Freizeit

20 Jahre Marquartsteiner Labyrinth

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Heuer feiert das Labyrinth in der Ortsmitte von Marquartstein sein 20jähriges Jubiläum. Eine bewegte Geschichte liegt hinter dem beachtenswerten Biotop nahe beim Rathaus und der katholischen Pfarrkirche.

Im Jahr 2004 hatte die Marquartsteiner Künstlerin und Malerin Helga Finsterle das Labyrinth auf der Wiese neben dem Rathaus ins Leben gerufen und mit vielen Helfern bis zu ihrem Tod 2015 mit Hingabe gepflegt. Immer wieder hatten kleine Veranstaltungen stattgefunden, zum Beispiel an Vollmondtagen oder bei Lichtmess, manchmal auch bei Nacht mit Kerzen. Nach dem Tod der Initiatorin verwilderte das Labyrinth jedoch immer mehr, so dass der Gemeinderat 2017 beschloss, es in eine Blumenwiese umzuwandeln. Im letzten Moment konnte das auf Initiative der Marquartsteinerin Friederike Brandl und mehrerer engagierter Bürger gerade noch verhindert werden. Sie erklärten sich bereit, das Labyrinth ehrenamtlich zu bepflanzen und wieder zu pflegen. Der Gemeinderat stimmte dem zu und sagte auch zu, das Saatgut zu bezahlen. „Dass diese Entscheidung richtig war, hat sich inzwischen ganz offensichtlich bestätigt“, erklärt Friederike Brandl immer wieder den vielen Besuchern, die das Labyrinth zu jeder Jahreszeit besuchen. „Ein blühendes Juwel“, das Schönheit und Freude für die Menschen und Lebensraum für Insekten, Hummeln, Bienen „und alles, was da kreucht und fleucht“ bietet.

Es ist ein starker Anziehungspunkt in Marquartstein für Sommergäste, aber auch für die Kindergärten und Schulen am Ort geworden, die hier einen Blumen- und Kräuterpfad erleben können, der sehr Insekten freundlich, ohne Torf, Gift oder Schneckenkorn gepflegt wird. Rund um den Jahreskreis finden ökumenische Andachten statt, beim Frauenfrühstück, bei Familienfeiern, am Ostermontag etc., manchmal mit Musik und Tanz. Auch an Vollmondtagen und an Sonnwend finden kleine Begehungen und Feiern  statt. Labyrinthe sind schon aus der Steinzeit bekannt, es gab und gibt sie in den verschiedensten Erdteilen und Kulturen, wie neben vielen anderen Historikern Rainer Limpöck, Erforscher und Autor magischer Kraftorte, in seinem 2021 erschienenen Buch „Magischer Chiemgau und Rupertiwinkel“ – ein Tourenbuch zu den vergessenen und neuen Kraft- und Kultorten – feststellt. In dem Buch wird auch das Labyrinth von Marquartstein beschrieben. „Sieben Pfade führen zur Mitte und aus diesem wieder hinaus. Man geht 365 Schritte, eine Jahreslänge immer vorwärts …“

Umfangreich sind Symbolik und Historie der Labyrinthe. Es gab sie schon im alten Ägypten, auf Kreta und in den christlichen Sakralbauten, in Domen und Kirchen. Sie sind Symbole mit Wegen, die jeder Mensch in seinem Leben durchschreitet, zum Beispiel als Weg der Seele zur Erlösung zum Heiligen Jerusalem oder als Weg in die „innere Welt“. Scheinbar wird der Begeher des Labyrinth in die Mitte, also ans Ziel geführt, dann aber wieder weit nach außen, macht lange Umwege – wie im richtigen Leben – aber irgendwann ist man am Ziel, in der Mitte des Labyrinths. Eines der berühmtesten Labyrinthe entstand um 1200 in der Kathedrale von Chartres nahe Paris. An Ostern wurde es im Prozessionsschritt vom Klerus begangen, das heißt drei Schritte vor, einer zurück. Dabei warfen sich die Schreitenden einen weißen Ball als Symbol für die Sonne zu. Für Christen ist Jesus Christus das Ziel dieses symbolischen Lebensweges.       gi

Bericht und Foto: Christiane Giesen  Friederike Brandl, die von Anfang mit dabei war und das Labyrinth in Marquartstein immer mit betreut, erklärt Besuchern seine Bedeutung.   

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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