Brauchtum

100 Jahre Musik- und Trachtenverein Helmbrechts

Der 100. Geburtstag ist ein Grund zum Feiern. Erst recht, wenn ein Jubilar so gut beieinander ist wie der Musik- und Trachtenverein Helmbrechts. Deshalb erfreute die 1924 als Zitherklub gegründete Gemeinschaft mit einem Heimatnachmittag im Bürgersaal ein zahlreich erschienenes Publikum. Zur Unterhaltung spielte die Musikkapelle Geisenberger aus Gilgenberg. Auch Gäste aus der Partnerstadt aus Österreich waren unter den Gästen. Bürgermeister Stefan Pöhlmann bezeichnete die Verbindungen nach Gilgenberg wie auch zu Volary und Mions als sinnvollen Beitrag zum Zusammenwachsen Europas. Die Grüße des bayerischen Ministerpräsidenten überbrachte Staatssekretär Martin Schöffel und auch Landrat Oliver Bär beglückwünschte den Verein zu seinem Jubiläum.

Er zeigte sich dankbar dafür, dass die Trachtler die Region im Herzen und den Stolz auf Herkunft und Heimat nach außen tragen. Grüße und Dank an die Vereinsführung sprachen auch MdL Kristan von Waldenfels, Chantal Türmer vom Trachtengau Oberfranken sowie Vertreter befreundeter Vereine aus nah und fern aus.

Zu den allesamt exzellenten Auftritten an diesem Tag gehörten Darbietungen der Kirchbergsaiten und  die Volkstanzgruppe des Jubiläumsverein. Mit Volkstänzen eroberte auch der Trachtenverein „Alt Bayreuth“ und die Volkstanzgruppe Gefrees die Sympathien der Zuschauer. Egon Kraus brillierte mit seiner Steierischen und für schmunzelnde Gesichter sorgten Sonja Keil und Reinhard Witzgall mit ihren tiefgründig-humorvollen Geschichten. Sonja Keil erzählte u.a. vom Tanzen früher und heute und gab ein Gespräch mit „der selln und der „annern“ wieder. Reinhard Witzgall hatte Wortspielereien mitgebracht und erklärte beispielsweise den Unterschied zwischen Veganer und unerfahrenen Wanderern, den Wegahnern. Verpackt in einem heiteren Dialog verwiesen die beiden Mundartdichter auf die Schönheiten der Region.

Auch reichlich Informationen gab es an diesem Nachmittag. Vorsitzende Stefanie Pichler, die durch das Programm führte, ging auf die Geschichte des Vereins ein und spannte den Bogen von der Gründung des Zitherklubs „Gut Klang“, in dem nur Spieler von Saiteninstrumenten mit großem Können und unter Zustimmung des Dirigenten aufgenommen wurden bis zur Jetztzeit. Dazwischen lagen die Gründung der Oberlandler Helmbrechts, der Zusammenschluss beider Gruppen im Jahr 1936, ein Neustart nach dem zweiten Weltkrieg, die Ausrichtung von Bezirkstrachtentagen und Mitwirkung von Gruppen des Vereins an Rundfunk- und Fernsehsendungen. Eine ausführliche Chronik zum Werdegang des Jubilars ist in mehreren Folgen bereits im Helmbrechtser Amtsblatt erschienen.

Die Kleidung der Volkstumsbewahrer hat sich übrigens gewandelt und sieht heute anders aus als 1930, als die Oberlandler ins Leben gerufen wurden. Damals trugen Mitglieder des Helmbrechtser Vereins die Miesbacher Tracht. Das kam daher, weil zur Jahrhundertwende viele Holzfäller aus Oberbayern in das Hofer Land kamen. Diese Arbeiter wurden gebraucht, um der Borkenkäferplage Herr zu werden. Einige der Gäste blieben dauerhaft und so gelangte die Miesbacher Tracht in die Gegend. Später trugen hiesige Heimatforscher alte Kleidungen aus Höfen, Handweber- und Handwerkshaushalten zusammen und kreierten daraus die jetzigen Kleider und Anzüge. Birgit Jauernig, Trachtenberaterin des Bezirks, erläuterte anhand der Helmbrechtser Tracht, Details der Ausstattung. Bei Männern und Frauen sind handgestickte Strümpfe Pflicht, der Hut des Mannes ist ein Mittelding zwischen Filzhut und Hut und bei den Frauen bilden Mieder und Rocke eine Einheit, wobei der Rock in Falten gelegt ist. Leider sind viele alte Trachten nicht erhalten, denn die Festtagskleidung bekam man zur Hochzeit, wurde nur zu besonderen Anlässen getragen und auch mit ins Grab genommen. Ersetzt wurden an der Kleidung im Lauf der Zeit lediglich Tücher und Schürzen.

Wenn der Verein als Botschafter der Heimat unterwegs ist, dann wird auch die Fahne mitgeführt. Diese gibt es seit 1960, die Patenschaft dafür hat der Verein Edelweiß Bayreuth übernommen. Zum 100. Bestehen stiftete Bürgermeister Stefan Pöhlmann ein Fahnenband, das von den Geistlichen geweiht wurde.

Imposant gestaltete sich das Schlussbild der Veranstaltung. Nach der Hymne an die Heimatstadt, dem Helmbrechts-Lied, interpretiert von den Kirchbergsaiten, bat Stefanie Pichler alle Mitwirkenden und Trachtenträger auf die Bühne. Dort sangen sie gemeinsam das Oberfrankenlied. Anschließend ging es mit gemütlichem Beisammensein und Tanz weiter.

Ein würdiger Abschluss einer rundum gelungenen Feier, bestens organisiert von 2. Vorsitzenden Günter Werdecker.  Mit dieser Veranstaltung setzte der Musik- und Trachtenvereins in seiner wechselvollen Geschichte einen weiteren Meilenstein und sorgte für unbeschwerte Stunden, an die sich die Teilnehmer immer wieder gerne erinnern werden.

Bericht und Bilder: WB / Trachtengauverband Oberfranken

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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