es gilt, das wehrhafte Brauchtum zu zeigen, zu bewahren und Tradition zu leben. Gelebte Tradition kann niemals Rückschritt sein, sie ist stets in die Zukunft gerichtet, weil sie dem Menschen Richtschnur und Rückhalt für diese Zukunft sein kann“.
Bataillon Inn-Chiemgau mit zum Teil blutiger Geschichte
Der Inn- und Chiemgau war seit jeher Durchzugsland entlang der Alpen und über die Alpenpässe hinweg, was auch für den Durchzug fremder Mächte und Gewalten galt und einen wirksamen Heimatschutz erforderte. Den ersten blutigen Einsatz erlebten die damals niederbairischen Chiemgauer 1504 gegen die Truppen Kaiser Maximilians an der Klausen zu Rottau. Im Dreißigjährigen Krieg verwehrten die Chiemgauer Schützen im Jahr 1632 den Schweden den Übergang über den Inn. Seit 1703 wurden Schützen zur Grenzsicherung gegen Tirol aufgeboten, zwei Jahre später werden die Schützen der Gerichte Kling und Rosenheim in der Schlacht am Magdalenenberg geschlagen. Bad Aiblinger Schützen waren –ebenfalls 1705- unter den vielen Opfern der Sendlinger Mordweihnacht. 1744 befreiten Chiemgauer Schützen Reichenhall von kaiserlichen Truppen. Während des Napoleonischen Krieges hat der Raum Inn und Salzach die 3. Abteilung des „Korps der bairischen Gebirgsschützen-Kompanien“ gestellt. Die erste Wiedergründung im Inntal erfolgte 1952 mit der GSK Audorf, aus vier Kompanien wird 1970 der „Gebirgsschützen-Gau Inn-Chiemgau“ gegründet, 1980 wird aus diesem mit 11 Kompanien das „Gebirgsschützen-Bataillon Inn-Chiemgau“ mit Bataillons-Kommandant Emil Schuler. Seiter der Wiedergründung der GSK Raubling im Jahr 2005 umfasst das Bataillon 17 Kompanien mit Bataillons-Kommandant Anton Greimel aus Unterwössen. Den 17 Kompanien gehören derzeit über 3.000 Mitglieder an, davon sind rund 1.500 aktiv, darüber hinaus sind im Bataillon fünf Musikkapellen, zwei Spielmannszüge und neun Trommlerzüge organisiert, Bataillons-Kommandant ist seit 2018 Hans Rucker aus Aschau i. Chiemgau.
Das Festprogramm mit Brillantfeuerwerk
Das 35. Bataillonsfest in Bernau beginnt am Samstag, 21. September um 17.30 Uhr mit dem Eintreffen der Gäste und Fahnenabordnungen am Festzelt, um 18 Uhr erfolgt der Abmarsch zur Totenehrung, die um 18.30 Uhr am Kriegerdenkmal an der Pfarrkirche „St. Laurentius“ beginnt und eine Kranzniederlegung und einen Ehrensalut vorsieht. Anschließend ist ab 19.15 Uhr –bei freiem Eintritt- ein Festabend mit der Stadtkapelle Wörgl aus Tirol mit Grußworten und Ehrungen. Anschließend an den Festakt spielt im Festzelt von Festwirt Werner Heinrichsberger die Kapelle „Wuidara-Musi“. Ein gewisser Höhepunkt am Samstagabend wird gegen 21.30 Uhr ein Brillant-Feuerwerk sein, das von GSK-Kamerad und Pyro-Techniker Alexander Meder aus Unterwössen ermöglicht wird. Am Sonntag, 22. September wird um 9 Uhr zum Kirchenzug aufgestellt, der Gottesdienst im Kurpark beginnt um 10 Uhr und diesem folgt der Festzug zurück zum Festzelt zum dortigen geselligen Beisammensein.
Fotos: Hötzelsperger – 1. Die Bernauer Gebirgsschützen mit ihrem Hauptmann Matthias Wicha voran beim jüngsten Einzug zum Laurenzimarkt-Fest.
- Schützenmeister Felix Perl (li.) und Ehrenoffizier Manfred Schneider beim heurigen Laurenzimarkt am Informationsstand der GSK Bernau.
Nähere Informationen: GSK Bernau – www.gsk-bernau.de