Kultur

21. Tiroler Sommer-Festspiele eröffnet

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am 5. Juli 2018 wurde die Sommersaison der Tiroler Festspiele Erl eröffnet. Dem vor zwei Jahren und im Angesicht des damals drohenden Brexits festgelegten England-Schwerpunkt entsprechend, dirigierten Bar Avni, Beomseok Yi, Andreas Leisner und Patrick Hahn je einen Satz von Cyril Meir Scotts 1. Symphonie. Nach der Pause folgte die „Schottische“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, dirigiert von Gustav Kuhn und mit nicht enden wollendem Applaus sowie Standing Ovations  bedacht – ein fulminanter Start in die Sommerfestspiele.

Mit Pauken und Trompeten ging es los: zunächst wurden die Gäste bei ihrer Ankunft zünftig von der Bundesmusikkapelle Erl begrüßt. Weiter mit Pauken und Trompeten ging es in der Begrüßungsrede von Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner – diesmal zu Ehren der Freunde der Tiroler Festspiele Erl und auch im übertragenen Sinn, denn er hielt ein flammendes Plädoyer für ein vereintes Europa und bezog ein klare Position in Bezug auf die Vorwürfe eines nicht näher genannten Bloggers. Für die Vertiefung der europäischen Union fand er eindringliche Worte, denn „Grenzkontrollen erhöhen nicht unsere Sicherheit, und mit Abschiebungen wird auf menschenverachtende Weise politisches Kleingeld gewechselt. Das Gebot der Menschlichkeit darf nicht zu kurz kommen.“ Eine deutliche Stellungnahme folgte zur allen Anwesenden bekannten Verleumdungskampagne gegen die Tiroler Festspiele Erl und ihren künstlerischen Leiter Gustav Kuhn. „In diesem Haus wird keine Debatte abgewürgt und kein Unrecht vertuscht“, so Haselsteiner, „denn in diesem Haus ist kein Platz für Gewalt, auch nicht für Ehrabschneidungen und Verleumdungen.“ Die Überprüfung des Wahrheitsgehalts von Meldungen in den sozialen Medien bleibt den Nutzern überlassen, häufig anonyme Gruppen nutzen diese Medien als ultimativen Pranger, bestraft wird niemand – deshalb fordere er mit Dringlichkeit ein modernes Mediengesetz und betonte, dass Gustav Kuhns Lebensstil womöglich nicht jedermanns Geschmack entspräche, aber auch niemand ein Recht dazu habe, das zu kritisieren. Abschließend stellt er fest: „Das Publikum ist der Maßstab – niemand sonst“.

Nach dem 3. Satz von Scotts 1.Symphonie  wurde das Eröffnungspublikum auch von Landeshauptmann Günther Platter begrüßt, der noch einmal deutlich machte, welcher „kulturelle Hotspot“ hier entstanden ist, nämlich etablierte Festspiele, die  in nur 20 Jahren einen Bekanntheitsgrad weit über die Landesgrenzen hinaus erreicht haben. Aus Vision wurde Wahrheit, sagte Platter. Auch er nahm kurz zu den Vorwürfen des Bloggers Bezug und stellte fest, „dass man viel diskutiert und aufarbeitet, aber sich nicht wegduckt“. Sein Fazit: die Tiroler Festspiele Erl haben eine sichere Zukunft. Abschließend lieferte er ein Argument für den europäischen Gedanken von Hans Peter Haselsteiner: „Vor fast genau 20 Jahren wurden die Grenzbalken entfernt, jetzt werden sie wieder aufgebaut – Grenzbalken bedeuten das Scheitern des europäischen Geistes.“ Das dürfe nicht sein.

Nach ihm gab es Begrüßungs- und gleichzeitig Dankesworte des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler, der inzwischen nach eigenen Worten „ein treuer Fan aus dem Nachbarland“ der Tiroler Festspiele Erl wurde. Er gratulierte mit warmherzigen Worten zum 20. Geburtstag der Sommerfestspiele und betonte, wie wunderbar es sei, dass es mitten in der Einöde Menschen gibt, die „verrückt genug sind, ein Festival mit hochwertiger Musik aufzubauen. Musik und Kunst entfalten in dieser Landschaft eine ganz andere Kraft als in den Metropolen, ein Largo wird dichter, ein Allegro leichter, und auf der Heimfahrt bei sternenklarer Nacht hallt alles doppelt nach.“ Als „Zauber von Erl“ bezeichnet er den hier herrschenden Freigeist der Festspiele, dass „man sich etwas traut.“ Musik berühre jeden auf seine Weise und verbinde. Es scheine in dem Zeitgeist zu sein, dass man sich verkriecht anstatt aktiv zu sein – dabei könne sich der Mensch nur – genau wie ein Orchester – mit Offenheit entfalten und riet den Festspielen abschließend, sich nicht verzwergen zu lassen, sondern weiterhin hinaus in die Welt zu strahlen.

Der Abend wurde abgerundet durch Maestro Kuhns partiturfreies Dirigat der „Schottischen“ von Mendelssohn Bartholdy. Das Publikum dankte ihm und dem Orchester mit großer Begeisterung, Zuneigung und Respekt – und ausdauernden Standing Ovations.

Text und Foto: Tiroler Festspiele Erl Betriebsges.m.b.H.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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