Leitartikel

Museums-Eröffnung Neubeuern: Bürgermeister-Rede

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Anlässlich der Wiedereröffnung des Schwirtlichhauses am Neubeurer Marktplatz hieß Bürgermeister Christoph Schneider die Gäste wir folgt willkommen:

Geschätzte Frau Landratstellvertreterin Rosner, sehr verehrter Altbürgermeister Hans Jürgen Tremmel, liebe Vorgänger im Amt, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Ortsvereine, sehr verehrte Gäste aus Nah und Fern, zunächst darf ich Sie im Namen der Gemeinde Neubeuern auf das Herzlichste in unserer „guten Stube“ am historischen Marktplatz begrüßen. Wir sind heute zu einer Feierlichkeit zusammengekommen, welche für unsere Ortsgemeinschaft und unsere Historie sehr bedeutend ist.

Ich persönlich benutze in meinen Ansprachen selten Zitate und Sprichwörter – das wissen sie vielleicht – heute möchte ich aber zum Anfang der Begrüßung ein Zitat von John Don Passos anführen. Dieser war Schriftsteller in den USA. lebte im 20. Jahrhundert und prägte als Romanschreiber die sogenannte amerikanische Moderne:Er sagte einmal:

„Das Bewusstsein der Verbundenheit
mit früheren Generationen kann
wie eine Rettungsleine durch
die schwierige Gegenwart sein.“

Ein wunderbar passendes Zitat in meinen Augen, welches sich zu unserem Anlass heute und in dieses gesellschaftlich und weltpolitisch schwieriges Jahr 2022 sehr treffend einordnen lässt-

Kommen wir erst zum Begriff der „schwierigen Gegenwart“:

Auf die Corona-Krise und die aktuell schier unglaublichen Geschehnisse in der Ukraine möchte ich nicht lange eingehen: Die Menschen und Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten beiden Jahren viel Vertrauen verloren. Nicht nur Vertrauen in die Politik, die das ein oder andere Mal unpopuläre, vielleicht auch unverständliche Entscheidungen getroffen hat oder sogar treffen musste, sondern auch Vertrauen zueinander, weil man die Meinung von anderen Mitmenschen wie Nachbarn, Freunden und innerhalb der Familie nicht mehr nachvollziehen konnte. Dazu ist die Gelegenheit verloren gegangen, dass man sich austauschen und darüber persönlich sprechen konnte. Die Gesellschaft hat sich zum Teil voneinander entfernt, leider neigt sie hier und da zum Egoismus, und das in einer Zeit, die voll ist mit schwersten Herausforderungen.

Als Bürgermeister – und ich weiß, dass es auch viele unserer Gemeinderäte tun, stelle ich mir tagtäglich die Frage wie es weitergeht? Wie schaffen wir es unter diesen auch weltpolitischen Bedingungen für die nächste Generation an unserem Ort, die es meiner Meinung nach nicht leichter haben wird als die Vorherige, Möglichkeiten, Perspektiven und Rahmenbedingungen zu schaffen, um in unserer Region und in unserem Ort ein glückliches Leben führen zu können.

Jetzt kommen wir zur „Rettungsleine“ und dem „Bewusstsein der Verbundenheit mit früheren Generationen“:

Die Rettungsleine für all die Fragen, die wir uns heute stellen und die Herausforderungen, die wir lösen wollen, ist das Bewusstsein für die Werte, die uns in der Vergangenheit geprägt haben und die uns in ähnlich schwierigen Zeiten wie heute wieder in die Spur gebracht haben. Diese Werte machen wir heute und hoffentlich für die nächsten Jahrzehnte im Herzen unserer Gemeinde am Marktplatz ein Stück weit sichtbar.

Ein authentisches Heimatmuseum – selbst erarbeitet von vielen Vereinsmitgliedern und Aktiven aus unserem Ort -, welches die Geschichte unseres Ortes vermittelt, aber eben auch diese Werte repräsentiert, die unsere Gemeinde über Jahrhunderte geprägt hat. So symbolisiert für mich jeder Raum im Museum einen Wert, den wir in der schwierigen Gegenwart bei all unseren politische, gesellschaftlichen Handlungen, aber auch bei unserem privaten Handeln bedenken sollen:

Der Raum der Schiffleutbruderschaft, die bereits vor 400 Jahren ein soziales Absicherungssystem aufgebaut hat, steht für mich für den Wert der „Sozialität“, aber auch der „Tüchtigkeit“ und des „Fleißes“.

Der Raum des Trachtenvereins Neubeuern, welcher als Verein für den Erhalt der Sitte und des Brauchtums steht, steht für mich für den Wert der „Tradition“, der „Geselligkeit“ und der „Identität“.

Der Raum der Chorgemeinschaft Neubeuern, welche unsere Gemeinde international repräsentiert hat und viele unserer Bürgerinnen und Bürger auf Reisen schickte, steht für mich für den Wert der „Aufgeschlossenheit“ und der „Offenheit auch dem Fremden und Neuen gegenüber“.

Der Raum des Schloss Neubeuerns, mit seiner beeindruckenden Geschichte, steht für mich für „kulturelles Interesse“, aber auch für das „Streben nach Bildung“ und der „Wissbegierde“.

Nicht zu vergessen natürlich auch die Vitrine mit der Betrachtung der Geologie, die Hans Jürgen Berndt gestaltet hat – die uns einen naturwissenschaftlichen Ansatz in das Museum hineinbringt und aufzeigt, dass wir unsere Umwelt nicht vergessen dürfen und diese in die Betrachtung einbeziehen müssen.

Ich freue mich ausgesprochen sehr darüber, dass es uns gelungen ist eine Attraktion für Einheimische und Fremde zu schaffen und darf mich bei allen, die das Museum mit aufgebaut haben, aufs herzlichste bedanken. Wir haben in den letzten beiden Jahren mit allen Vereinen und Institutionen, die integriert wurden, viele Gesprächsrunden und Arbeitstreffen gehabt, viel abgestimmt und etliche Entscheidungen getroffen.

Gemeinsam mit dem Guttenberg-Denkmal hier vor dem Gebäude, der Künstler-Galerie im 2. Obergeschoss, die natürlich auch eine herausragende Rolle im Haus einnimmt, dem Trauzimmer im Erdgeschoss und der neuen Gästeinformation haben wir ein lebendiges Haus in unserer Ortsmitte gestaltet.

Ich würde mich darüber freuen, wenn Sie alle für dieses Haus in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis werben. Herzlichen Dank!

Rede im Wortlaut von Christoph Schneider

Foto: Thomas Schwitteck – Bürgermeister Schneider bei seiner Begrüßung

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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