Man sieht sie nicht mehr oft in der Region: die Consultoren der Bruderschaft zur „Unbefleckten Empfängnis Mariens“. In Frasdorf lebt die Tradition noch: Im kommenden Jahr feiert die Marienbruderschaft in Frasdorf ihr 260-jähriges Bestehen – ein ungewöhnliches Jubiläum auch im katholischen Herzen Bayerns. Am 16.November 1760 wurde in Frasdorf die Bruderschaft zur „Unbefleckten Empfängnis Mariens“ mit dem Bruderschaftsbild „Mutter der schönen Liebe“ eingeführt – und fast 260 Jahre später gibt es diese Bruderschaft und ihre Consultoren mit der alten Tracht des 18.Jahrhunderts in Frasdorf immer noch.
Die Vereinigung hat in den vergangenen Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte durchlaufen, die Mitgliederzahl ist in den letzten Jahrzehnten stark geschwunden. „Doch hier im Herzen von Bayern ist auch künftig Platz für diese Gemeinschaft. Jede Gemeinschaft von Laien, die aus überlieferter kirchlicher Tradition heraus handelten, sei erhaltenswert“, so der frühere Pfarrherr Monsignore Albert Diedrich.
Die Marienbruderschaften entstanden vor über 250 Jahren im Oberland und leiten ihre Herkunft aus Wessobrunn ab. Seitdem bestehen sie auch in Frasdorf und in der ganzen Region. Häuser, die mit dem Bildnis der „Mutter der schönen Liebe“ von Wessobrunn geschmückt sind, gibt es nicht nur im Gemeindebereich von Frasdorf zu entdecken.
Ziel der Bruderschaft war bei ihrer Gründung die Stärkung des Glaubens und der Marienverehrung. Mitglieder konnten Frauen und Männer werden, aber alle mussten einen guten Leumund haben. Der jeweilige Ortsgeistliche hatte die Aufnahme betreffend ein Vetorecht. Als Consultoren (Berater) im Führungsgremium der Gemeinschaft konnten allerdings nur Männer dienen. Eine Bruderschaftsfahne mit dem Bild der „Mutter der schönen Liebe“ und Consultorenstangen als Zeichen der Würde wurden schon früh angeschafft. Wer als „Konsulter“ in das Gremium aufgenommen wurde, musste sich selber einen blauen Mantel mit weißem Kragen besorgen. Die Mitglieder der Bruderschaft durften auch Aufgaben bei den Gottesdiensten und Prozessionen übernehmen: zunächst als Kranz-, Laternen- und Fahnenträger, später auch als Himmel- und Sargträger. Erst danach durften sie am Fronleichnamstag mit einer „Konsulter-Stange“ als Zeichen ihrer Würde unmittelbar vor dem Allerheiligsten gehen.
Die Bruderschaft hatte als „Bank und Geldverleiher“ auch eine soziale Aufgabe im Dorf. Das Geld, das durch Stiftungen, Sammlungen und Spenden zusammenkam, wurde zu einem günstigen Zinssatz an Bedürftige im Dorf ausgeliehen. Die Abrechnungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind noch erhalten. Mit der Säkularisation endete die Blütezeit der Bruderschaften und Vereinigungen. Mit dem weggefallenen Geldvermögen entfiel auch der Geldverleih. Heute hat die Bruderschaft kein Vermögen und verleiht auch kein Geld mehr. Damit ging ihr ihre soziale Aufgabe im Dorf und damit ein wichtiger Teil ihres Auftrages verloren, doch mit der Marienverehrung und den Bruderschaftsandachten sind bis nach dem Zweiten Weltkrieg wichtige spirituelle Aufgaben im kirchlichen Leben der Pfarrgemeinde verblieben.
Die Marienbruderschaft feierte für und mit ihren Mitgliedern verschiedene Feste und Andachten. Hauptfest war und ist auch heute noch das Fest der „Unbefleckten Empfängnis“ am 8. Dezember. Die Marien-Nebenfeste und die allmonatlich stattfindende Bruderschaftsandacht werden jedoch schon seit vielen Jahren nicht mehr gefeiert. Aber die Consultoren begleiten auch heute noch mit ihrem blauen Mantel und dem weißem Kragen alljährlich bei der Fronleichnamsprozession das Allerheiligste, vier davon als Himmelträger und die anderen als Begleiter mit ihren „Consultorenstangen“.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg