Marx: „Es gibt keinen Schlussstrich in der Aufarbeitung“ – Erzbischof, Generalvikar Klingan und Amtschefin Herrmann danken Betroffenen für offenen Austausch
Viele Betroffene sexuellen Missbrauchs haben beim von der Erzdiözese München und Freising veranstalteten „3. Tag der Begegnung“ die Möglichkeit zum Austausch genutzt. Im Namen der gesamten Erzdiözese München und Freising dankten Kardinal Reinhard Marx, Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann den Betroffenen für deren Mitwirken. Die Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch bleibe „weiterhin ein Thema mit hoher Bedeutung, hoher Wichtigkeit für unser Erzbistum. Dafür stehen wir ein“, sagte der Erzbischof von München und Freising im Rahmen der Veranstaltung am Samstag, 26. Oktober, in Erding.
Der Austausch mit Betroffenen verdeutliche, dass es einen erweiterten Blick brauche, so Marx: „Wir müssen auch in den Fokus nehmen, welche Folgen Missbrauch in einer sozialen Dimension hat: Welche Auswirkungen hat das auf einen Ort, eine Gemeinschaft, eine Familie?“ Die „furchtbare Realität des Missbrauchs“ habe „verheerende Auswirkungen über verschiedene Beziehungsfelder hinweg“, so der Kardinal. Diese Komplexität mache klar, „es gibt keinen Schlussstrich in der Aufarbeitung“. Anlässe wie dieser, so der Kardinal, „geben Schub, um dranzubleiben“. Marx lud zu weiteren Formaten des Austausches wie dem „Tag der Begegnung“ ein: „Wer Missbrauch im Bereich der Kirche erlebt hat, der oder die soll hier willkommen sein.“
Generalvikar Klingan betonte die Relevanz direkten Dialogs mit den Betroffenen und dankte allen, die gekommen waren, um diesen zu ermöglichen. Sehr wertvoll sei auch, „dass sich Betroffene bereit erklärt haben, im Betroffenenbeirat und auch in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission mitzuwirken“. Diese brächten Perspektiven und Anliegen von Betroffenen aktiv ein, um „unsere Arbeit konstruktiv-kritisch zu begleiten“ und Aufarbeitung sowie Prävention zu verbessern. Amtschefin Herrmann fasste das Anliegen des Begegnungstages zusammen: „Mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, Ihre Wünsche und Anliegen zu erfahren und Sie auch über die Angebote der Erzdiözese München und Freising zu informieren“.
Der „3. Tag der Begegnung“, zu dem sich 30 Betroffene und Angehörige angemeldet hatten, richtete sich besonders an Menschen, die als Kinder oder Jugendliche sexuellen Missbrauch durch Mitarbeitende der Erzdiözese München und Freising erfahren haben. Den Betroffenen standen Vertreterinnen und Vertreter der Erzdiözese, des Betroffenenbeirats und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission zur Verfügung, um über die jeweilige Arbeit sowie Fragestellungen, Ergebnisse und Herausforderungen der Aufarbeitung der Missbrauchsgeschehnisse zu informieren und ins Gespräch zu kommen. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diözesaner sowie nicht-kirchlicher Anlauf- und Beratungsstellen für Betroffene gaben Auskunft über ihr Angebot. Kardinal Marx stand vor Ort auch für Einzelgespräche zur Verfügung, ebenso Generalvikar Klingan und Amtschefin Herrmann sowie die anderen anwesenden Ansprechpartner. (hs)
Bericht und Bilder: EOM
- Kardinal Reinhard Marx stand im Rahmen des „3. Tags der Begegnung“ in Erding für den Austausch mit Betroffenen zur Verfügung und dankte deren Mitwirkung für eine bessere Aufarbeitung und Prävention.
- Richard Kick, Sprecher des unabhängigen Betroffenenbeirats in der Erzdiözese München und Freising, Lisa Dolatschko-Ajjur, Leiterin der Stabsstelle Prävention im Erzbischöflichen Ordinariat und Pfarrer Kilian Thomas Semel, Leiter der Stabsstelle Beratung und Seelsorge für Betroffene von Missbrauch und Gewalt in der Erzdiözese München und Freising (v.l.n.r.), standen den Betroffenen gemeinsam mit weiteren Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern zum Austausch zur Verfügung.