Ukraine- & Nothilfe

1 Jahr Ukraine-Krieg – Chiemgauer Helferkreis informiert

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein Jahr nach Ukraine-Kriegsbeginn – Chiemgauer Helferkreis informiert  – Interview mit der Vorsitzenden Kathi Schmid aus Höhenmoos  –   Über die Situation der Menschen in der Ukraine  ein Jahr nach Kriegsbeginn sprachen wir mit dem Chiemgauer Helferkreis für die Erzdiözese Ternopil in der West-Ukraine. Die Fragen gingen an die Vorsitzende Kathi Schmid aus Rohrdorf-Höhenmoos, sie steht in ständiger Verbindung mit den Priestern und Organisatoren von Ternopil.

 Frage: Was hat sich in diesem Jahr geändert?:

Antwort: Die Situation in der Ukraine hat sich seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 total verändert. Auch die Aufgaben des Helferkreises  mussten schlagartig geändert werden. War dies seit mehr als 20 Jahren das Motto  Hilfe zur Selbsthilfe, so ist nun seit einem Jahr die  bedarfsorientierte Hilfeleistung für die Menschen in der Diözese Ternopil vordinglich.

Frage: Was wurde bislang geleistet?

Antwort: In 17 Hilfstransporten, meist mit großen LKWs, wurden etwa 150 Tonnen Hilfsgüter transportiert.

Dieser auch finanzielle Aufwand war allerdings nur möglich durch unzählige Spenden von Privatpersonen, Firmen und Geschäften. Aber auch die Spenden durch Aktionen von Vereinen und Organisationen trugen ihren Teil dazu bei. Eine große Hilfe war die finanzielle Unterstützung durch „BR-Sternstunden, die sich mit einer Summe von 140.000 Euro an den enormen Kosten beteiligt haben. Für dieses Jahr gibt es bereits wieder eine Zusage für weitere Unterstützung.Geplant ist, dass die nächste Fahrt mit benötigten Hilfsgütern an Ostern stattfinden soll.

Frage: Wer sind Ihre wichtigsten Kontaktpersonen?

Antwort: Ansprechpartner in der Ukraine ist Pfarrer Firman. Er ist Generalökonom der Diözese Ternopil und rechte Hand des Erzbischofs Vasyl Semenjuk, Metropolit der Erzdiözese Ternopil/Zboriv. Pfarrer Firman ist verantwortlich für die Organisation der Flüchtlinge vor Ort. Durch ständigen Kontakt zu ihm ist es möglich, all das zu kaufen oder zu sammeln, was dringend benötigt wird. Was es jedoch in der Ukraine zu kaufen gibt, soll auch dort eingekauft werden. Zum einen stärkt das die Wirtschaft, zum anderen müssen die Sachen hier nicht besorgt werden und spart auch Transportkosten – immerhin kosten so eine Fahrt mindestens 2.500 Euro.  Finanzielle Unterstützung zur Anschaffung all dieser Dinge ist daher dringend nötig.

Frage: Wie sieht das Leben jetzt aus?

Antwort: In der Region Ternopil leben zur Zeit ca. 80.000 Flüchtlinge aus dem Osten und Süden der Ukraine. Allein in dem kleinen Ort Zarvanytsja leben in 4 Häusern der Griechisch-Katholischen Kirche 160 Personen, meist Mütter mit ihren Kindern, aber auch viele Alte und Kranke werden dort versorgt. Die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Versorgung trägt die Diözese – ohne staatliche Unterstützung. In der für mehrere Dörfer im Nachbarort eingerichteten Schule und im dortigen Kindergarten werden 160 Kinder betreut, 40 davon sind geflüchtete Kinder. Pfarrer Firman beteiligt  sich an den Kosten der Schulspeisung mit monatlich ca. 1.200 Euro, da der Staat nur für Kinder der 1.-4. Klasse sowie für Kinder von arbeitslosen Eltern das Essen bezahlt. Rund um die Kathedrale von Ternopil werden zweimal im Monat  2.000 bis 2.300 Essenspakete mit Grundnahrungsmitteln  an Flüchtlinge kostenlos abgegeben. Jedes Paket hat einen Wert von ca. 10 Euro, was einem Kostenaufwand von 40 bis 45.000 Euro monatlich entspricht. Täglich gibt es mindestens einen Sirenenalarm. Die Schutzräume müsen dann umgehend aufgesucht werden. In den großen Kirchen gibt es  Bombenschutzkeller für die Bevölkerung. Pfarrer Firman bringt in diese Räume Trinkwasser in PET-Flaschen, die in der von ihm gebauten Wasserabfüll-anlage in Zarvanytsja hergestellt werden. Die Stromversorgung ist nach wie vor nicht stabil. Nur selten gibt es durchgehend Strom. Meistens ist der Strom für 3 Stunden angestellt, 6 Stunden gibt es dann keinen Strom – und das immer im Wechsel. Heizung und Wasserversorgung sind dann in der Zeit ohne Strom unterbrochen, und auch die Fahrstühle in den großen 11-stöckigen Häusern in der Stadt können nicht bedient werden. Ein großes Problem für alte Menschen und Familien mit kleinen Kindern. Pfarrer Firman macht sich immer wieder auf den weiten Weg nach Deutschland, um z. B.  bei Renovabis, Ostkirche, Kirche in Not oder der Eparchie in München um finanzielle Hilfe für alle seine Aufgaben zu bitten. Auch gut gestellte Personen in der Ukraine unterstützen seine Aktionen, denn mit staatlicher Unterstützung kann er nicht rechnen.

Frage: Wie kann weiter geholfen werden?

Antwort: Daher ist es nach wie vor dringend erforderlich, ihn weiterhin zu unterstützen in seinem Engagement für die  vielen  auf  Hilfe angewiesenen Menschen in der Region Ternopil.

Weitere Informationen über den Helferkreis unter: www.helferkreis-ternopil.de

Spendenkonto: Sparkasse Rosenheim, IBAN: DE 44 7115 0000 0000 0535 38

Wer eine Spendenquittung benötigt, bitte im Feld „Verwendungszweck“ die genaue Anschrift angeben.

Fotos: Erzdiözese Ternopil und Chiemgauer Helferkreis – Eindrücke von den Hilfsfahrten

 Foto: Hötzelsperger – Gemeinsam beim Verladen im Priener Feuerwehrhaus, u.a. mit den Helferkreis-Vorsitzenden Kathi Schmid und Fritz Tischner (erste Reihe).   

 Foto: Kathi Schmid (privat)


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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