Wirtschaft

25-Stunden-Milch-Warnstreik

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Der Streit in der bayerischen Milchwirtschaft spitzt sich zu. Betroffen davon sind auch die Privatmolkereien Meggle und Bauer in Wasserburg, das Milchwerk Jäger in Haag und die Bergader Privatkäserei in Waging. Ebenso das Allgäuer Alpenmilchwerk in Weiding. „Der Warnstreik geht in eine neue Runde. Und er wird heftiger: Es gibt eine neue Stufe der Eskalation. 25 Stunden lang wird in allen Werken in Sachen Milch und Käse so gut wie nichts mehr laufen. Außerdem gibt es einen großen ‚Open-Air-Streik-Protest‘ in Wasserburg“, sagt Manuel Halbmeier von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Oberbayern. Als Grund nennt er die Tarifverhandlungen der Bayerischen Milchindustrie. Diese seien in der zweiten Runde ins Stocken geraten.

„Die Arbeitgeber haben sich am Verhandlungstisch festgefahren. Sie weigern sich partout, 300 Euro pro Monat als Zusatz-Paket für die Lohntüte – von mehr Lohn bis mehr Urlaubsgeld – zu akzeptieren. Dabei lag die ursprüngliche Forderung der NGG bei 411 Euro. Doch trotz des Entgegenkommens der Gewerkschaft sperren sich die Arbeitgeber gegen ein faires Lohn-Plus für alle Beschäftigten in der Milchwirtschaft. Denn von einem festen Euro-Lohn-Plus würden alle im Büro und im Labor profitieren – vor allem aber auch die Arbeitskräfte, die mit niedrigeren Löhnen nach Hause gehen: Beschäftigte im Lager und in der Produktion von Milch, Butter, Joghurt und Käse“, so NGG-Geschäftsführer Manuel Halbmeier.

Die Arbeitgeber haben zuletzt nach Angaben der NGG Rosenheim-Oberbayern „lediglich 150 Euro als festen Betrag im ersten Jahr angeboten“. Und für das Folgejahr hätten sie zusätzlich 2,5 Prozent mehr Lohn signalisiert. „Doch das funktioniert so nicht. Das ist vor allem für die, die ohnehin weniger verdienen, eindeutig nicht genug. Außerdem sollen die Azubis keinen eigenen Tarifvertrag bekommen, wenn es nach dem Willen der Arbeitgeber geht“, sagt Manuel Halbmeier. Die NGG werde das nicht akzeptieren. Die Gewerkschaft fordert neben 300 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten in der bayerischen Milchwirtschaft auch einen Tarifvertrag für Azubis. Der soll neben 100 Euro mehr pro Monat zum ersten Mal auch eine Erstattung der Fahrkosten zur Berufsschule garantieren.

Um das zu erreichen, so die NGG Rosenheim-Oberbayern, werden mehr als 350 Beschäftigte von fünf Unternehmen der Milchwirtschaft am Donnerstag, 18. Juli und am Freitag, 19. Juli erneut in den Warnstreik treten: „Weite Teile der Produktion werden in Wasserburg, Haag, Waging und Weiding stillstehen – und diesmal für 25 Stunden am Stück. Offensichtlich hat der Druck auf die Arbeitgeber bislang noch nicht gereicht. Sie wollen die Machtprobe und den Warnstreik. Sie wollen, dass es weh tut. Also muss es jetzt auch noch einmal richtig weh tun – bei Meggle, Bauer, dem Milchwerk Jäger, der Bergader Privatkäserei und dem Allgäuer Alpenmilchwerk, aber auch in anderen Molkereien und Käsereien in Bayern“, sagt Manuel Halbmeier. Der Geschäftsführer der NGG Rosenheim-Oberbayern kündigt damit die Fortsetzung der „landesweiten Warnstreik-Welle in der Milchwirtschaft“ an. Insgesamt arbeiten gut 19.000 Beschäftigte in der bayerischen Milchwirtschaft. Die Verhandlungen werden noch in diesem Monat fortgeführt.

Bericht: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)  Region Rosenheim-Oberbayern – www.ngg.net/rosenheim-oberbayern  – Archiv-Bild: Hötzelsperger


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