Ökumene ist weit mehr als der in Deutschland häufig ins Zentrum gerückte Diskurs zwischen evangelischen und katholischen Christen. Grund genug für das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, das Thema weiter zu fassen und auch die Orthodoxie in den Blick zu nehmen: „Alle sollen eins sein. Ökumene in Mittel- und Osteuropa – Aufgabe und Bereicherung.“ Unter diesem Motto steht der Internationale Kongress Renovabis, der seit gestern und bis heute Nachmittag als Hybrid-Veranstaltung in Berlin stattfindet. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten nur 50 Personen in Präsenz dabei sein; 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 30 Ländern schalteten sich online dazu, um über die Herausforderungen der Ökumene sowohl im Westen als auch in den Renovabis-Partnerländern im Osten Europas zu diskutieren.
Bei der Umsetzung des Themas wurden grundlegende Fragen des konfessionellen Miteinanders zwischen allen Christen angesprochen. „Ökumene heißt für mich Freundschaft, ein echtes Interesse am Anderen, an meinem Mitmenschen, Respekt für seinen Weg…“ Diesen Worten von Schwester Francesca Šimuniová OSB von der Abtei Venio in Prag/München konnten sich die Teilnehmenden anschließen. Auch Pfarrer Christian Hartl, scheidender Hauptgeschäftsführer von Renovabis, bezeichnete die Pflege der Freundschaft als eine von drei tragenden Säulen – sowohl für die Ökumene als auch für die Arbeit von Renovabis. Die beiden anderen Säulen, die Hartl wichtig sind: Respekt und Vielfalt.
Evgeny Pilipenko vom Kyrill- und Method-Postgraduierten-Institut des Moskauer Patriarchates betonte, dass die konkrete Art und Weise des Christseins „theologisch noch zu klären“ sei. Dennoch dürfe es keine „destillierte Ökumene“ geben, die sich in einem künstlich erstellten Vakuum von Fachleuten entwickle: „Der Baum ökumenischer Beziehungen kann auf einem bewässerten Boden in einem günstigen Klima gut wachsen und gedeihen.“ Erzbischof Stanislav Hočevar, der als Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen am Kongress von Belgrad aus teilnahm, appellierte, die geschichtlichen Wurzeln mehr zu berücksichtigen. Schließlich sei die unterschiedliche Historie in jedem einzelnen der Länder des Ostens und im Vergleich zum Westen einer der Gründe für die Entwicklung der Ökumene „voller positiver, aber auch negativer Überraschungen“. Für den Gastgeber des Kongresses, den für Renovabis zuständigen Berliner Erzbischof Heiner Koch, ist das Ziel der Ökumene nicht eine „uniforme Superkirche“, sondern die „versöhnte Verschiedenheit“ der Konfessionen – mit dem gemeinsamen Glauben in Christus gleichsam als „grünes Band der Hoffnung“: „Grün – das ist auch die Hausfarbe von Renovabis.“
Bericht und Fotos: Renovabis