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150 Jahre FFW Umrathshausen: Gespräch mit dem Vorsitzenden Georg Noichl

Ein paar Fragen an den Vorsitzenden der Feuerwehr Umrathshausen Georg Noichl. Er ist seit 2010 als erster Vorsitzender verantwortlich für die Führung des Feuerwehrvereins.

Samerberger Nachrichten: 150 Jahre Feuerwehr Umrathshausen ist ein stolzes Jubiläum, was weiß man denn noch über die Gründerzeiten?

Georg Noichl: Vor rund 150 Jahren wurden überall in der Region die Feuerwehrvereine gegründet. In Prien bestand die Feuerwehr bereits seit 1869, in Aschau seit 1870, in Bernau seit 1872, es folgten 1873 Frasdorf und Söllhuben, Greimharting und Endorf 1874 und in Wildenwart 1876. Es ist nur zu verständlich, dass auch Umrathshausen zum Schutze vor den häufigen Schadensfeuern der damaligen Zeit 1872 die Bildung einer Feuerwehr in der kleinen Gemeinde für zwingend notwendig hielt. Wenn man die langen Zeiten und die schlechten Wege für die Alarmierung der Wehren in den Nachbarorten rechnet, ohne die Hilfe von Telefon oder Sirene, die örtliche Alarmierung der Löschmannschaften und die langen Anmarschwege aus Aschau, Bernau oder Prien, so kann auf eine eigene Feuerwehrorganisation im Ort nicht verzichtet werden. Folgerichtig gründeten die Bürger der ehemaligen Gemeinde Umrathshausen ihre eigene Feuerwehr, in den 150 Jahren bis heute ist sie zu einer schlagkräftigen Wehr herangewachsen. Leider sind aus der Gründerzeit fast keine Unterlagen überliefert.

Samerberger Nachrichten: Wie viele Männer und Frauen sind denn derzeit aktiv in der Feuerwehr?

G.N.: Dem Verein gehören derzeit 108 Feuerwehrleute an, davon 54 im aktiven Feuerwehrdienst, fünf Jugendliche stehen als Feuerwehranwärter in der Ausbildung. Kommandant der aktiven Feuerwehrleute ist seit 2011 Martin Dialler, als sein Stellvertreter arbeitet Peter Bauer mit.

Samerberger Nachrichten: Ohne gute Ausstattung hilft auch der beste Wille nichts. Was steht der Umrathshauser Wehr an Fahrzeugen und Gerät zur Verfügung?

G.N.: Die verantwortlichen Gemeinden Umrathshausen und seit 1978 Frasdorf stellten uns Feuerwehrleuten im Rahmen ihrer Möglichkeiten stets geeignete Fahrzeuge und das beste Material für den Einsatz zur Verfügung.

Seit 2001 ist die Wehr mit einem Löschfahrzeug LF 8/6 ausgestattet, es löste den Ford Transit ab, der seit 1975 26 Jahre lang im Dienst stand. Mit dem Löschfahrzeug LF 8/6 der Firma Iveco verfügt Umrathshausen über ein modernes Fahrzeug für den klassischen Brandeinsatz. Eine fest eingebaute Pumpe, eine absetzbare Tragkraftspritze, schwere Atemschutzgeräte, genügend Schlauch und 600 Liter Wasser für den ersten Sofortangriff ermöglichten es den Feuerwehrleuten, Brände schnell und gezielt zu bekämpfen. Die umfangreiche Beladung ermöglicht auch alle sonstigen Hilfeleistungen

2013 beschaffte die Feuerwehr Umrathshausen als Ergänzung zum großen Löschfahrzeug ein zweites Fahrzeug. Der aus Vereinsmitteln beschaffte Toyota-Pick-Up, wird vor allem als schnelles Transportfahrzeug für vier Feuerwehrleute eingesetzt. Der Einsatz des großen Rüstwagens ist nicht immer notwendig, wenn nur Aufräum- und Hilfsarbeiten anfallen. Das wendige kleine Fahrzeug kann bei Bedarf auch schnell umgerüstet werden, so dass die eingeteilte Vorausabteilung mit den Gerätschaften an Bord schnell und zielgerichtet zum Einsatz kommen kann, bis das Gros der Mannschaft mit dem großen Einsatzwagen und dem Gerät zur Schadensbekämpfung heran ist.

Samerberger Nachrichten: Seit der Gebietsreform 1978 gehört Umrathshausen zur Gemeinde Frasdorf. Damit verfügt die Gemeinde über drei örtliche Feuerwehren in Frasdorf, Umrathshausen und Wildenwart, die stets auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten werden müssen. Ist der Aufwand nicht zu groß?

G.N.: Gegenfrage: Wie teuer ist ein Menschenleben? Wie wertvoll sind uns Eigentum, Hab und Gut der Gemeindebürger? Wenn durch den Einsatz der Feuerwehr ein Mensch gerettet werden kann, dann erübrigt sich wohl diese Frage. Der Schutz der Menschen und der Erhalt der Sachwerte ist unser höchstes Ziel seit 150 Jahren. Nur über die Feuerwehren können bei Schadensereignissen in kurzer Zeit und überall viele Hilfskräfte alarmiert werden. Die rasche Erreichbarkeit der Feuerwehrleute und die speziellen Ortskenntnisse stellen einen unschätzbaren Vorteil der kleinen Feuerwehren dar.

Samerberger Nachrichten: Jeder weiß: die Feuerwehren Retten – Löschen – Bergen – Schützen. Was kommt denn auf die Einsatzkräfte zu?

G.N.: Jedes Jahr fallen zahlreiche Einsätze für die Männer und Frauen der Wehr an: gut in Erinnerung sind noch bei allen der Großbrand eines Bauernhofs 2019 in Dösdorf, die Schneeräumeinsätze auf den Dächern in Frasdorf und Sachrang 2018 oder die Hochwassereinsätze von 2013 im Oberen Priental, weniger spektakulär waren die Beseitigung der zahllosen Ölspuren, das Absichern der Unfallstellen, die Hilfe bei Kfz-Unfällen, die Verkehrssicherungs- und Absperrmaßnahmen bei gemeindlichen Veranstaltungen, die Teilnahme am Ferienprogramm der Gemeinde oder die Brandschutzerziehung und Selbstschutz-Grundausbildung im Dorf – überall ist die Feuerwehr gefragt. Durch zahlreiche Übungen halten sich die aktiven Feuerwehrleute fit für den Einsatz, den Prüfungen für das Feuerwehrleistungsabzeichen unterziehen sich jährlich so viele Aktive, wie möglich.

Samerberger Nachrichten: Die Vorbereitungen für das große Fest biegen in die Zielgerade ein, nur wenige Tage trennen uns noch vom Bieranstich und vom großen Festtag. Wird alles zeitgerecht fertig?

G.N.: Wir liegen gut in der Zeit. Alle großen Vorbereitungen sind abgeschlossen und an den Kleinigkeiten kann man ja unendlich feilen. Wir haben sehr viele erfahrene Leute mit dabei, die wissen wie man so ein Fest auf die Beine stellt. Die Umrathshauser Dorfgemeinschaft hilft bei solchen Ereignissen stets vereinsübergreifend zusammen und die Jungen lernen dabei, wie sie an verantwortlicher Stelle in 25 Jahren das 175-jährige Bestehen des Vereins im Jahr 2047 organisieren können (lacht). Alle beteiligten Behörden und Institutionen haben kurzfristig gut mitgezogen, vor allem die Gemeinde Frasdorf hat uns in jeder Hinsicht unterstützt.

Samerberger Nachrichten:Was gibt es denn noch so zu tun?

G.N.: Nach dem Aufbau und der Möblierung des Zeltes müssen wir uns um den Platz des Feldgottesdienstes und um den Altaraufbau kümmern, wir müssen ein paar Tage vor dem Fest für gemähte Wiesen sorgen, damit ortsnahe Parkplätze bereit gestellt werden können. Die meisten Gäste wollen ja mit dem Auto direkt ins Festzelt fahren (lacht)

Samerberger Nachrichten: Wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch.

Interview und Fotos: Heinrich Rehberg


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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