Natur & Umwelt

20 Jahre Gebietsbetreuung in Bayern: Festakt in Grabenstätt

Von den bayerischen Alpen bis zu den Hügeln der Rhön, von den Mooren und Wäldern des Bayerischen Waldes bis zu den Ufern des Bodensees. Bayerns Natur- und Kulturlandschaft ist reich an Naturschätzen wie kaum eine andere Region in Deutschland. Um diese zu erhalten ist 2002 die „Gebietsbetreuung in Bayern“ ins Leben gerufen worden, ein einmaliges Kooperationsprojekt des Naturschutzes getragen bzw. gefördert vom Freistaat Bayern, Bezirken, Landkreisen, Gemeinden sowie Vereinen, Verbänden und weiteren Akteuren. Mittlerweile gibt es bayernweit mehr als 70 Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer, die für 60 ökologisch besonders wertvolle Gebiete, davon allein 21 in Oberbayern, im Einsatz sind.

Das 20-jährige Bestehen war bereits in den anderen sechs bayerischen Regierungsbezirken gefeiert worden. Zur zentralen Veranstaltung für Oberbayern, die zugleich den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildete, kamen nun zahlreiche Gäste nach Grabenstätt in die Hirschauer Bucht. Darunter auch Vertreter der fachthematischen Behörden, Stellen, Institutionen und Verbände. Unter anderem der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Christian Barth, der Präsident der Regierung von Oberbayern Dr. Konrad Schober, die Vorständin der Stiftung des Öffentlichen Rechts „Bayerischer Naturschutzfonds“ Ulrike Lorenz, einer der maßgeblichen Gebietsbetreuungsgründungsinitiatoren Horst Guckelsberger, der Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst a.D. und Bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten a.D. sowie Bayerische Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen a.D. Dr. Thomas Goppel, der in seiner Amtszeit mit die entscheidenden Weichen für die Etablierung des Projekts „Gebietsbetreuungen in Bayern“ gestellt hatte, sowie der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) Dr. Norbert Schäffer. Teilnehmer waren weiterhin der Stellvertretende Landrat des Landkreises Traunstein Josef Konhäuser und der Stellvertretende Landrat des Landkreises Rosenheim Josef Huber, daneben der Leiter des Sachgebiets „Naturschutz- und Waldrecht, Grünordnung“ am Landratsamt Traunstein (Untere Staatliche Naturschutzbehörde) Manfred Mertl sowie der Gruppenleiter im Sachgebiet „Naturschutz- und Waldrecht, Grünordnung“ am Landratsamt Traunstein (Untere Staatliche Naturschutzbehörde) und Naturschutzfachkraft (zuständig für die Gemeinden Altenmarkt, Bergen, Chieming, Grabenstätt, Grassau, Marquartstein, Nußdorf, Reit im Winkl, Schleching, Staudach-Egerndach, Traunreut, Traunstein, Übersee, Unterwössen und Vachendorf) Wolfgang Selbertinger. Teilgenommen als Vertreter der Achentals haben der Erste Bürgermeister der Gemeinde Grabenstätt Gerhard Wirnshofer, der Erste Bürgermeister der Gemeinde Übersee Herbert Strauch, der Zweite Bürgermeister der Gemeinde Unterwössen und Mitglied des Ökomodell Achental e.V. Johannes Weber, der Altbürgermeister der Gemeinde Schleching und Ehrenvorsitzende des Ökomodell Achental e.V. Fritz Irlacher sowie der Geschäftsführer des Ökomodell Achental e.V. Wolfgang Wimmer, der Projektbetreuer für Klimaschutz- und Flächenmanagement beim Ökomodell Achental e.V. Florian Maier und der zuständige Gebietsbetreuer für das Achental Severin Sebald.

Dass auch viele Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer aus ganz Bayern teilnahmen, lag nicht zuletzt daran, dass im Vorfeld ein eineinhalbtägiges Herbsttreffen und Arbeitsgespräch der bayerischen Gebietsbetreuung in der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in der Stadt Laufen, Landkreis Berchtesgadener Land stattgefunden hatte.

„Dem Erfolgsmodell ´Gebietsbetreuung in Bayern` und dessen Etablierung 2002, also vor 20 Jahren, ging mit dem Pilotprojekt am Ammersee fünf Jahre zuvor, also 1997, die Grundsteinlegung voraus“, erinnerte der für den Chiemsee und seine Uferbereiche zuständige Gebietsbetreuer, Sprecher der oberbayerischen Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer sowie Festakt-Organisator Dirk Alfermann. Ein Sonderlob verteilte er an Christian Niederbichler, den ersten und dienstältesten Gebietsbetreuer Bayerns: „Lieber Christian, Du hast mit deiner Arbeit am Ammersee einen entscheidenden Anteil daran, dass die Gebietsbetreuung in Bayern sich so erfolgreich etablieren konnte!“. Anerkennende Worte gab es auch für Horst Guckelsberger, der 1996 mit der Schutzgemeinschaft Ampermoos den Antrag gestellt hatte, für den Naturraum Ammersee einen hauptamtlichen Ramsar-Gebietsbeauftragten einzustellen. Bereits nach vier Wochen lag die grundsätzliche Zustimmung der Zuständigen vor. Bis zum Amtsantritt Niederbichlers verging aber noch ein Jahr.

Gebietsbetreuer-Mit-Initiator Guckelsberger lobte auf Nachfrage den Mut und den Weitblick des damaligen Bayerischen Umweltministers Dr. Thomas Goppel, der die Idee sofort aufgegriffen und die entscheidenden politischen Weichen für die Gebietsbetreuung in Bayern mit gestellt habe. Goppel würdigte vor Ort die Verdienste Guckelsbergers, mit dem er gemeinsam angereist war, und betonte wie wichtig es sei, Ideen und Visionen zu haben, die man mit Begeisterung und einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgen und auch erfolgreich umsetzen könne. Die Natur zu schützen und zu pflegen sei sehr wichtig, so Dr. Goppel. Von den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern erhielt er besonders lauten Applaus. Nach der Vorstellung seiner anwesenden oberbayerischen Kolleginnen und Kollegen, bedankte sich Chiemsee-Gebietsbetreuer Alfermann bei allen Akteuren, ohne die eine erfolgreiche Arbeit in der Gebietsbetreuung nicht möglich wäre, darunter Landwirte, Waldbesitzer, Forstbetriebe, Landschaftspflegeverbände, Wasserwirtschaftsämter, Gemeinden und diverse andere Stellen, Behörden, Verbände und weitere Akteure.

Der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Christian Barth lobte die „fantastische Arbeit und das Herzblut der Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer“. Er wies darauf hin, dass die Gebietsbetreuung durch Fördermittel des Bayerischen Naturschutzfonds Stiftung des Öffentlichen Rechts und das finanzielle und tatkräftige Engagement der jeweiligen Maßnahmenträger ermöglicht werde. „In der aktuellen Förderperiode 2021 bis 2024 stellt der Bayerische Naturschutzfonds für 60 Gebietsbetreuungen fast neun Millionen Euro zur Verfügung“, betonte Barth und bezeichnete dies als „sehr gut angelegtes Geld“. „Unsere Naturjuwelen sollen naturverträglich erlebbar sein. Das erfordert eine gute Besucherlenkung, schafft aber auch Akzeptanz“, so Dr. Barth. Die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer seien hier „Schlüsselpersonen“.

Der große Besucherandrang habe gezeigt, dass es klare Regelungen mit Ge- und Verboten für das Verhalten in der Natur geben müsse, meinte der Regierungspräsident von Oberbayern Dr. Konrad Schober. Dies zeigten auch die positiven Erfahrungen der Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet Geigelstein in puncto Skitouren- und Schneeschuhgehen und am Chiemsee, wo es seit circa 20 Jahren geregelte Ruhebereiche für Vögel und Fische gebe und die Freizeitnutzung auf und am See in diesen geregelten Bahnen verlaufe. Besser als hier in der Hirschauer Bucht lasse sich die Gebietsbetreuung nicht darstellen, meinte Schober und verwies auf die Informations-, Kümmerer- und Vermittlerarbeit von Gebietsbetreuer Alfermann und seinen Kolleginnen und Kollegen sowie auf die in die Natur integrierten Beobachtungsmöglichkeiten und Besucherinformationsangebote. Schober dankte allen Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für „ihre wunderbare Arbeit zum Erhalt unserer lebenswerten Heimat“, die gerade bei Interessenkonflikten nicht immer ganz einfach sei.

Der Erste Bürgermeister der Gemeinde Grabenstätt Gerhard Wirnshofer betonte, dass es Bereiche brauche, „wo der Mensch tief in die Natur eintauchen könne, um sie zu verstehen“. Sogleich müsse es aber auch Zonen geben, die selbst von Naturliebhabern nicht betreten werden dürften, was auf die Kernzone des Naturschutzgebietes „Mündung der Tiroler Achen“ zutrifft, zu der auch die Hirschauer Bucht gehört. Der Rathauschef sprach auch die Verlandungs- und Müllproblematik in der Hirschauer Bucht an und erinnerte daran, dass die Hinterlassenschaften aus der Tiroler Ache nach Hochwässern – 2013 sei es besonders krass gewesen – enorm seien. „Unrat und Plastikmüll darf nicht den Lebensraum für Tiere und Pflanzen bestimmen!“, so Wirnshofer. Die Hirschauer Bucht sollte der Natur und den zukünftigen Generationen erhalten bleiben.

Die Arbeit der Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer „als Vermittler zwischen Natur und Mensch ist von unschätzbarem Wert“, lobte der Stellvertretende Landrat des Landkreises Traunstein Josef Konhäuser und wünschte sich, dass diese ihren unermüdlichen Einsatz für die Umwelt noch lange fortführen mögen, können und werden. Der Stellvertretende Landrat des Landkreises Rosenheim Josef Huber bedankte sich bei den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern für ihre wertvolle Arbeit des Informierens, Vermittelns und Beobachtens. Besonders freue es ihn, dass die Landkreise Rosenheim und Traunstein die beiden Gebietsbetreuungen „Eiszeitseen“ und „Chiemsee“ gemeinsam finanziell mit tragen. Auch in schwierigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zeiten müssten staatliche Gelder für die Natur vorhanden sein und bleiben, so Huber.

Ökomodellgeschäftsführer Wolfgang Wimmer: „Die wertvolle Natur- und Kulturlandschaft im Achental ist geprägt von einer Vielfalt an Lebensräumen und von zum Teil seltenen Pflanzen- und Tierarten auf engstem Raum. Deren Erhalt ist unter anderem wichtig für einen stabilen Naturhaushalt. Die Gebietsbetreuung leistet hierfür einen sehr wichtigen Beitrag!“.

Am Ende der Ansprachen im Rahmen der Jubiläumsfeier begaben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Naturbeobachtungsturm an der Hirschauer Bucht, von wo aus man zahlreiche Wasservögel beobachten konnte. Ins Auge stieß aber auch die fortschreitende Verlandung der Bucht. Ihren Ausklang fand die Veranstaltung auf der Terrasse und im Garten des Wirtshauses Hirschauer Bucht.

Die vier Gebietsbetreuungen im Landkreis Traunstein und ihre Träger hier noch einmal in der Übersicht.

Betreuung für das Gebiet „Eiszeitseen“, unter anderem Seeoner See: Bestehend seit 2018, in Trägerschaft der Landkreise Rosenheim und Traunstein, gefördert durch die öffentlich-rechtliche Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds sowie den Bezirk Oberbayern, Gebiet derzeit betreut durch Patrick Guderitz.

Betreuung für das Gebiet „Chiemsee“ und dabei auch umliegende Ufergebiete: Bestehend seit 2008, in Trägerschaft der Landkreise Traunstein und Rosenheim, gefördert durch die öffentlich-rechtliche Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds sowie den Bezirk Oberbayern, Gebiet derzeit betreut durch Dirk Alfermann.

Betreuung für das Gebiet „Alpenraum – Landkreis Traunstein“: Bestehend seit 2021, in Trägerschaft des Landkreises Traunstein, gefördert durch die öffentlich-rechtliche Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds sowie den Bezirk Oberbayern, Gebiet derzeit betreut durch Severin Sebald.

Betreuung für das Gebiet „Achental“: Bestehend seit 2002, also von Beginn an, in Trägerschaft des Ökomodell Achental e.V., gefördert durch die öffentlich-rechtliche Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds sowie den Bezirk Oberbayern und den Landkreis Traunstein. Gebiet betreut ab 2002 durch Claudia Irlacher und Sabine Marka, ab 2012 durch Stefan Kattari, ab 2016 durch Kathrin Kopschinski (derzeit in Elternzeit), ab 2021 durch Magdalena Bahr (derzeit in Elternzeit) und seit Mai 2022 durch Severin Sebald, der auch das vorstehend genannte Gebiet „Alpenraum – Traunstein“, das vor allem rund um Siegsdorf, Inzell und Ruhpolding liegt, betreut.

Nachfolgend sei die Geschichte, Aufgabenstellung, Trägerschaft und Finanzierung der Gebietsbetreuung in Bayern detaillierter beleuchtet und in den Blick genommen. Alles begann Ende 1997 mit der ersten „Gebietsbetreuung für das Ramsargebiet Ammersee“. Dies war der Vorläufer des beispielhaften, bayerischen Gebietsbetreuerprojekts: Fundierte fachliche Beratung und Informationsvermittlung unter nicht staatlicher Trägerschaft. Dieses Modell überzeugte schnell auch politische Entscheidungsträger, so dass der Startschuss für hauptamtliche Gebietsbetreuungsstellen unter freier Trägerschaft gegeben werden konnte. Die Finanzierung erfolgte über die Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds, eine gemeinnützige, im Bayerischen Naturschutzgesetz verankerte Stiftung. Von 2002 bis März 2015 war der Europäische Sozialfonds (ESF) an der Kofinanzierung der Gebietsbetreuungsstellen beteiligt. Seit April 2015 werden die Gebietsbetreuungsstellen zu 75 bis 85 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert, den restlichen Teil übernehmen andere. Als Träger, Finanzierer, Förderer fungieren Vereine, Verbände, Stiftungen, Naturparke, Umweltbildungseinrichtungen und Bezirke, Landkreise sowie Gemeinden.

In den ersten drei Jahren der Förderung konnten bereits 24 Gebietsbetreuungen eingerichtet werden. Außerdem wurde das seit 1996 bestehende Bibermanagement in Bayern in die Förderung integriert. Bis zum Auslaufen der Kofinanzierung durch den ESF im Jahre 2015 wuchs die Zahl der Gebiete auf 36 an. 2018 konnte die Förderung auf 55 Gebiete, und 2021 um weitere fünf Gebiete ausgebaut werden. Somit sind aktuell über 70 Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer in 60 Gebieten sowie jeweils eine Bibermanagerin in Nord- und ein Bibermanager in Südbayern im Einsatz, um ihr selbst formuliertes Motto „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ mit großer Tatkraft umzusetzen.

Der Bayerische Naturschutzfonds unterstützt die Gebietsbetreuung in Bayern in der aktuellen Förderperiode (April 2021 bis März 2024) mit insgesamt rund 8,9 Mio. Euro. Zur Koordinierung des großen Netzwerks von Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern, auch mit anderen Akteuren im Naturschutz, ist beim Bayerischen Naturschutzfonds seit Juni 2021 ein Koordinator für die Gebietsbetreuung in Bayern tätig.

Die wesentlichen Aufgaben der Gebietsbetreuung: Beobachten, Vermitteln, Informieren.

  • 1.) Natur erleben – Zusammenhänge verstehen. Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Gebiete ergeben sich unterschiedliche Gewichtungen, doch allen gemein ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und ein Schwerpunkt in der Umweltbildung. Die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer zeigen Besucherinnen und Besuchern die Naturschönheiten ihrer Gebiete und weisen auf Besonderheiten hin. Sie erklären Zusammenhänge und werben so für nötige Schutz- und Pflegemaßnahmen. Dadurch erreichen sie eine Sensibilisierung für ihre betreuten Gebiete und steigern die Akzeptanz für die Umsetzung von Naturschutzzielen.
  • 2.) Biotop- und Artenschutz sowie Monitoring. Die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer begehen regelmäßig ihre Gebiete und erheben Daten über geschützte Tier- und Pflanzenarten, sie vermitteln die Ziele von Natura 2000 und die Vernetzung der Schutzgebiete Europas und bringen somit auch die überregionalen Zusammenhänge den Bürgerinnen und Bürgern näher. Da die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern keine hoheitlichen Befugnisse haben, sind sie oft als Vermittler zwischen behördlichen Stellen und Eigentümern tätig und können durch quasi außenstehende fachliche Beratung zu Lösungen beitragen. Auch durch das Monitoring verschiedener Artengruppen erfüllt die Gebietsbetreuung ein wichtiges Ziel des Natura 2000-Konzepts, weil dadurch aktuelle Erkenntnisse über das Vorkommen, die Verbreitung und die Qualität von Arten und Lebensräumen gewonnen werden können und dadurch die Maßnahmenumsetzung abgesichert oder verbessert werden kann. Darüber hinaus können durch die Gebietsbetreuung Umsetzungsprojekte oder Artenhilfsprogramme angestoßen werden. Auch hier zeigt sich, dass Information und Beratung von Grundeigentümern und Pächtern, vor allem Landwirten und Forstwirten, eine wichtige Basis für den Erfolg des Schutzkonzepts bilden.
  • 3.) Menschen an die Hand nehmen – Besucherlenkung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Besucherlenkung. Dabei entwickeln die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer zum Schutz der Gebiete Strategien zur Besucherlenkung und setzen diese zusammen mit den Eigentümern und Fachbehörden um. Durch Führungen in sensiblen Gebieten können sie Gäste und Einheimische auf die besonderen Belange der Natur vor Ort aufmerksam machen. Durch Erläuterung der Zusammenhänge wird Verständnis für die Schutzmaßnahmen geweckt und die Akzeptanz für Einschränkungen steigt.
  • 4.) Unterwegs mit den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern. Dies klingt zunächst einmal alles recht trocken, doch wenn die Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern vor Ort mit den Besuchern in die Natur „eintauchen“, wird es praxisnah. Nur wer die Moorlandschaften erlebt hat, weiß, dass die Entwässerung der Tod der Moore ist. Wer die Vogelwelt am Ammersee beobachtet hat, kann sich den Vogelzug vorstellen und wer den Adler über den Allgäuer Hochalpen kreisen gesehen hat, weiß, dass dieser majestätische Vogel unseren Schutz benötigt. Die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen. Viele Veranstaltungen entführen Sie in die Natur Bayerns, wenn Sie mit den Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuern unterwegs sind.

Nachfolgend seien die Trägerinnen und Träger sowie Förderinnen und Förderer der Gebietsbetreuung in Bayern näher beleuchtet. Ermöglicht wird dieser innovative bayerische Weg durch die Stiftung des Öffentlichen Rechts „Bayerischer Naturschutzfonds“ und durch eine Fülle lokaler Akteure und Partner. Der Bayerische Naturschutzfonds wurde 1982 durch den Freistaat Bayern als eigenständige, gemeinnützige Stiftung des Öffentlichen Rechts zur Förderung von Maßnahmen und Projekten zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft in Bayern eingerichtet. Er hat sich zu einer tragenden Säule in der bayerischen Naturschutzpolitik entwickelt. Die Stiftung unterstützt die Umsetzung der wichtigsten Naturschutzkonzepte im Freistaat: Das Biodiversitätsprogramm zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt in Bayern, das Arten- und Biotopschutzprogramm, Artenhilfsprogramme, Natura 2000 und Bayern-Netz-Natur-Projekte. Die „Gebietsbetreuung in Bayern“ ist aus der künftigen Fördertätigkeit des Naturschutzfonds nicht mehr wegzudenken.

So vielfältig die Landschaften in Bayern sind, so vielfältig ist auch die Träger- und Fördererstruktur der Gebietsbetreuung. Ohne lokale Organisationen, die vor Ort die Strukturen für die Gebietsbetreuung bereitstellen und sich auch finanziell beteiligen, wäre dieses bayerische Naturschutzmodell nicht möglich. Es sind Naturschutzverbände, lokale Naturschutzvereine, Stiftungen, Landschaftspflegeverbände, Naturparkvereine und Kommunen, durch deren Engagement die Gebietsbetreuung in Bayern weiterhin ihre Stärken einbringen kann.

20 Jahre Gebietsbetreuung in Bayern: „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ – Eine Erfolgsgeschichte. Vor 20 Jahren hat sich die Gebietsbetreuung in Bayern als kooperatives Naturschutzprojekt zwischen Behörden, Verbänden und Naturnutzern etabliert. Ermöglicht wird dieser innovative bayerische Weg durch die Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds und eine Fülle lokaler Träger und Förderer, wie Naturschutzverbände, Landschaftspflegeverbände, lokale Naturschutzvereine aber auch Kommunen. Das Motto der Gebietsbetreuung „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ drückt deutlich aus, worum es geht: Im guten Kontakt zu den Menschen vor Ort agieren, um ihnen den Naturschutzgedanken nahe zu bringen, Akteure zu vernetzen und dazu beizutragen, dass Naturjuwele gepflegt und erhalten bleiben.

Die Idee der Gebietsbetreuung in Bayern entstand aus einem Pilotprojekt zur hauptamtlichen Betreuung des Ramsargebiets Ammersee mit Projektstart 1997. Ab 2002 legte der Bayerische Naturschutzfonds mit Kofinanzierung durch den Europäischen Sozialfonds dann ein bayernweites Förderprogramm auf. Das Programm ermöglichte in den ersten drei Jahren die Einrichtung von 24 Gebietsbetreuungen sowie die Finanzierung des bayerischen Bibermanagements. Bis zum Auslaufen der Kofinanzierung im Jahre 2015 wuchs die Zahl der Gebiete auf 36 an. 2018 konnte die Förderung auf 55 Gebiete, und 2021 um weitere fünf ausgebaut werden. Somit sind aktuell über 70 Gebietsbetreuerinnen und Gebietsbetreuer in 60 Gebieten sowie jeweils eine Bibermanagerin in Nord- und ein Bibermanager in Südbayern im Einsatz, um ihr selbst formuliertes Motto „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ mit großer Tatkraft umzusetzen.

Pressemitteilung des Ökomodell Achental e.V. und der Gemeinde Unterwössen, erstellt in Zusammenarbeit mit und teilweise basierend auf dem von Markus Müller aus Altenmarkt erstellten Bericht zur Veranstaltung sowie Inhalten des Internetauftritts von Gebietsbetreuung Bayern und der durch Ulrike Lorenz vertretenen Stiftung des Öffentlichen Rechts Bayerischer Naturschutzfonds.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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