Brauchtum

17 Gruppen beim Volkstanztreffen in Teisnach

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Tradition bleibt im Trend. Keine Seilschaft verschrobener Ewiggestriger, sondern eine bunte, altersgemischte Gemeinschaft ist der Bayerische Waldgau, dessen Vereine sich in der Mehrzweckhalle Teisnach zu ihrem 52. Volkstanztreffen versammelten. Dass der Volkstanz kein längst überholtes Brauchtum, sondern durchaus zukunftsträchtig ist, zeigte die Präsenz der überaus zahlreich gekommenen jugendlichen Tänzer und Tänzerinnen. Das musikalische Intro kam von der tonangebenden Musikkapelle „Tittlinger Tanzbodn-Musi“ unter der bewährten Leitung von Anton Mayer, die den „Waidlermarsch“ zum Besten gaben.

Eleonore Wittenzellner-Muhr, die Vorsitzende der „Woidschrazln“ Teisnach konnte in der frühlingshaft geschmückten Halle annähernd 500 Anwesende willkommen heißen. In ihrer Eigenschaft als Trachtenberaterin des Waldgaues propagierte sie selbstbewusst die Schönheit der erneuerten Volkstracht und forderte dazu auf, diese auch bei privaten, festlichen Anlässen zu tragen. Ihr Dank galt der Gemeinde für die Unterstützung, sowie dem Personal hinter Schenke und Tresen.

Ein ganz herzliches Grüß Gott entbot Gauvorsitzender Andreas Tax. Sein Gruß galt vor allem Bürgermeister Daniel Graßl, 3. Bürgermeister Alfons Altmann, dem 2. Gauvorstand des Patengaues Dreiflüssegau Passau, Alois Haydn mit Frau Regina, sowie alle anwesenden Ehrenmitglieder. „Wir brauchen keine Plattler. Wir haben viele bodenständige Volks- und Figurentänze, die es wert sind, zu bewahren und weiterzugeben an weitere Generationen. Dazu stehen wir“, so Tax. Auch Daniel Graßl freute sich über die Abhaltung der Traditionsveranstaltung in der Marktgemeinde und dankte den Woidschrazln für die Organisation. Tax bedankte sich bei Graßl mit einer DVD als Präsent.

Durch das Programm führte in gekonnter Manier Gauvolkstranzreferent Eugen Sterl, der mit einer kurzweiligen Moderation die Fäden in der Hand hielt. Das Geschehen auf der Tanzfläche nahm seinen Anfang mit dem Gautanz, dem „Ochsntreiber“ und einer Runde Walzer „zum Warmwerden“. Als Pflichttänze für die 17 gemeldeten Gruppen waren in diesem Jahr der „Rediwa“, „Maxberger“, „Müllerburschenpolka“, Tanzfolge „Haxnschmeißer-Webertanz-Marschierpolka“, „Obfelder Dreier“ (Tanz zu dritt) sowie „Weiß-Blau“ und „Des is a Süaßa“ (Zwiefache) ausgesucht worden, die die große Bandbreite des bodenständigen Volkstanzes eindrucksvoll unter Beweis stellten. Dazwischen lockerten allgemeine Volkstanzrunden das Geschehen auf und riefen Jung und Alt auf die Tanzfläche. Besonders den Nachwuchstrachtlern war die Freude am Tanzen schier an den frohen und erhitzten Gesichtern abzulesen. Wie Sterl erwähnte, wurde aus der großen Trachtlerfamilie die Tanzgruppe aus Kollnburg ausgewählt, um bei der Verfilmung von „Eine ganz heiße Nummer“ zwei Volkstänze aufzuführen. Den „Meist-Preis“ dürften sich wohl die „Gotthardsbergler“ Kirchberg verdient haben, die mit 15 Paaren beim „Rediwa“ glänzten. Großen Applaus verdiente sich die aus den vier Bezirken zusammengesetzte Jugendgruppe, die mit ihren 41 Paaren in zwei Tanzkreisen den „Rediwa“ zeigte.

Besondere Aufmerksamkeit verschaffte sich die Tanzgruppe der „Waldler“ Viechtach, dem ältesten Verein des Waldgaues (113 Jahre). Angetan mit weißen Mützen und im gemächlichen Original-Tempo, brachten sie ihren vereinseigenen Paradetanz, die „Müllerburschenpolka“ aufs Parkett. Der Tanz erzählt die Geschichte des Müllerhandwerks. Er kommt aus Schlatzendorf und wurde von Volkskundler Wolfgang A. Mayer vom Institut für Volkskunde in München 1973 dort aufgezeichnet. Ihnen konnte an diesem Abend die Ehrenurkunde für 50-jährige Teilnahme beim Volkstanztreffen überreicht werden. Vortänzer Matthias Schlecht nahm diese aus den Händen der beiden Gauvorstände Andreas Tax und Adolf Breu entgegen. „Warum wir zweimal nicht dabei waren, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Wahrscheinlich haben wir gestroicht“, so Walder-Vorstand Hans Greil humorvoll. Er hatte auch eine Überraschung parat: Otto Penzkofer, damaliger Vereinsvortänzer, überreichte an den Gau eine Repro der Urkunde vom ersten Preistanzen aus dem Jahr 1967, das der Viechtacher Verein gewinnen konnte. Nun besteht ein Gleichstand mit den „Ossabuam“ Lam, die heuer wegen eines Trauerfalls nicht teilnahmen. Kleinere Jubiläen konnten die Vereine Stoarieda Ottenzell (30 Teilnahmen), Gotthardsbergler Kirchberg (40), D’Riedlstoana Arrach und Plattnstoana Raindorf (25) feiern.

Eine weitere hohe Auszeichnung wurde Gauvolkstanzreferent Eugen Sterl mit Frau Lisbeth zuteil. Die beiden überaus aktiven Volkstänzer wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. In seiner Laudatio erwähnte Gauvorsitzender Andreas Tax, dass Sterl 1977 als Gebietsvortänzer der Gruppe II begann. „Über 40 Jahre engagierte Arbeit für Brauchtum und Tradition sind es wert, geehrt zu werden“, so Tax. Sterls Vorgänger als Gauvortänzer waren Franz Stoiber (Grafenwiesen, 1964), Otto Penzkofer (Viechtach, 1972) und Franz Kaiser (Furth i. Wald, 1980). Im Jahr 2000 wurde Sterl Nachfolger von Franz Kaiser. Unter Sterls Regie erfolgte 2008 die Herausgabe einer DVD mit bodenständigen Volkstänzen. Umringt von den Vortänzerpaaren der Vereine wurden die Ehrennadeln an das Ehepaar Sterl angesteckt, während Lisbeth Sterl Blumen entgegennehmen durfte. Am Ende der Veranstaltung stand die Verteilung der Teilnahmeurkunden und die Tittlinger Tanzbodenmusi spielt noch geraume Zeit zum Tanzen auf.

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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