Kultur

100 Jahre Breitbrunner Männergesangverein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Jubiläumsfeier am 16. November in der Chiemseehalle  – Der Breitbrunner Männergesangverein lädt im Nachgang an eine Gedenkmesse seine Mitglieder, Vereine und Freunde der Sänger zu einer Jubiläumsfeier mit einem bunten Programm in die Chiemseehalle ein. Der Anlass, er kann auf 100 Jahre gemeinsames Singen zurückblicken. Umd auch Grund genug für eine Rückschau.

Bereits in den 1880er Jahren gab es in Breitbrunn, Gstadt und der Insel die „Chiemseer Singvögel“. Diese aus Männer bestehende Truppe trat in den umliegenden Hotels auf und hatten in der Spitze sogar ein Engagement in der Schweiz, so erzählte man es gerne an den Stammtischen. Wie lange sie letztlich aktiv waren, ist nicht bekannt. In den 1920er Jahren keimte in der Bevölkerung erneut der Wunsch auf, einen Männergesangverein zu gründen, was vorerst einmal in Ermangelung eines fähigen Dirigenten scheiterte. Anlässlich einer Neubesetzung der vakanten Lehrerstelle konnte 1923 mit dem Überseer Hans Zierhut – der ein Freund vom damaligen Pfarrer Martin Schweiger war – ein ambitionierter Chorleiter gefunden werden. Das musikalische Interesse begann sich zu regen und bereits im Oktober hatten sich zirka 20 sangesfreudige Männer zusammengefunden, um das Notenlesen zu erlernen. Schließlich wurde am 24. Januar 1924 im Breitbrunner „Gasthof zur Post“ der „Männer-Gesang-Verein“ aus der Taufe gehoben.

Unter der Ägide von Sebastian Jell, Wagnerbauer von Mühln (Vorsitzender), Georg Schmid, Stationskommandant (Schriftführer), Georg Krug, Bäcker (Schatzmeister) und Kaspar Obermair, Neuwirt (Bücherwart) sowie Hans Zierhut (Dirigent) machte man sich ans Werk, so die Annalen. Vom beschlossenen Mitgliederbeitrag über zwei Mark bleibt der Dirigent befreit. In der 1. Generalversammlung im Oktober übernimmt der Verein die Statuten des Chiemgauer Sängerbundes, die einen Beisitzer einfordern. Im Laufe der Jahre wird die Vorstandschaft noch um einen Vereinsdiener, Requisitenwart und einen Fähnrich für die Standarte erweitert.

Vorerst fanden die Gesangproben im örtlichen Schulhaus statt, da keine der Gaststätten über ein Klavier verfügte. Zur Finanzierung der unumgänglichen Anschaffung eines eigenen Instrumentes ergeht an die sangesfreudige Einwohnerschaft die Einladung mit dem Appell, das Ansinnen als Passives Mitglied mit einem Beitrag von drei Mark oder als Ehrenmitglied mit höherer Spende sowie Eintragung in die Vereinschronik zu unterstützen. Der Werbevers dazu war: Es singe, wem Gesang gegeben – der Gesang verschönt das Leben – und wer selbst nicht singen kann, stellt trotzdem seinen Mann – das bald erschallt am Chiemsee Strand, aus frischen Seelen Sängerdank. Und somit konnte durch großzügige Spenden ein Klavier erworben werden, dass im Nebenzimmer des „Gasthof zur Schönen Ausssicht“ seinen Platz fand und der dann auch über viele Jahre zur Vereinsherberge wurde, so die Chronik. Geprobt wurde von Oktober bis Ende der Faschingszeit. Da ein Drittel der Sänger aus Gstadt waren, wurde ab 1926 jeden ersten Dienstag auch dort geübt.

Durch die zunehmenden Aktivitäten der Ortsvereine ließ der Herbergsvater zur Gaststube noch ein „Salettl“ (Kleiner Saal) errichten, das 1925 mit Gesang und Theater eingeweiht wurde. Durch den regen Besuch der Gesangstunden war es dem noch jungen Verein schon bald möglich, die verschiedensten Veranstaltungen auszurichten. So wurde der jährlich wachsende Faschingsball ein gut besuchtes Fest, das mit lustigen Liedern, Sketschen, Pantomime und allerlei lustigen Einlagen gestaltet wurde. Bereits im Mai 1924 kam eine Einladung vom „Berglerverein“ aus Eggstätt, zudem man mit Pferdegespann und holzbereiftem Wagen vom Vorsitzenden Jell in die Nachbargemeinde reiste. Zwei Jahre später stiftete Frau Stehl eine Tischstandarte, was mit Gesang und Musik bis spät in die Nacht gefeiert wurde. 1925 trat der noch junge Verein dem Chiemgauer Sängerbund bei, es folgte der erste Vereinsausflug mit Gegenbesuch per Chiemseeschifffahrt nach Übersee.

Eingeladen wurde zum Sommerfest nach Rimsting, Gartenfest in Gstadt, Familienunterhaltung zu Silvester und Maibaumaufstellen in Gstadt.

Schnell stieg die Mitgliederzahl auf 35 Sänger (1928), fiel aber auf Grund der Kriegswirren auf 24 zurück und die Aktivitäten wurden momentan eingefroren. Nach dem Niedergang des Vereins 1936 als Folge der allgemeinen politischen Situation haben die damaligen Sangesbrüder ab 1948 beim Landratsamt Rosenheim einen Antrag zur Wiederaufnahme des Vereinsleben gestellt. Nach eingehender Überprüfung und Unterzeichnung einer Verpflichtungserklärung, den Verein im demokratischen Sinne zu führen, konnten die Verantwortlichen den Probenbetrieb wieder aufnehmen,

Im Laufe der Jahre folgten auf Jell als Vereinsvorstände Josef Stärzl, Peter Huber sen., Hermann Binniker, Erwin Liedl, Kurt Distler, Peter Huber, Christian Axmann, Hans Gerlinger, Helmut Meidert und aktuell Sepp Obermeier. Als Dirigenten standen nach Zierhut noch Karl Haider, Peter von Cerncic, Ehrenfried John, Wastl Reiter und seit ein paar Jahren Hans Hainz am Dirigentenpult.

Das musikalische Repertoire der Sänger umfasst vom Volksliedgut über Schlager auch internationale Lieder und ist somit sehr facettenreich.

Die Sänger veranstalten während der Weihnachtszeit eine Christbaumversteigerung und beschließen die Singsaison mit dem jährllichen Frühjahrssingen. Der Verein singt zu kirchlichen Veranstaltungen genauso wie an Seniorennachmittagen, führt aber auch Einakter oder musikalische Sketche auf. Der vierstimmige Chor schätzt das gesellige Miteinander und veranstaltet im wieder mal Vereinsausflüge. Neue interessierte Sänger sind immer gerne gesehen. wak

Einladung zum Jubiläumsabend am Samstag, 16. November, 19.00 Uhr Heilige Messe in der Breitbrunner Kirche, musikalische Gestaltung durch MGV, anschließende Jubiläumsfeier in der Chiemseehalle. Außer einigen Ehrungen gibt es ein reichhaltiges Programm mit Theater, Film, Musik, Gesang, Essen & Trinken. Lasst Euch überraschen! Die Vorstandschaft

Bericht und Bilder: Tschali Wastl

Ein Zeitungsartikel aus dem Gründerjahr in der damaligen Chiemgau-Zeitung

Eine Einladung zur ersten Familienunterhaltung von 1924

Das älteste Foto von den Gründervätern vom 1. Vereinsausflug 1925 nach Übersee ins Wirtshaus „D´Feldwies“

 

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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